Security Essen

Absagen: Geht die Essener Security den Weg der CeBIT?

Der deutschen Sicherheitsbranche geht es gut, die Umsätze stiegen 2015 um 16,9 Prozent. Trotzdem bleiben auf der Essener Fachmesse namhafte Aussteller weg. Reiner Zufall oder steht ein Wandel bevor?

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Security 2014 (Bild: Messe Essen)

Die Essener Sicherheitsmesse Security und große Namen – das war über lange Jahre ein unerschütterliches Paar. Aber bei der diesjährigen Veranstaltung, die vom 27. bis 30 September 2016 stattfindet, werden erstmals einige von ihnen fehlen. Aus Deutschland sind das Bosch und Siemens, doch mit Honeywell und Tyco werden auch zwei große internationale Konzerne abwesend bleiben. Die Messeveranstalter selbst freuen sich zugleich über ein großes Ausstellerinteresse. Nachdem sich 2014 zum 40-jährigen Jubiläum 1.045 Aussteller in den Hallen drängten, soll die Zahl der teilnehmenden Unternehmen auch in diesem Jahr im vierstelligen Bereich bleiben.

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Bosch: Ganz klein und ganz groß

Also kein Grund zur Beunruhigung? Die Erklärungen der wegbleibenden Unternehmen geben zumindest Anlass für einige Gedanken. Für die Bosch Sicherheitssysteme GmbH erklärte Corporate Communications Manager Erika Görge die Gründe für die Security- Absage: „Wir konzentrieren uns im deutschsprachigen Raum momentan mehr auf die Fokus-Messen wie die Prolight + Sound und die Light + Building in Frankfurt am Main; auch auf der Feuertrutz in Nürnberg stellen wir aus. Gleichzeitig stehen bei uns dieses Jahr die großen, internationalen Messen im Mittelpunkt: So waren wir im Januar bereits in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf der Intersec 2016 in Dubai vertreten.“

Bosch Sicherheitssysteme nahm zudem an anderen internationalen Großveranstaltungen teil. Im April stellte das Unternehmen neben 30.000 weiteren Teilnehmern auf der größten US-amerikanischen Sicherheitsmesse ISC West in Las Vegas aus. Im Juni 2016 folgte ein weiterer Auftritt auf der mit 25.000 Ausstellern nur unwesentlich kleineren IFSEC in London.

Siemens will es individueller

Mit Siemens wird ein zweiter prominenter deutscher Name auf der Ausstellerliste fehlen. Auf Nachfrage erklärte das Uwe Bartmann, Leiter der Siemens-Division Building Technologies Deutschland, so: „Siemens wird dieses Jahr nicht auf der Messe Security ausstellen. Wir haben uns dazu entschieden, unser Security & Safety Portfolio unseren Kunden noch individueller vor Ort zu präsentieren und statt einer großen Messe mehrere regionale Hausmessen durchführen.

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Uwe Bartmann, Leiter der Siemens-Division Building Technologies Deutschland (Bild: Siemens)

Dazu werden wir unsere Sympos-Reihe, die wir schon punktuell durchführen, deutschlandweit ausrollen. Neben unserem verstärkt regionalen Auftritt werden wir zukünftig unsere Kunden noch stärker auch über digitale Medien und Plattformen ansprechen. So bieten wir unseren Kunden und allen Interessierten die Möglichkeit, sich vor Ort und online umfassend über unser Angebot zu informieren.“

Tyco: Lösungen und Anwendungen statt Produkt-Shows

Während von Honeywell keine Stellungnahme zu bekommen war, übernahm für Tyco Security Products Westeuropachef Kester Peter Brands die Begründung der Absage seiner Firma und ließ es dabei an Deutlichkeit nicht mangeln:

„Tyco wird in diesem Jahr ebenfalls nicht auf der Security als Austeller vertreten sein. Die Entscheidung hängt (…) mit dem Feedback unserer Partner zusammen, die ganz klar sagen: Messen wie die Security sind nicht mehr das, was sie mal waren, auch die IFSEC leidet sehr. Das liegt einfach am Konzept und dem Überangebot von Messen, dass dort meist zum einen nur eine Aneinanderreihung von neue Produkten stattfindet, aber weniger Lösungen und Anwendungen gezeigt werden. Und unsere Partner aktuell eher spezifische auf sie und mit ihnen abgestimmte Veranstaltungen, zum Teil auch für ihre Kunden präferieren. Wobei hier fairerweise zu sagen ist, dass auch da bereits ein Überangebot im Markt vorhanden ist.“ Also soll zugunsten einer mehr individuell zugeschnitten Marketingstrategie der Schwerpunkt mehr auf Kleinveranstaltungen gelegt werden.

Kleine Fachmessen werden weiterhin beschickt, mit regionalen Hausmessen sollen Kunden mehr vor Ort gewonnen werden. Auch das Internet als Informations- und Vertriebskanal gewinnt weiterhin an Bedeutung. Großveranstaltungen wie internationale Messen erscheinen manchen Firmenverantwortlichen dagegen zunehmend als überdimensionierte Gemischtwarenläden, innerhalb deren Angebot ein klar fokussierter Messeauftritt immer schwieriger wird.

Parallelen zur CeBIT?

Es gibt Stimmen, die angesichts dieser Argumente und Prämissen Parallelen zu einer anderen Großmesse erkennen, der CeBIT. Unter lebhafter Anteilnahme der Presse zogen sich von der Messe in Hannover vor zehn Jahren Weltkonzerne wie IBM oder Microsoft zurück. Auch seinerzeit setzten die Verantwortlichen stattdessen auf eher kleinteilige Events und Präsentationen, um zielgenauer auf (Neu-) Kunden zugehen zu können. Doch nach wenigen Jahren waren die Unternehmen zurück. Was allerdings die Krise der CeBIT und fünf Jahre Schrumpfkurs seit 2010 nicht aufgehalten hat. Auch in diesem Jahr fehlten auf der weltweit größten IT-Messe klingende Namen wie Apple, Facebook, Google oder Oracle. Zudem gab es Absagen von Unternehmen wie Adobe, Red Hat oder Sage.

Die Security Essen ist allerdings seit Anfang an als Fachmesse konzipiert gewesen, insofern lässt sie sich mit der CeBIT nur schwer vergleichen. In Hannover sorgte zunächst die Finanzkrise 2009 in den folgenden Jahren für schwindende Besucherzahlen, das setzte sich 2014 mit der Beschränkung auf Fachbesucher fort. Inzwischen hat sich das Interesse auf einen Wert von gut 200.000 eingependelt.

Vorteil der besseren Koordination

Einer der Vorteile einer einheitlichen Messe gegenüber einem kleinteiligen Regionalkonzept liegt auf der Hand: Kunden haben keine Lust, sich auf mehrere Termine und Orte im Jahr einzustellen, denn natürlich werden auf verschiedenen Veranstaltungen auch unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Das Naham- Kunden-Prinzip wird für Besucher durch die Notwendigkeit ausgehebelt, sich einen möglichst umfassenden Überblick zu verschaffen.

Ein einziger Termin im Jahr lässt sich da viel einfacher koordinieren, zumal dann, wenn mehrere Entscheider teilnehmen sollen. Außerdem sind die Reisebudgets längst nicht mehr so üppig wie noch vor zehn Jahren. Die dürfen gleichzeitig nicht mehr durch ein – ladende Anbieter und Veranstalter aufgefüllt werden, denn, wie das Fachmagazin „Sicherheitsberater“ anmerkt, die meisten Unternehmen dürfen sich aufgrund ihrer Compliance- Regeln nicht einladen lassen.

Insofern scheint die Zukunft der Essener Messe alles in allem zu positiven Erwartungen zu berechtigen. Auch Hersteller, die nicht nur in Produkten, sondern in Konzepten denken, um ihre vernetzten Systeme am Markt zu Markt zu platzieren, kommen nicht um die Security herum. Dort treffen sie nach wie vor auf eine Vielzahl von potenziellen Partnern im Vergleich zur Zahl geladener Interessenten.

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