Ein sicheres Geschäft

Sicherheitsbranche: Der Sicherheitstechnikmarkt im Überblick

Der Sicherheitstechnikmarkt ist eine krisenfeste Branche. Weltweit wie auch in Deutschland übertreffen die Wachstumszahlen regelmäßig die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung.

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(Bild: BHE)

Ein Ausblick: Die Kriminalität in Deutschland boomt. Zwar sinken die Fallzahlen bei Kapitalverbrechen seit Jahren, aber Einbruch- und Diebstahldelikte haben stark zugenommen. Im Mai 2016 legte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) seine aktuellen Zahlen vor, nach denen Einbrüche seit 2010 um 33 Prozent zugenommen haben, die verursachte Schadenssumme stieg sogar um 51 Prozent. Dazu kommt eine ganze Reihe technologischer Entwicklungen, die zumeist nicht ohne eine Anhebung des Sicherheitsniveaus auskommt.

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Die unter den Schlagwörtern Internet of Things (IoT), Smart Buildings oder Industrie 4.0 fortschreitende Digitalisierung wird nur dann die oft versprochenen Kostensenkungen bewirken, wenn die entsprechenden Prozesse nicht nur effizient, sondern auch sicher sein werden.

Stärker als das allgemeine Wirtschaftswachstum

Kein Wunder, dass es der Sicherheitswirtschaft blendend geht. Seit Jahren steigen die Umsätze in Deutschland wie auch weltweit kontinuierlich – und zwar deutlich stärker als das allgemeine Wirtschaftswachstum. Die Zeichen für die Zukunft stehen ebenfalls gut: Schätzungen unabhängiger Marktforscher lassen erwarten, dass das weltweite Marktvolumen in der Sicherheitswirtschaft bis 2020 auf weit über 500 Milliarden US-Dollar wachsen könnte.

Auch in Deutschland freut sich die Branche über volle Auftragsbücher. Der Gesamtumsatz im Markt der elektronischen Sicherungstechnik stieg im Jahr 2015 um 7,8 Prozent auf 3,71 Mrd. Euro – ein neuer Bestwert. Die Umsätze im Bereich Einbruchmeldetechnik legten um 7,4 Prozent auf 741 Mio. Euro zu. Das liege vor allem am wachsenden Privatmarkt, so BHE-Chef Norbert Schaaf. Deutliche Umsatzsteigerungen erzielten außerdem die Sprachalarmanlagen (+ 5,6 Prozent auf 95 Mio. Euro) und Video-Überwachungstechniken (+ 5,1 Prozent, rund 473 Mio. Euro).

Weltweit 170 Milliarden $ für IT-Sicherheit?

In den einzelnen Teilbereichen sehen die Erwartungen durchweg sehr positiv aus. Die IT- oder Cyber-Security könnte bei einem jährlichen Wachstum von 9,8 Prozent bis 2020 für weltweit 170 Milliarden US-Dollar Umsatz stehen. Bei der klassischen elektronischen Sicherheit, also Videoüberwachung, Zutrittskontrolle und Einbruchmeldetechnik, sind bis 2020 bei jährlicher Zunahme von 8 Prozent weltweit 42 Milliarden US-Dollar möglich. Die Brandschutztechnik nimmt auf der Security traditionell einen breiten Raum ein. Die Umsatzerwartungen sind auch hier bestens. Experten erwarten jährliche Zuwachsraten von 11,5 Prozent.

Bis 2020 könnte ein Weltumsatz von 79,2 Milliarden US-Dollar erreicht werden. Besonders hohe Zuwächse erzielte die Brandmeldetechnik auch im deutschen Markt. „Ein Umsatz-Plus von 11,2 % auf 1,69 Mrd. Euro ist ein herausragendes Ergebnis“, bestätigt Norbert Schaaf, Vorstandsvorsitzender des BHE. Dieser besonders starke Anstieg ist auf die beachtliche Nachfrage nach Rauchwarnmeldern zurückzuführen. Die Ursachen sind vor allem in zunehmenden gesetzlichen Anforderungen zu finden, aber auch im gestiegenen Innovationsbedarf.

Im Bereich Videoüberwachung erwarten die Marktforscher für die nächsten Jahre stabile Jahreszuwachsraten von weltweit mehr als zehn Prozent. Auf höhere Preise oder gar Verdienstspannen sollten Unternehmer hier allerdings nicht hoffen. Von Marktforschern ist sogar die Erwartung von fallenden Preisen im Kamerasegment zu hören.

Analoge Systeme weiterhin mit Chancen

Der Marktanteil der internet-basierten IP-Technik bei der Videoüberwachung wächst mit jährlich 39,2 Prozent derzeit stürmisch. Trotzdem ist der Zug für analoge System noch lange nicht abgefahren. Deren Nische könnte dort sein, wo mit geringem Installationsaufwand wenige Kameras genutzt und die Bilder günstig vor Ort ausgewertet werden sollen. Nicht ganz so stark sind die Umsatzerwartungen bei Kameras, hier wird bis 2020 mit einem jährlichen Umsatzplus von 9,7 Prozent gerechnet. Ob und wann sich die im Endverbraucherbereich eingeführte 4K-Technik in der Sicherheit durchsetzen wird, ist bisher noch offen.

Zwar stehen mit neuen Übertragungsprotokollen wie H.265 verbesserte Komprimierungsverfahren zur Verfügung, die die Bildübertragung beschleunigen. Doch eine flächendeckende Einführung etwa zur umfassenden Videoüberwachung wie etwa in Großbritannien scheitert derzeit noch am Flaschenhals des nicht im erforderlichen Ausmaß erfolgten Ausbaus der Breitbandverbindungen. Dieser Mangel bremst das Wachstum von an sich möglichen Service-Lösungen spürbar aus. Dennoch nehmen Analysten für die zumeist Cloud-basierten Video Surveillance as a Service (VSaaS) bis 2020 weltweit ein kräftiges Wachstum von jährlich 28,2 Prozent an, auf 1,7 Milliarden US-Dollar. Hier wird vor allem der Ausbau der Mobilfunknetze G3 und G4 entscheidend sein.

Nur dann wären eine ganze Reihe VsaaS-basierter Service-Lösungen denkbar, so z. B. Datenspeicherung oder Videofernüberwachung bis hin zum kompletten Security- Service. Der könnte dann die Echtzeitanalyse via Internet oder auch Alarmverifikation und Interventionsmaßnahmen umfassen.

Profibereich dominiert Videomarkt

Im Videomarkt nimmt VSaaS mit 4,4 Prozent Marktanteil derzeit noch eine Außenseiterposition ein, der ganze Rest geht aufs Konto der Videoüberwachung, deren Löwenanteil (84,4 Prozent) sich auf den professionellen Bereich verteilt. Hier kommt die stärkste Nachfrage aus der Wirtschaft, besonders in den Bereichen Handel, Banken, Transportwesen und industrielle Anlagen. Künftig dürften auch der Fertigungsbereich mit Prozessüberwachung automatisierter Abläufe sowie das Verkehrswesen mit zunehmend selbststeuernden, vernetzen Fahrzeugen eine wichtige Rolle spielen.

Daneben sollte die öffentliche Hand als wichtiger Auftraggeber nicht unterschätzt werden. Der große Nachholbedarf beim Zustand der Infrastruktur wie auch dem netzbasierten Ausbau von Dienstleistungen und Überwachungen des öffentlichen (Verkehrs-) Raums lässt einiges an Investitionen erwarten.

Etwas geringere Zuwachsraten, aber ebenfalls noch über den allgemeinen Wachstumsraten, werden von den Analysten bei der Einbruchmeldetechnik (plus 4,6 Prozent jährlich) und der Zutrittskontrolle (plus 7,8 Prozent) erwartet. Auch die Zutrittskontrolle soll von einem wachsenden Angebot via Cloud profitieren. So soll Access Control as a Service (ACaaS) von weltweit derzeit 360 Millionen US-Dollar Jahresumsatz sich bis 2019 nahezu verdoppeln. Hier wird eine durchschnittliche Wachstumsrate von 20,8 Prozent angenommen.

Die zunehmenden Angebote für Smart Buildings und Smart Homes lassen eine entsprechende Entwicklung auch für Zutrittskontrollen und Einbruchmeldetechnik erwarten, die in umfassende IP-Lösungen integriert werden müssen. Der Geräteumsatz im Privatmarkt (Smart Home) soll hier bis 2020 um jährlich 29,9 Prozent auf weltweit knapp sieben Milliarden US-Dollar steigen. Bevor das Smart Home in Deutschland zu einer wirklichen Erfolgsgeschichte werden kann, sind nach Ansicht von Fachleuten noch einige Aktualisierungen erforderlich, was Standards und Prüfsiegel angeht.

Wachstumspotenzial weltweit

Claus-Peter Regiani, Projektleiter der Security Essen, bilanziert im Vorfeld der Messe die Wachstumserwartungen für die Sicherheitsbranche: „Der Überblick über die Weltkonjunktur der Sicherheit zeigt, welches Wachstumspotenzial im weltweiten Sicherheitsmarkt steckt. Die modifizierte Ausrichtung der Security Essen 2016, hin zu mehr IT-Security und vernetzter Sicherheit, wird diese Wachstumsperspektiven aufgreifen.“

BHE: www.bhe.de

GDV: www.gdv.de

Security Essen: www.security-essen.de

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Interessant, dass weltweit so viel Geld für IT Sicherheit ausgegeben wird. Ich habe auch überlegt mir eine Art Zutrittskontrolle zuzulegen. Aber ich muss erstmal sehen, wie es finanziell in den nächsten Monaten stehen wird.

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  2. Danke für diesen Überblick zum Thema Sicherheitstechnikmarkt! Ich interessiere mich sehr dafür, obwohl ich nicht viel darüber weiß. Dieser Artikel war ein guter Anfang.

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