State of the Art zu vertretbaren Kosten

Die Installation der Medientechnik im ÖBB Headquarter Wien

Seit 2014 befindet sich die Unternehmenszentrale der Österreichischen Bundesbahnen in einem Neubau am Wiener Hauptbahnhof. In zahlreichen Räumen unterschiedlicher Größen ist Medientechnik fest in die Arbeitsabläufe integriert und wird täglich produktiv genutzt.

Konferenzraum im ÖBB Headquarter Wien
(Bild: Jörg Küster)

Umrandet von grünen Hügeln sieht Wien durch die großzügig dimensionierten Panoramascheiben des 23. Obergeschosses wie eine Spielzeuglandschaft aus. Weit schweift der Blick über das Häusermeer, bevor er sich nach unten senkt und unmittelbar am Fuß des Gebäudes den aus luftiger Höhe wie eine Miniatur wirkenden Wiener Hauptbahnhof erfasst. Keine Frage: Die Skylobby der ÖBB Unternehmenszentrale eröffnet beeindruckende Perspektiven, die nicht nur passionierte Eisenbahner begeistern.

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Innovatives Interieur

Der Neubau am südlichen Bahnhofsvorplatz besteht aus einem fünfgeschossigen Sockelbau mit darauf aufsetzendem Hochhaus, das sich in zwei verschieden hohe Gebäude (88 Meter und 67 Meter) teilt. Der im Grundriss S-förmige Bau verfügt über eine Bruttogeschoßfläche von knapp 57.000 m2 und bietet rund 1.700 ÖBB-Mitarbeitern Platz. Die Fertigstellung erfolgte 2014; den Entwurf lieferten die Wiener Architekten Zechner & Zechner als Sieger des Architekturwettbewerbs 2009. Zechner & Zechner waren in Folge als Generalplaner für den Bau tätig.

ÖBB Headquarter Wien
(Bild: Jörg Küster)

Die Innenausstattung trägt aktuellen Anforderungen an zeitgemäße Arbeitsumgebungen Rechnung und macht darüber hinaus mit einer eigenwilligen, äußerst ansprechenden Gestaltung auf sich aufmerksam: Nicht nur vertikale Grünflächen, deren Pflanzen potenziell entspannend wirken und zu einer Verbesserung des Raumklimas beitragen, springen ins Auge, sondern insbesondere omnipräsente Vorhänge: Sie ziehen sich als Wandverkleidungen auf einer Länge von 3,5 km (!) durch alle 23 Etagen.

Die aufgedruckten Motive visualisieren in abstrahierter Form eine (Zug-)Reise durch Österreich und markieren auf atmosphärische Art unterschiedliche Gebäudebereiche. Den langen Stoffbahnen wird jenseits optischer Aspekte eine vorteilhafte Wirkung auf die Akustik zugeschrieben.

Den Geistesblitz für den außergewöhnlichen, wie ein konventioneller Vorhang zu handhabenden Eyecatcher hatte das für die Innenarchitektur verantwortliche Architekturbüro INNOCAD aus Graz – in der Skylobby „interagiert“ der Vorhang nach Einbruch der Dunkelheit aufgrund einer speziellen Farbbedruckung sogar mit an der Decke installierten RGB-LED-Leuchten. Kurze Wege Das neue Headquarter ist Heimat für sechs ÖBB-Konzerngesellschaften, die sich in der österreichischen Hauptstadt zuvor auf unterschiedliche Standorte verteilten. „Wir haben hier nun im wörtlichen wie im übertragenen Sinn kurze Wege!“, freut sich DI Dr. Gregor Fleischmann.

Weithin sichtbar: Der Neubau am südlichen Bahnhofsvorplatz
Weithin sichtbar: Der Neubau am südlichen Bahnhofsvorplatz (Bild: Jörg Küster)

Er ist als Projektleiter Raummanagement in der Projektentwicklung der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH tätig und gemeinsam mit seiner Kollegin DI (FH) Laura Feusch (Leiterin Standortkonzentration) erster Ansprechpartner für alle Fragen rund um Ausstattung und Nutzung der zahlreichen im Neubau verteilten Arbeits-, Besprechungs- und Konferenzräume. Besprechungen und Konferenzen finden im Tagesgeschäft häufig in der 3. Etage des Sockelgeschosses statt, da hier das Konferenzzentrum mit diversen flexibel nutzbaren Räumen unterschiedlicher Größen zur Verfügung steht – zum Teil lassen sich Räume zusammenlegen.

Ist eine besonders repräsentative Umgebung gefragt, wird hingegen bevorzugt die multifunktional nutzbare Skylobby im 23. OG frequentiert. Sie beinhaltet drei Besprechungsräume unterschiedlicher Größen, von denen sich einer mittels verschiebbarer Trennwände zur Lounge hin öffnen lässt – beispielsweise bei Events mit vielen Anwesenden.

Ins Auge springen omnipräsente Vorhänge, welche sich als Wandverkleidungen auf einer Länge von 3,5 km (!) durch alle 23 Etagen ziehen. Die aufgedruckten Motive visualisieren in abstrahierter Form eine (Zug-)Reise durch Österreich.
Ins Auge springen omnipräsente Vorhänge, welche sich als Wandverkleidungen auf einer Länge von 3,5 km (!) durch alle 23 Etagen ziehen. Die aufgedruckten Motive visualisieren in abstrahierter Form eine (Zug-)Reise durch Österreich. (Bild: Jörg Küster)

Der Ausblick ist rundum spektakulär, doch die großen Fenster lassen sich selbstverständlich mit Jalousien verdunkeln – die Motoren sind über ein KNX-Gateway (NetLinx NXB-KNX) an eine Mediensteuerung von AMX angebunden. Planung, Installation, Betrieb Die Planung der medientechnischen Ausstattung übernahm Ernst Thier in enger Abstimmung mit der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH. Thier ist Geschäftsführer der Firma „thierische consult einrichtungskonzepte für kommunikationsräume“ mit Sitz in Wien. Das Unternehmen wurde 2004 als Büro für Einrichtungskonzepte für Kommunikationsräume gegründet und ist auf Entwicklung wie Planung von Medienarchitektur spezialisiert.

Gemeinsam mit Netzwerkpartnern werden Aufgaben in den Bereichen Präsentationstechnik, Raumsteuerung, Gerätemanagement, Digital Signage, Hotel-TV und Innenraumgestaltung von der ersten Beratung bis zur Umsetzung kompetent gelöst. Mit Installation und Inbetriebnahme weiter Teile in der ÖBB Unternehmenszentrale zum Einsatz kommenden Medientechnik war die BigScreen Handels GmbH unter Federführung von Geschäftsführer Helmut Gammer befasst.

State of the Art zu vertretbaren Kosten

„Die medientechnische Ausstattung im neuen ÖBB Headquarter sollte State of the Art sein, sich dennoch aber in einem vertretbaren Kostenrahmen bewegen“, erklärt Ernst Thier. Zum Einsatz kommen durchweg Markenprodukte, die den Portfolios von Herstellern wie AMX, Panasonic, Samsung und Sony entstammen. „Aus meiner Sicht als Planer war eine genaue Qualitätsbeschreibung wichtig“, sagt Ernst Thier. „In den Anforderungen habe ich neben technischen Parametern stets auch ein Leitprodukt angegeben.“ Dem Team um Laura Feusch und Gregor Fleischmann waren die Bedürfnisse der ÖBB-Mitarbeiter schon früh bekannt.

DI Dr. Gregor Fleischmann
DI Dr. Gregor Fleischmann, Projektleiter Raummanagement in der Projektentwicklung der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH (Bild: Jörg Küster)

„Von Beginn an haben wir die Nutzer aus den einzelnen Abteilungen sowie die Vorstände mit ins Boot geholt“, berichtet Fleischmann, der den umfangreichen Input kanalisierte und als Mittler zwischen hausinternen Anwendern und dem Planer fungierte. Ernst Thier erinnert sich „Von Anfang an wurden sehr realistische Forderungen an die Medientechnik gestellt. Erste Gespräche fanden bereits zu einem frühen Zeitpunkt im Jahr 2011 statt – solch einen langen Vorlauf, der konstruktive Auseinandersetzungen ermöglicht, gibt es leider nicht bei jedem Projekt.“

Feusch, Fleischmann und Thier kannten sich bereits von einem anderen Vorhaben, das erfolgreich in der ÖBB-Niederlassung am Praterstern realisiert wurde: Im „Praterstern 3“ hatte man gemeinsam einen Boardroom ausgestattet, der die im Headquarter anfallenden Aufgaben in Grundzügen vorwegnahm.

Skylobby

Besonders beeindruckend im neuen ÖBB Headquarter ist Besprechungsraum 1 in der Skylobby: Formgebung und Farbtöne ergänzen sich mit der Innenausstattung sowie der einzigartigen Aussicht zu einem beeindruckenden Ensemble, das in Wien seinesgleichen suchen dürfte.

Ein Blickfang ist der große Konferenztisch, dessen Beschaffenheit an hölzerne Eisenbahnschwellen erinnern soll. Ein vergleichbarer Tisch kommt auf der gleichen Etage im Besprechungsraum 3 zum Einsatz. Hier wie dort wird mit ausfahrbaren Spannleinwänden (Da-Lite Tensioned Advantage Deluxe Electrol) gearbeitet, die mit projizierten Bildern bespielt werden.

Verwendung findet ein Panasonic PT-EZ770 im Besprechungsraum 1, während im Konterpart ein Sony VPL-FH500L seinen Dienst verrichtet. Die Geräte sind fest an Kindermann Comfort 30 Deckenhalterungen montiert. Bedient wird die Medientechnik über repräsentative Funk-Touchpanels von AMX: Die mit Docking-Stations des Typs MVP-WDS-9 an der Wand angebrachten AMX MVP-9000i Modero ViewPoint Panels lassen sich bei Bedarf entnehmen und an beliebigen Stellen im Raum einsetzen.

Nicht fehlen darf eine Besprechungsraumvariante, in welcher der prägnante Corporate-Rotton der ÖBB dominiert
Nicht fehlen darf eine Besprechungsraumvariante, in welcher der prägnante Corporate-Rotton der ÖBB dominiert (Bild: Jörg Küster)

Die äußerst übersichtlich gestaltete Bedienoberfläche wurde von BigScreen in Abstimmung mit den Verantwortlichen der ÖBB programmiert. Im Hintergrund arbeitet eine AMX-Mediensteuerung des Typs NetLinx A-NI3100. Übertragungstechnologie der Wahl ist hier wie im gesamten Haus AMX DXLink (Transport von Video, Audio, Steuerung, Ethernet und Stromversorgung über ein einzelnes Twisted-Pair-Kabel), so dass allerorts entsprechende Transmitter und Receiver zu finden sind. Passende Switcher entstammen der AMX Enova DGX-Serie.

Die Signalverteilung erfolgt über Cat-Kupferkabel; das Verlegen von Glasfaserstrecken war angesichts der zu überbrückenden Distanzen nicht erforderlich. Der Beschallung dienen Zweiwege-Deckeneinbaulautsprecher (u. a. CCM684) von Bowers & Wilkins, die im Besprechungsraum 1 durch einen Subwoofer nebst B&W-Endstufe unterstützt werden. Das Audioprocessing übernehmen 19″-Geräte aus der Nexia-Reihe (PM/SP) von Biamp Systems. Sind größere Personengruppen anwesend, greifen die Vortragenden auf Drahtlostechnik von Sennheiser (ew 300 G3) zurück.

Flexibel nutzbarer Tisch: Wilkhahn Timetable Smart
Flexibel nutzbarer Tisch: Wilkhahn Timetable Smart (Bild: Jörg Küster)

In der Skylobby steht ein bewährtes mobiles Videokonferenzsystem (Polycom HDX 8000-720) aus dem Bestand der ÖBB zur Verfügung; als LC-Display dient ein Sharp PN-E602 mit einer Diagonale von 60 Zoll.

Konferenzzentrum

In den Räumen der dritten Etage steht eine flexible Nutzung im Fokus, was sich nicht zuletzt in der Auswahl des Mobiliars widerspiegelt: Zum Einsatz kommen Tische (Wilkhahn Timetable Smart) mit schwenkbarer Platte und rollbarem Gestell, die variabel aufgestellt und bei Bedarf platzsparend zur Seite geräumt werden können.

Im Rahmen der Raumreservierung ist die gewünschte Aufstellungsvariante zu ordern. Das Farbkonzept der einzelnen Räume geht auf Anregungen von INNOCAD zurück – nicht fehlen darf selbstverständlich eine Variante, in welcher der prägnante Corporate-Rotton der ÖBB dominiert.

Skylobby
In der Skylobby wird die Medientechnik über repräsentative Funk-Touchpanels von AMX bedient: Die AMX MVP-9000i Modero ViewPoint Panels lassen sich bei Bedarf aus den Docking-Stations entnehmen und an beliebigen Stellen im Raum einsetzen. (Bild: Jörg Küster)

Pro Raum sind im 3. OG maximal vier Präsentationsplätze vorhanden, die durch in die Tische eingebaute Anschlussfelder gekennzeichnet sind. Die Einbaulösungen stammen von KOMTECH (EasyConnect) und beinhalten neben Stromanschlüssen auch zwei LAN-Buchsen (RJ45) sowie einen AMX DXLink-Transmitter AVB-WP-TX-MULTIDXLINK. In jedem Raum verteilt sind mehrere Bodenanschlusstanks.

Je nach Größe des Raums kommt ein Panasonic-Projektor oder ein Sharp-Display zum Einsatz. An der Wand sind teilweise AMX Widescreen-Touchpanels (NXD-500i) zur komfortablen Steuerung diverser Funktionen angebracht. Aufgrund der Vernetzung über eine gemeinsame Zentrale besteht im Konferenzzentrum in der dritten Etage die Möglichkeit, Präsentationen aus einem Raum in andere Räume zu übertragen. Gleiches gilt für die Skylobby, wobei eine stockwerkübergreifende Verbindung nicht vorgesehen ist. In den Zentralen konzentriert sich die Medientechnik in einem mit einer Glastüre versehenen 19″-Schrank.

Der Blick unter die Tischplatte zeigt die Technik des Anschlussfeldes
Der Blick unter die Tischplatte zeigt die Technik des Anschlussfeldes (Bild: Jörg Küster)

Dreh- und Angelpunkt ist ein AMX Enova DGX Multiformat-Kreuzschienensystem (16 × 16, 32 × 32) mit diversen Einschubkarten (DXLink, HDMI, Audio), das von einer AMX-Mediensteuerung (NetLinx A-NI3100 mit NetLinx ICSNet Communication Netzwerkkarte AMX NXA-ICSNET) flankiert wird. Biamp Nexia-Prozessoren sowie Endstufen von Bittner Audio (8X 400) sind den Audiosignalen zugeordnet. Die Netzwerk-Switches im 19″- Format stammen von Cisco.

 

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