ProMediaNews

AV over IP im Theater – Technik & Praxis im Check

AV over IP im Theater ist längst mehr als ein Trend – für viele Häuser ist es der nächste große Schritt. Doch wie gelingt die Transformation von klassischer Signalführung hin zu einem gewerkeübergreifenden IP-Netzwerk wirklich im Alltag? Beim Panel „AV over IP in der Theater-Transformation – Realitäts-Check für Technik und Betrieb“ auf der LEaT con 25 geben Hardy Suchla (Stadttheater Bremerhaven), Arthur Koll (ehem. Yamaha Pro Audio), Uwe Weissbach(Weissbach Mediaware) und Moderator Daniel Rentzsch (Semperoper Dresden) Einblick in ein derartiges Großprojekt – inklusive Stolpersteinen, Learnings und ganz praktischen Tipps aus der Praxis.

Anzeige

Key Insights aus dem Panel

1. Vom neuen Inspizientensystem zum Komplettumbau

Ausgangspunkt war „nur“ der Bedarf nach einem neuen Inspizientensystem und Audiomischpulten – am Ende entstand ein gewerkeübergreifendes AV-over-IP-Netzwerk mit Audio, Video, Intercom, Monitoring und Sprachalarmierung.
→ Lesson learned: Klein starten, aber von Anfang an skalierbar und systemoffen denken.

2. Ein physikalisches Netz, viele Gewerke

Im Stadttheater Bremerhaven laufen heute u. a. über dasselbe Netz:

  • Audio (z. B. Dante-basierte Systeme, Rivage, Prodigy, Time- und Spatial-Systeme)
  • Video (szenische Zuspielung, Monitoring, Dirigenten- und Bühnenbild)
  • Intercom & Funk
  • Inspiziententechnik
  • Steuerdaten für Licht & Maschinerie

Segmentiert wird über VLANs und getrennte Workflows – Audio, Licht, Video und Control bleiben logisch sauber getrennt, nutzen aber dieselbe Infrastruktur.

3. Doppelstrategie: ST2110 / SDVoE & NDI statt „eine Lösung für alles“
Eine Erkenntnis aus dem Projekt:

  • Für szenisches Video und Dirigenten-Monitoring braucht es nahezu latenzfreies, unkomprimiertes Video (z. B. ST2110 / SDVoE).
  • Für Monitoring, iPad-Streams, Kantine, Garderoben & mobile Anwendungen ist NDI ideal: flexibel, softwarebasiert, günstig und WLAN-tauglich.

Statt auf „die eine“ Technologie zu setzen, fährt das Haus bewusst zweigleisig – je nach Anwendung beste Lösung statt One-Size-fits-all.

4. Netzwerke bedeuten Verantwortung – und Personal

Ein AV-over-IP-System mit rund 1.000 aktiven Ports und mehreren großen Switches betreut sich nicht nebenbei.
Wichtige Punkte aus der Runde:

  • AV-IT ist keine Office-IT – die Anforderungen an Latenz, Redundanz und Topologie sind anders.
  • Es braucht klare Zuständigkeiten und einen Menschen (oder ein kleines Team), der/das Netzwerkthemen im Haus verantwortet.
  • Externe Partner können unterstützen, Know-how im Haus bleibt aber unverzichtbar – vor allem im Havariefall.

5. Zukunftssicherheit heißt: Bandbreite & Glasfaser

Investitionszyklen im Theater sind lang (20+ Jahre). Entsprechend klar war eine Kernaussage der Experten:

  • Breit ausgelegte Glasfaser-Trassen zwischen neuralgischen Punkten
  • Switches mit reichlich Reserven (10G- und mehrfache Uplinks, Ausbauoptionen)
  • Möglichst protokoll-agnostisch denken: Der IP-Träger bleibt, Protokolle können sich ändern.

6. Mehr Freiheit für Kunst & Betrieb

Durch AV over IP kann das Theater heute deutlich öfter „Ja“ sagen:

  • Flexible Umbauten (Publikum auf der Bühne, Spiel im Saal)
  • Zusätzliche Monitoring- oder Regieplätze, ohne neue Leitungen zu ziehen
  • Besseres, natürlicheres Sounddesign (z. B. durch Tracking-basiertes Spatial Audio)
  • Mehr Sicherheit und Übersicht für Inspizient:innen und Schnürmeister.

Die Technik folgt damit stärker den künstlerischen Ideen – nicht umgekehrt.

Einen Bericht über die Installation im Stadttheater Bremerhaven gibt es außerdem online hier bei Production Partner


Save the Date

LEaT X 26: 4.–5. März, Dampfdom Motorworld München
LEaT con 26: 6.–8. Oktober, Hamburg Messe, Hallen A1 & A4

Beide Events bringen die Branche auch 2026 wieder zusammen – für Wissenstransfer, Networking und Innovation in der Event- und Medientechnik.

>> Weitere Informationen gibt es unter: www.leatcon.com


Ab sofort gibt es zweimal pro Woche frischen Main-Stage-Content von der LEaT con 25! Montags und mittwochs gehen neue Videos online. Perfekt zum Nachschauen, Teilen und für alle, die das Programm vor Ort nicht komplett sehen konnten. Hier geht es direkt zu unserem YouTube-Kanal – abonnieren und kein neues Video verpassen: www.youtube.com/@leatcon

Für noch mehr Einblicke, News und Behind-the-Scenes-Momente folgt LEaT con auch auf Social Media:
Instagram
LinkedIn
Facebook
TikTok

Anzeige

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.