Interview mit SIGMA-Geschäftsführung

„Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle“

Seit 1977 ist die inhabergeführte SIGMA System Audio-Visuell GmbH spezialisiert auf professionelle Medientechnik und die Umsetzung von AV-Projekten. Zu ihren Dienstleistungen gehören Vermietung und Verkauf, temporäre Einsätze und dauerhafte Installationen. Die seit April amtierenden neuen Geschäftsführer Marco Vorderstemann und Stephan Nabbefeld sprechen im Interview mit Professional System über ihre Ziele und Vorhaben und die Trends und Herausforderungen auf dem schnelllebiger geworden ProAV-Markt

Marco Vorderstemann und Stephan Nabbefeld:
Marco Vorderstemann und Stephan Nabbefeld: Die Doppelspitze von SIGMA ist seit wenigen Monaten im Amt (Bild: Sigma)

Was war der Auslöser für die Neuaufstellung der Geschäftsführung?

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Die Neustrukturierung ist Teil eines geplanten Generationenwechsels und der Unternehmensnachfolge. Wir haben gemeinsam entschieden, in den kommenden zwei Jahren die Anteile des Unternehmens zu übernehmen. Damit gestalten wir einen strukturierten Führungswechsel, der die jahrzehntelange Erfahrung von Herrn Schräger-Enkirch {{dem Inhaber, die Red.}} bewahrt und gleichzeitig Raum für neue Perspektiven schafft.

Wie teilen Sie sich die Aufgaben?

Marco Vorderstemann: Wir führen das Unternehmen als gleichberechtigtes Duo, aber mit klaren Verantwortungsbereichen. Ich verantworte die Geschäftsbereiche Veranstaltungstechnik sowie interaktive Medien.

Stephan Nabbefeld: Und ich bin zuständig für AV-Integration und Managed Services. Strategische Themen, Vertrieb und Marketing entwickeln wir gemeinsam – in enger Abstimmung und mit einem klaren Zielbild. Dabei steht uns Herr Schräger-Enkirch weiter beratend zur Seite und begleitet den Übergang mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung.

Welche neuen Impulse oder Perspektiven bringen Sie jeweils in das Unternehmen ein?

Marco Vorderstemann: Ich bin seit über elf Jahren Teil von SIGMA und habe den Bereich Veranstaltungstechnik in verschiedenen Rollen aktiv mitgestaltet.

Stephan Nabbefeld: Nach meiner ersten Tätigkeit bei SIGMA von 2019 bis 2023, in der ich insbesondere in der Projektleitung im Bereich AV-Integration tätig war, habe ich bei einem Wettbewerber zusätzliche Branchenerfahrung gesammelt und mein Masterstudium in Digital Business Management and Engineering abgeschlossen. Seit 2025 bin ich in neuer Rolle zurück und bringe meinen Fokus auf Digitalisierung, Strategie und nachhaltige Unternehmensentwicklung in die Geschäftsführung ein.

Gibt es bereits konkrete Veränderungen?

Ja, die Einführung eines papierlosen Office, die Elektrifizierung unseres Fuhrparks sowie die Investition in eine eigene Photovoltaikanlage.

Welche Ziele haben Sie sich mittelfristig gesetzt?

Unser klares Ziel ist es, SIGMA mittelfristig weiter als 360-Grad-Full-Service-Partner im Markt zu etablieren und sichtbar zu machen – mit einem umfassenden Leistungsportfolio, kurzen Wegen, hoher Umsetzungsqualität und echter Kundennähe.

Worin sehen Sie das Alleinstellungsmerkmal von SIGMA gegenüber anderen Integratoren?

Unser 360-Grad-Ansatz ist nicht nur ein Claim, sondern gelebte Praxis. Wir vereinen zentrale Leistungen wie Beratung, Planung, Visualisierung, Programmierung, Integration und Service unter einem Dach – mit einem eingespielten Team und klaren Abläufen. Dabei verstehen wir uns nicht als Konkurrenz zu Agenturen oder Fachplanern, sondern als verlässlicher Umsetzungspartner, der nahtlos in bestehende Projektstrukturen eingebunden werden kann.

Was bedeutet der Claim „360-Grad Full-Service-Partner“ in der Praxis?

Für uns bedeutet das: Wir begleiten Projekte über alle Phasen hinweg – vom ersten Konzeptgespräch über die technische Planung bis hin zur Umsetzung, Schulung und Wartung. Dabei arbeiten wir oft und gerne in Kooperation mit Agenturen, Fachplanern oder Bauverantwortlichen. Unser Anspruch ist es, nicht nur technische Leistungen zu liefern, sondern ganzheitlich mitzudenken – flexibel, skalierbar und partnerschaftlich.

Was davon gewinnt derzeit besonders an Bedeutung?

Ganz klar: Beratung und Service. Die Auswahl an Produkten, Systemen und Lösungen ist riesig – da den Überblick zu behalten, ist für viele Kunden eine Herausforderung. Unsere Aufgabe ist es, Orientierung zu geben, Komplexität zu reduzieren und gemeinsam herauszufinden, was wirklich passt. Wir empfehlen nicht einfach Produkte, sondern entwickeln Lösungen, die durchdacht, praxisnah und nachhaltig sind – technisch, wirtschaftlich und im täglichen Einsatz.

Projekte wie das Gasometer Oberhausen stehen laut SIGMA besonders für das, was das Traditionsunternehmen ausmacht: „audio. visual. Experience“ (Bild: SIGMA)

Wie wichtig ist strategische Beratung neben der Technik?

Technik allein reicht heute nicht mehr. Unsere Kunden wollen Lösungen, die zu ihren Abläufen passen, intuitiv nutzbar sind und auch in ein paar Jahren noch funktionieren. Es geht nicht darum, möglichst viel Technik zu verbauen, sondern darum, sinnvoll zu integrieren und echten Mehrwert zu schaffen. Strategische Beratung ist für uns kein Extra, sondern fester Bestandteil jedes Projekts.

Wie stark nachgefragt sind aktuell Managed Services und temporäre AV-Lösungen?

Managed Services werden zunehmend nachgefragt – besonders für Betriebssicherheit, Wartung und Entlastung interner Ressourcen. Viele Kunden wollen sich nicht selbst um Updates, Störungen oder Support kümmern, sondern setzen auf einen Partner, der im Hintergrund alles am Laufen hält. Auch bei temporären AV-Lösungen sehen wir viel Bewegung. Neben klassischen Mietanfragen – etwa für Events oder Pop-up-Formate – gewinnen auch Leasing- und As-a-Service-Modelle an Bedeutung. Sie ermöglichen es Kunden, Technik langfristig zu nutzen, ohne hohe Anfangsinvestitionen tätigen zu müssen – flexibel, planbar und genau auf den Bedarf zugeschnitten.

Wie beurteilen Sie die Marktlage in der AV-Branche?

Sie ist gleichermaßen dynamisch wie herausfordernd, geprägt von ständig neuen Produkten, wechselnden Anforderungen und kurzen Innovationszyklen. Gleichzeitig steigt die Vergleichbarkeit – besonders durch Online-Plattformen. Deshalb zählen heute Services, partnerschaftliche Begleitung und echte Lösungen mehr als je zuvor.

Welche technologischen oder strategischen Trends verfolgen Sie mit besonderem Interesse?

Wir beobachten insbesondere die Integration von KI – etwa in Konferenzsysteme oder im Backend über KI-gestützte ERP-Tools. Ebenso spannend sind Entwicklungen im LED-Markt: transparente Screens, flexible Module, außergewöhnliche Designs mit Furnieroptik – gerade im Retail- und UX-Umfeld ergeben sich hier definitiv neue Möglichkeiten. Und Nachhaltigkeit wird in einem schnelllebigen Markt immer wichtiger – nicht nur als gesellschaftliche Verantwortung, sondern auch als echter wirtschaftlicher Erfolgsfaktor. Gerade weil sich Produkte, Anforderungen und politische Rahmenbedingungen ständig verändern, ist es entscheidend, nachhaltige Lösungen mitzudenken. Wir sehen darin eine Chance: Wer Schritt für Schritt handelt und auch die kleinen Dinge konsequent weiterdenkt, kann langfristig profitieren – technisch, wirtschaftlich und strategisch.

Frau und Mann an Konferenztisch in Videokonferenz mit großem Display an der Wand
Unter Konferenzraum versteht SIGMA eine Lösung mit intelligentem Multi-Kamera-Tracking, die Gesprächsdynamiken erkennt und in Echtzeit ins Bild bringt (Bild: Sigma)

Worauf legen Ihre Kunden aktuell besonderen Wert?

Der Mix macht’s. Nachhaltigkeit spielt für viele Kunden eine immer größere Rolle – nicht nur im Sinne ökologischer Verantwortung, sondern auch mit Blick auf Zertifizierungen, ESG-Vorgaben oder Ausschreibungskriterien im öffentlichen Bereich. Gleichzeitig bleibt der Preis ein relevanter Faktor. Investitionen müssen sich rechnen – technisch, organisatorisch und wirtschaftlich. Deshalb sind Lösungen gefragt, die nicht nur energieeffizient oder ressourcenschonend sind, sondern auch wartungsarm, langlebig und skalierbar.

Was wir besonders stark beobachten: die Nachfrage nach flexiblen, zukunftssicheren Konzepten – gerade im Kontext hybrider Arbeitswelten, wechselnder Raumnutzungen oder neuer Kommunikationsformen. Hier braucht es Systeme, die mitwachsen können und sich an veränderte Anforderungen anpassen lassen – ohne jedes Mal bei null anfangen zu müssen.

Wo entstehen die häufigsten Missverständnisse bei AV-Integrationen?

Oft dort, wo Erwartungen, Anforderungen und technische Möglichkeiten nicht frühzeitig gemeinsam abgestimmt werden. Gerade bei AV-Integrationen ist es wichtig, alle Beteiligten – von Bauleitung über Fachplaner und Agenturen bis Endkunden – von Anfang an ins Boot zu holen. So lassen sich Schnittstellen klar definieren, Doppelarbeiten vermeiden und Lösungen entwickeln, die in der Praxis wirklich funktionieren.

Gleichzeitig ist die technische Dynamik hoch – Produkte verändern sich, Softwareversionen wechseln, Zubehör wird abgekündigt oder Schnittstellen ändern sich kurzfristig. Ohne eine saubere, kontinuierliche Abstimmung kann das schnell zu Verzögerungen oder falschen Erwartungen führen. Deshalb setzen wir auf aktives Erwartungsmanagement: Wir klären im Vorfeld, was machbar ist, was sinnvoll ist – und wo Grenzen liegen. Transparente Kommunikation und strukturierte Abläufe helfen, Projekte reibungslos umzusetzen – auch wenn sich unterwegs etwas verändert.

Blick ins Studio am Düsseldorfer Campus von Vodafone
Mit Vodafone am Düsseldorfer Campus verbindet SIGMA eine langjährige Partnerschaft (Bild: SIGMA)

Auf welche Projekte von SIGMA sind Sie besonders stolz?

Auf Projekte, die unsere Vielseitigkeit und unser Engagement als Team sichtbar machen. Ein echtes Highlight war der Messeauftritt eines Weltmarktführers auf der bauma in München: rund 14.000 Quadratmeter Standfläche, über 110 Tonnen Material und mehr als 3.000 Arbeitsstunden – umgesetzt trotz teils extremer Wetterbedingungen.

Auch das Gasometer Oberhausen und unsere langjährige Partnerschaft mit Vodafone am Düsseldorfer Campus zählen zu den Projekten, die uns besonders am Herzen liegen, denn sie zeigen, was uns ausmacht: SIGMA steht für audio. visual. experience – flexibel, skalierbar und immer mit dem Anspruch, für unsere Kunden das Beste herauszuholen.              •


Das Führungsduo von SIGMA

Marco Vorderstemann ist geprüfter Meister und Fachkraft für Veranstaltungstechnik sowie AEVO-zertifizierter Ausbilder.  Seine berufliche Laufbahn umfasst Stationen als Techniker, Teamleiter und Projektleiter. In den vergangenen Jahren war er bei SIGMA Bereichsleiter für das Geschäftsfeld Veranstaltungstechnik.

Stephan Nabbefeld hat einen Bachelor of Engineering in Medientechnik und den Masterstudiengang Digital Business Management absolviert. Als Projektleiter in der Systemintegration war er an der Umsetzung internationaler AV-/IT-Projekte beteiligt. Er will seinen Fokus auf Digitalisierung, Prozessoptimierung und technologische Innovation setzen.

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