Medientechnik

MCI stattet Konferenz- und Eventzentrum in Berlin aus

Im Frühjahr 2023 erhielt MCI über eine europaweite öffentliche Ausschreibung den Zuschlag zur medientech­nischen Ausstattung der Bürofläche eines internationalen Kundenstandorts in Berlin-Kreuzberg. Der 300 Quadratmeter große Multifunktionsraum kann nach Belieben für Veranstaltungen, Tagungen und sonstige Workshops in vier Räume unterteilt werden. Im komplett geöffneten Zustand haben 199 Personen Platz.

Konferenzraum mit Medientechnik von MCI(Bild: MCI)

Dazu wurde das Veranstaltungszentrum flexibel mit modernsten IT-basierten AV-Systemen ausgestattet. Aus Gründen der Kompatibilität mit anderen Einrichtungen waren mehrere Gerätetypen vorgegeben. So können einige Dienste international gemeinsam genutzt werden, wie etwa der Remote-Dolmetscher-Dienst.

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Die Ausschreibung und die Ausführungsplanung wurde durch das AV-Planungsbüro hmp, Hartmann, Mathias und Partner ausgearbeitet. Die audioone GmbH verantwortete als MCI-Partner die Installation der gesamten Technik.

Szenario 1: Große Präsentationen und Veranstaltungen

Eines der beiden Hauptnutzungsszenarien soll große Präsentationen und Veranstaltungen mit bis zu 199 Personen abdecken. Dazu wird der Raum komplett geöffnet. Als Hauptpräsentationsmedium dient eine 162″ große LED-Wand von InfiLED. Diese mobile LED-Wand kann dank ­eines motorisierten Gestells in ein Case verpackt und so bei Bedarf eingelagert werden.

Für die optimale Beleuchtung der Akteure sorgen zehn Movingheads (Agilio) der Firma GLP. Das Besondere an diesen Movingheads ist die Montage in einer Standardstromschiene, über die sie mit DMX-Signal und Strom versorgt werden. Für die Sprachverstärkung stehen zwei Sennheiser Schwanenhalsmikrofone an einem Holzmedia Rednerpult oder diverse Shure ULXD Funkstrecken zur Verfügung.

Audiokonferenzsystem von Televic, UHF-Mikrofonsystem von Shure
Das Audiokonferenzsystem kommt von Televic, das UHF-Mikrofonsystem von Shure (Bild: MCI)

Szenario 2: Boardroom mit Videokonferenzen

Für dieses Szenario werden zwei der vier Räume zusammengelegt. Auch hier kann die mobile LED-Wand eingesetzt werden. Alternativ stehen zwei 98″ Panasonic Displays, montiert auf jeweils einer Holzmedia Medienstehle, bereit. Um besonders flexibel reagieren zu können, werden mittig weitere 55″-Displays auf Floor-Trolleys dazugestellt. Für einen möglichst direkten Blickwinkel auf die Sprecher sorgen vier mobile PTZ-Kameras.

In den vier Räumen wurden insgesamt 20 UHD PTZ Kameras von Panasonic montiert. Diese dienen unter anderem der „Video Follows-Audio Automation“. Bei dieser wird das Einschaltsignal der Televic Sprechstellen mittels Crestron-Steuerung ausgelesen und ein entsprechendes Preset der Kamera aufgerufen. Auch das Einrichten und Speichern der jeweiligen Presets erfolgt mittels UI auf den 10″-Touchpanels von Crestron. Das Video-Routing erfolgt dann über eine ZeeVee UHD60 Video-over-IP-Strecke.

Um dem Anspruch aufwendiger Streaming- und Hybridveranstaltungen gerecht zu werden, wurde im Regieraum ein Vizrt Tricaster Mini X Bildmischer verbaut. Dadurch ist es möglich, unterschiedliche Bildkompositionen zu erstellen. Die Aufzeichnung erfolgt auf einem QNAP NAS. Um einen ansprechenden Audiomix erzeugen zu können, wird ein Yamaha QL1 eingesetzt. Die Anbindung aller Signale erfolgt hierbei über Dante.

Szenario 3: Meetingräume mit Foyer

In diesem wohl am häufigsten genutzten Szenario sind alle Trennwände geschlossen. So entstehen vier Konferenzräume mit Platz für jeweils bis zu 18 Personen. Die Ausstattung der Räume ist hierbei nahezu identisch. An einer Medienstehle sind ein 98″ Panasonic Display, aktive Zeilenlautsprecher und eine PTZ-Kamera montiert.

In zwei der vier Räume besteht die Möglichkeit, eine Videokonferenz mittels Cisco Codec Pro durchzuführen. Hierbei erfolgt die Steuerung der Konferenz über Cisco Touchpanel und die Steuerung der Technik im Raum mittels Crestron Touchpanel.

Raum mit Videokonferenz mit Cisco Codec Pro Vi
In zwei der vier Räumen besteht die Möglichkeit zu einer Videokonferenz mit Cisco Codec Pro – gesteuert über ein Cisco Touchpanel und ein Touchpanel von Crestron (Bild: MCI)

Komplexe Programmierung

Jörn Bogmer, Projektleiter von MCI, erklärt: „Die Programmierung der Crestron Mediensteuerung musste die Verschaltung aller Komponenten in den verschiedenen Szenarien berücksichtigen. Das war eine äußerst komplexe Programmierung, die viele Tests mit sich brachte, um alle Eventualitäten zu berücksichtigen. Nutzer können ja sehr kreativ sein, das galt es zu bedenken.“

Der Kunde setzt auf Televic als Audiokonferenzsystem, welches sich aus 44 Sprechstellen und 65x Infrarot Hörunterstützung zusammensetzt. Insgesamt ist es so ausgelegt, dass bis zu acht Sprachen wiedergegeben werden können. Das UHF-Mikrofonsystem kommt von Shure. Für die Standard-Audioübertragung werden zwei Biamp Tesira X400 DSPs verwendet.

Neben der Implementierung der Systeme beinhaltet der Auftrag auch einen Wartungs- & Support-Vertrag inklusive Veranstaltungsbegleitung über mindestens drei Jahre. MCI verfolgte einen Ansatz der Integration in zwei Phasen, um lange Lieferzeiten verschiedenster Hersteller zu kompensieren und die Grundfunktionen des Konferenzzentrums so früh wie möglich herzustellen. Die Gesamt­abnahme erfolgte im März 2024.

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Es freut mich, wieder von einem Großprojekt zu lesen, bei der auch an die Hörunterstützung gedacht wurde, worauf Schwerhörige ja trotz Hörgerät/Cochlea Implantat (CI) angewiesen sind.

    Ein wenig zu den Gründen:
    Hörsysteme können zwar einiges korrigieren, aber nicht alles. Hörgeräte können z.B. Dead Zones nicht wiederbeleben, wo ganze Bereiche von Hörhaarzellen funktionslos sind. Ein Hörgerät arbeitet mit vielen Features, die zu Hörartefakten führen, was aber ein Kompromiss ist zwischen schlecht hören und weniger schlecht hören, aber nicht zu gut hören.

    Ein Cochlea Implantat (CI) kann heutzutage zwischen 120 und 256 einzelne Frequenzen übertragen, welche das sind, hängt unter anderem vom Verlauf der Operation ab. Alle Frequenzen zwischen 200 und 8.000Hz werden in Gruppen zusammengefasst und einer dieser Frequenz zugeordnet.

    Im Endeffekt führt das dazu, dass aufgrund des eingeschränkten bis garnicht mehr vorhandenen räumlichen Hörvermögens der Cocktailpartyeffekt nicht mehr funktioniert und Störschall nicht mehr ausgeblendet werden kann.

    Problemkreise also: nicht natürlicher Schallpegel-abhängiger Frequenzgang, Störschall, Hörartefakte etc.

    Hörsysteme – auch Premium-Geräte – machen also nicht guthörend, sondern nur weniger schlecht hörend. Die Behauptung, Hörgeräte seien heutzutage so gut, dass man keine Hörunterstützung/Höranlagen mehr brauche, ist also völlig realitätsfern.

    Erfreulich an diesem Projekt ist, dass für die Hörunterstützung die analoge Infrarottechnik eingesetzt wird, da diese latenzfrei arbeitet und somit die Synchronität zwischen Bild und Ton problemlos hergestellt werden kann. Auf Synchronität zwischen Bild und Ton sind Schwerhörige angewiesen, denn jede Latenz dazwischen erhöht den Hörstress. Schwerhörige benötigen Mundbild, Mimik und Gestik, um ihre beeinträchtigte auditive Wahrnehmung zumindest teilweise zu kompensieren. Besteht eine Latenz, so muss Gehirnleistung und damit Zeit investiert werden, um beide Sinneseindrücke zu synchronieren und das bedeutet Stress ab etwa 12ms Latenz. Diese 12ms werden aber zum großen Teil schon von den Hörsystemen (4-15ms Verarbeitungszeit, Premiumgeräte eher im oberen Bereich) selbst aufgefressen. Bei höheren Latenzen so ab ca. 40 bis 50ms wird die Synchronisation kaum noch gelingen.

    Genial ist hier die Lösung, dass die PTZ-Kamera automatisch auf den jeweiligen Sprecher fokussieren kann, indem die jeweils aktive Sprechstelle abgefragt wird. Dadurch kann ein Bildschirm immer die Sprecheransicht zeigen, sodass Schwerhörige gut vom Mund absehen und die Mimik auswerten können.

    Das System bietet also auch bei Hybridkonferenzen die Möglichkeit, dass den remote verbundenen Teilnehmern alle wichtigen Komponenten zur Verfügung stehen:
    – die akustische Information in sehr guter Qualität (jeder Platz hat seine eigene Sprechstelle)
    – die Sprecheransicht (für Mundbild und Mimik)
    – die Globalansicht für Sichtbarkeit der Reaktionen aus dem Publikum (Gestik)
    – die Übertragung von Präsentationen
    – Verschriftlichung des Gesprochenen im Transskript über Schriftdolmetschung

    Es wird erwähnt, dass die Infrarot-Anlage bis zu acht Sprachen im Raum übertragen kann. Leider wird nicht erwähnt, wie diese acht Sprachen an die remote zugeschalteten Teilnehmer übertragen werden.

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