Case Study

Zukunftsweisende Beschallung fürs CCH von GRANER + PARTNER

Das CCH – Congress Center Hamburg ist eines der größten und modernsten Kongresszentren Europas und bietet mit einer Gesamtfläche von 36.000 Quadratmetern nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für Veranstaltungen aller Art. Seit dem Frühjahr 2024 verfügen die beiden größten Säle des Hauses über neue Beschallungsanlagen, die von der GRANER + PARTNER GmbH geplant wurden. In Saal 1 des CCH kommen dabei – erstmals als Fest­installation in einem europäischen Kongresszentrum – leistungsstarke L2/L2D-Lautsprecher aus dem Portfolio des französischen Herstellers L-Acoustics zum Einsatz. Für die Beschallung von Saal 3 wurden Lautsprecher aus der A-Serie des deutschen Herstellers d&b audiotechnik ausgewählt.

Congress Center Hamburg CCH(Bild: Jörg Küster)

Detaillierte Raummodelle

GRANER + PARTNER aus Bergisch Gladbach bei Köln ist ein renommiertes Ingenieurbüro, das auf Raumakustik, Schallschutz, Ton- und Medientechnik, Bauphysik und Schallimmissionsschutz spezialisiert und amtlich anerkannte Schallprüfstelle ist. Im CCH war es nicht nur für die Planung der neuen Beschallungsanlagen in den Sälen 1 und 3, raumakustische Messungen, Simulationen in EASE und praxisorientierte Shootouts verantwortlich, sondern begleitete auch die Bauarbeiten über die Leistungsphasen 1 bis 8 der HOAI. Die Umrüstung in den Sälen 1 und 3 begann im Januar 2024, die Abnahmen erfolgten Ende April desselben Jahres.

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Rüdiger Aue, Projektleiter Medientechnik bei GRANER + PARTNER und gemeinsam mit Abteilungs- und Projektleiter Dominik Schenke verantwortlich für das Vorhaben im CCH, berichtet: „Im Zuge der Sanierung des CCH wurden die alten Beschallungsanlagen der Säle 1 und 3 ausgebaut. Beide waren schon sehr lange in Betrieb und in die Jahre gekommen. Für die eingesetzten Verstärker gab es keine Ersatzteile mehr, so dass eine weitere Nutzung nicht in Frage kam – es galt daher, ein modernes Beschallungskonzept auf dem neuesten Stand der Technik zu entwickeln.“

Da die Raumakustik eines der vielen Fachgebiete ist, in denen GRANER + PARTNER über eine fundierte Expertise verfügt, wurden in Bergisch Gladbach detaillierte Raummodelle in EASE erstellt, nachdem M.BP Benjamin Haupt von Graner Bereich Messtechnik/Controlling umfangreiche Messungen in den Sälen 1 und 3 des CCH vorgenommen hatte. „Anhand dieser Modelle haben wir verschiedene Konzepte für mögliche Systemlösungen entwickelt“, so Rüdiger Aue. „Für Saal 1 wurde der Wunsch geäußert, dass die zu installierende Anlage idealerweise ohne Delay­lines auskommen sollte – mit dem nun installierten System funktioniert das hervorragend. In Saal 3 bestand eine Schwierigkeit darin, dass die Decke von einer denkmal­geschützten Lichtinstallation geschmückt wird, die ein ­eigenwilliges Reflexionsverhalten aufweist und sich nicht im Schallweg befinden sollte.“

Shootouts für beide Säle

Nach eingehender Erörterung der Simulationsergebnisse wurden von GRANER + PARTNER für beide Säle Shoot­outs angesetzt, in denen sich Produkte namhafter Hersteller miteinander messen mussten. Am Vergleichshören beteiligt waren diverse Vertreter:innen des CCH, darunter auch Gralf Krüger (Technischer Leiter) und Søren Scharnhop vom Produktionsteam.

„Das vergleichende Hören haben wir so fair und neutral wie möglich gestaltet, mit gleichen Aufbaumöglichkeiten und gleichen Zeitfenstern für alle Teilnehmenden“, betont Rüdiger Aue. „Es wurden nicht nur Ausschnitte ausgewählter Musikstücke verwendet, sondern es war auch ein Schauspieler anwesend, der mit Handmikrofon, Headset und am Rednerpult mit Schwanenhalsmikrofon Texte vortrug. Die Bewertungskriterien hatten wir in einer Matrix zusammengestellt, welche den Anwesenden zum Ausfüllen ausgehändigt wurde.“

CCH Saal 1
Saal 1 ist mit fast 3.000 Sitzplätzen der größte fest bestuhlte Saal im CCH. Hier kommen – erstmals als Festinstallation in einem europäischen Kongresszentrum – L2/L2D-Lautsprecher von L-Acoustics zum Einsatz. (Bild: Jörg Küster)

Aue erklärt weiter: „Wir hatten im Vorfeld ein neutrales Raummodell mit den akustischen Eigenschaften und den infrage kommenden Hängepunkten bereitgestellt, auf dessen Basis eine Simulation in EASE erstellt werden sollte. Wichtig war uns, dass nur qualifizierte Unternehmen am Wettbewerb teilnehmen, die den Qualitäts­ansprüchen und Erwartungen des CCH gerecht werden können. Ich denke, dass sich der fundierte Prozess der Planung und Systementscheidung gelohnt hat, denn heute ist das Klangergebnis sowohl im Saal 1 als auch im Saal 3 absolut überzeugend. Auch die Rückmeldungen, die ich aus dem Team des CCH von ganz unterschiedlichen Personen mit und ohne audiotechnischem Hintergrund erhalten habe, sind uneingeschränkt positiv.“

Saal 1: Beschallung mit L-Acoustics L2/L2D

Saal 1 ist mit einer Kapazität von fast 3.000 Sitzplätzen der größte fest bestuhlte Saal im CCH und wird heute mit einer Links/Center/Rechts-Konstellation beschallt, deren Main-Hangs aus den L-Acoustics Modellen L2 (oben) und L2D (unten) bestehen. Den Antrieb übernehmen vier L-Acoustics LA7.16i Hochleistungsendstufen. Das Centercluster setzt sich im Saal 1 aus drei L-Acous­tics A10i Zweiwege-Passivlautsprechern (1 × Focus und 2 × Wide an LA2Xi-Endstufe) zusammen; mehr Elemente hätten den Projektionsweg gestört. Von LA2Xi-Endstufen angetriebene L-Acous­tics 5XT dienen als ultrakompakte Nearfills, die je nach Bühnenaufbau zum Einsatz kommen. Das Monitoring erfolgt über fest an der Decke installierte L-Acoustics A10i (left/right je 1 × Focus und 1 × Wide an LA2Xi). Ergänzt werden die A10i bei Bedarf durch auf der Bühne zu verteilende Monitorlautsprecher, für die vier Ausgänge einer L-Acoustics LA4X Vierkanalendstufe vorgesehen sind.

Als Fill-Systeme für die seitlichen Aufgänge wurden im Saal 1 zwei L-Acoustics X8 Koax-Pointsources angebracht, die passend zur Farbe der Backsteinwände lackiert sind und von einem LA2Xi-Verstärker angetrieben werden. Für zusätzliche Luftbewegung im Tieftonbereich sorgen pro Bühnenseite vier L-Acoustics KS21 Subwoofer mit 21″-Bestückung, von denen eine Unit gedreht ist, um eine kardioidförmige Abstrahlcharakteristik zu erreichen.

Den Antrieb übernehmen zwei LA4X. Für typische Sprachanwendungen werden diese Bässe nicht benötigt, sind aber bei musikalischen Aufführungen aller Art durchaus willkommen. Der Frequenzgang der Fullrange-tauglichen L2/L2D-Systeme reicht hinab bis 45 Hertz und wird bei der Installation im Saal 1 nicht elektronisch beschnitten.

Saal 1 wird mit einerLinks/Center/Rechts- Konstellation beschallt
Saal 1 wird mit einer Links/Center/Rechts-Konstellation beschallt, deren Main-Hangs aus den L-Acoustics-Modellen L2 (oben) und L2D (unten) bestehen (Bild: Jörg Küster)

Seitens des französischen Herstellers betreute Martin Rode (Application Engineer) das Hamburger Projekt, unterstützt von Steven Ellis (Application Project Manager) und Sebastian Wittrock (Sales Manager). Die Ausschreibung für die Lieferung und Installation der neuen Audiotechnik konnte die PROTONES GmbH & Co. KG aus Lüneburg für sich entscheiden. Beim Projekt im Saal 1 des CCH trug auf Seiten von PROTONES der technische Geschäfts­führer) Benjamin „Benni“ Schulenkorf die Verantwortung.

Für typische Konferenzszenarien ist die neue Beschallungsanlage mehr als ausreichend dimensioniert, doch Søren Scharnhop vom Produktionsteam des CCH rechnet damit, dass künftig auch Gastspiele wie Konzerte oder Musicals auf die leistungsstarken L-Acoustics Systeme zurückgreifen werden: „Das ist von Seiten des Hauses so gedacht und wird auch einwandfrei funktionieren, wobei aus Sicht der im CCH gastierenden Tourneeproduktionen natürlich verschiedene Faktoren eine Rolle bei der Entscheidung spielen“, merkt er an. Gralf Krüger, Technical Director des CCH, ergänzt: „Grundsätzlich kann die neue Beschallungs­anlage alle typischen Veranstaltungsszenarien im Saal 1 abdecken.“

Saal 3 des CCH
Mit 1.910 m² ist Saal 3 der zweitgrößte Raum im CCH. Sein Parkettboden wird gerne für Tanzveranstaltungen gebucht. Blickfang ist eine denkmalgeschützte Lichtinstallation an der Decke (Bild: Jörg Küster)

Saal 3: Beschallung mit der d&b A-Serie

Saal 3 ist mit einer Bruttofläche von 1.910 m² der zweitgrößte Saal im CCH. Er verfügt über Parkettboden und wird daher gerne für Tanzveranstaltungen wie beispielsweise glamouröse Bälle gebucht. Blickfang in Saal 3 ist eine denkmalgeschützte Lichtinstallation, die einen großen Teil der Decke einnimmt. Links und rechts im Saal 3 werden Cluster aus der A-Serie von d&b geflogen, die aus drei nebeneinander angebrachten ALi60-Lautsprechern bestehen. Das Centercluster bilden zwei quer montierte Einheiten der A-Serie (ALi60 oben, ALi90 unten), die so positioniert sind, dass ihre Abstrahlung weder durch die geschützte Lichtinstallation gestört wird noch ihre Präsenz das projizierte Bild beeinträchtigt.

Bereiche seitlich der Bühne werden mit Outfills (1 × d&b 10S pro Seite) abgedeckt, die oberhalb der Bässe (pro Seite 1 × d&b V-GSUB) angebracht sind. Die Stacks aus 10S und V-GSUB sind hinter einer akustisch transparenten Abdeckung verborgen und für das Publikum nicht sichtbar. Wird eine erweiterte Basswiedergabe gewünscht, stehen zwei weitere mobile d&b V-GSUB bereit.

Entlang der Vorderkante des Podiums werden bei Veranstaltungen vier Zweiwege-Lautsprecher d&b 44S als Nearfills verteilt. Der hintere Bereich von Saal 3 wird mit einer Delayline versorgt, die von vorne kommende Signale auffrischt und aus drei d&b E8 Koaxlautsprechern besteht. Zwei weitere E8 sind als Delayline für den FOH-Platz auf der Galerie vorgesehen. Für das Monitoring auf der Bühne sind d&b E6 verfügbar.

Bild aus Saal 3 mit der d&b A-Serie
Links und rechts in Saal 3 werden Cluster aus der d&b A-Serie geflogen, die aus drei nebeneinander ­angebrachten ALi60 Lautsprechern bestehen (Bild: Jörg Küster)

Über eine d&b DS10 Audio Network Bridge werden eingehende Dante-Signale in AES/EBU umgesetzt und anschließend auf fünf 40D-Vierkanal-Installationsverstärker von d&b verteilt. Drei ebenfalls vorhandene d&b-5D-­Installationsverstärker verarbeiten eingehende Dante-Signale direkt.

Seitens d&b audiotechnik waren Marco Fußhöller (d&b Education and Application Support D.A.CH.) und Michael „Migo“ Platz (d&b Sales Support Specialist D.A.CH.) in das Projekt involviert. Die Ausschreibung über die Lieferung und Installation der neuen Audiotechnik konnte die Berliner PIK AG (www.pik.de) für sich entscheiden.

„Um an der Ausschreibung für die audiotechnische Ausstattung von Saal 3 teilnehmen zu können, musste man sich zunächst bewerben und entsprechende Referenzen vorweisen“, erinnert sich Andreas Klöhn, Vertrieb Audiotechnik bei der PIK AG. „Es kam dann zu einem Shootout, bei dem das Konzept von d&b audio­technik in Aspekten wie Rückkopplungsfestigkeit, Durchsetzungsfähigkeit und Linearität der Wiedergabe voll und ganz überzeugen konnte.“

Centercluster in Saal 3
Das Centercluster ­bilden zwei quer montierte Einheiten der A-Serie (ALi60 oben, ALi90 unten) (Bild: Zurich Insurance)

Søren Scharnhop vom Produktionsteam des CCH bestätigt, dass die neue Beschallungsanlage im Saal 3 den hohen Ansprüchen der renommierten Hamburger Location auf ganzer Linie gerecht wird: „Mit dem Ergebnis der Arbeiten bin ich absolut zufrieden. Ich finde die neue Beschallungsanlage wirklich sensationell! Auch die Sprachverständlichkeit im Saal 3 ist heute hervorragend, wie ein STI-Wert größer als 0,7 eindeutig belegt. Die Zusammenarbeit mit allen Projektbeteiligten – dem Planungsbüro, dem Hersteller, dem Integrator und dem Team des CCH – habe ich als sehr angenehm empfunden.“

Technical Director Gralf Krüger resümiert: „Es gab einen offenen Dialog, und wir sind immer ehrlich miteinander umgegangen, was sicher nicht unwesentlich zum sehr guten Endergebnis beigetragen hat.“

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