„Die CTS-Schulung bringt uns einen enormen Wettbewerbsvorteil“
von Rafael Melson (AVIXA) ,
Der Branchenverband AVIXA bietet Unternehmen die Schulung zum über die Schulung zum Certified Technology Specialist (CTS) an. Rafael Melson, Account-Manager DACH bei AVIXA, sprach mit Stéphane Maujean vom Schweizer AV-Integrator Lemanvisio über die positiven Folgen, die so eine Maßnahmen für sein Unternehmen hatte.
(Bild: Lemanvisio)
Mit knapp 50 Mitarbeitern und Büros am Genfer See sowie in Zürich ist Lemanvisio das größte AV-Systemhaus in der französischsprachigen Schweiz. Das familiengeführte Unternehmen wurde 2001 von CEO Johann Ody gegründet, die Hauptgeschäftsfelder umfassen AV-Installationen aller Art, Videokonferenzsysteme sowie Gebäudeautomation.
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Besonders stolz ist man bei Lemanvisio auf das Knowhow komplexer AV-Systeme für Sportarenen und Spielstätten. Mehrere Sporthallen, die UEFA-Spielstätte des FC Lausanne Sport sowie eine Eishockey-Arena sind nur einige der vielen Großprojekte der Schweizer AV-Spezialisten. Darüber hinaus gehören international agierende Unternehmen und Konzerne zum Kundenstamm von Lemanvisio.
Im Jahr 2024 fragte Lemanvisio ein CTS-Vorbereitungsseminar an, welches mehr als ein Dutzend Mitarbeiter nach einer erfolgreichen Prüfung mit der CTS-Zertifizierung abschließen konnten. Welche Nutzen das für Lemanvision hatte, darüber sprach Rafael Melson von AVIXA mit Stéphane Maujean, Sales Manager, Vendors Partnerships, bei Lemanvisio, der sich unter anderem um das Thema Weiterbildung und Mitarbeiterqualifizierung kümmert.
Rafael: Stéphane, wir kennen uns nun schon einige Jahre. Was hat sich nach eurer CTS-Schulung getan?
Stéphane: Sehr auffällig ist, dass circa drei Viertel unserer Kunden mit dem Begriff CTS absolut nichts anfangen können. Aber sobald wir ihnen erklären, was der CTS ist und wofür er steht, erkennen unsere Kunden die Vorteile. Diese Tatsache bringt uns aktuell einen enormen Wettbewerbsvorteil.
Rafael: War das der Grund, weshalb ihr euch für den CTS entschieden habt?
Stéphane Maujean, Sales, Vendor Partnerships bei Lemanvisio (Schweiz) (Bild: On Location Portraiture, 2022)
Stéphane: Wir wollten einen einheitlichen Wissensstand im Unternehmen etablieren, um noch stärker interdisziplinär zu arbeiten. Unsere Projekte sind vielschichtig und die Teammitglieder sitzen in den unterschiedlichsten Abteilungen und Positionen, deshalb haben wir uns bewusst dafür entschieden, alle Mitarbeiter zu zertifizieren. Als wir mit dem CTS begannen, war es uns wichtig, das komplette Team mit einzubinden. Nicht nur die Installations-Crew ist CTS geschult, auch Kollegen von den Teams Design, Software, Support und Sales nehmen an den Schulungen teil. Unserem CEO war es wichtig, dieses „CTS-Mindset“ in das ganze Unternehmen zu tragen.
Rafael: Ein interessanter Begriff. Du meinst, den Ansatz des lebenslangen Lernens. Wie macht sich dies bemerkbar?
Stéphane: Als wir an der CTS-Schulung teilnahmen, merkten die Kollegen sehr schnell, dass hier viel mehr dahintersteckt als eine Standard-Produktschulung. Das Team fing an, sich über die Themen und Sachverhalte des Trainings auszutauschen. und sie diskutierten über bestimmte Fachgebiete und Fragestellungen. Diese Kultur hat sich mittlerweile fest etabliert. Erst gestern wurden bei unserem Techniker-Meeting wieder Erfahrungen und Ideen aus einer AVIXA-Schulung ausgetauscht.
Im zweiten Schritt konnten wir beobachten, wie sich ihr Verhalten gegenüber unseren Kunden veränderte. Sie konnten nun sehr genau erklären, warum sie ein Display nach DISCAS installierten und nicht nach der althergebrachten Faustformel. Unsere Mitarbeiter haben sich durch den CTS persönlich weiterentwickelt. So waren sie beispielsweise sehr stolz, als sie nach der bestandenen Qualifizierung das CTS-Logo in ihre E-Mail-Signatur integrieren durften, sie haben es als Auszeichnung empfunden.
Mittlerweile hat sich unter unseren Teams ein Wettbewerb nach den für die Verlängerung der CTS-Zertifizierung notwendigen Renewal Units etabliert, was für uns natürlich sehr positiv ist. Der Antrieb, sich fortzubilden und zu lernen, kommt nun verstärkt von den Mitarbeitern selbst. Sie wissen, dass sich mit weiteren Qualifizierungen viele Vorteile ergeben. Unsere Teams honorieren dies, indem sie interdisziplinär arbeiten und eigenständig den Austausch untereinander suchen. Der Kunde hat dadurch nur Vorteile, denn das gesamte Team ist auf einem identischen Wissensstand und es kann viel effizienter geplant und gearbeitet werden.
Rafael: Und das ist der Wettbewerbsvorteil, den Du vorhin angesprochen hast?
Stéphane: Für den Kunden hat der CTS viele Vorteile, denn er kann sich auf Standards und Best Practices, auf das gesamte CTS-Regelwerk, verlassen, dem wir als Dienstleister folgen. Das bedeutet auch, dass wir transparent arbeiten können. Manchmal kommt bei unseren Kunden die typische Frage auf, warum wir denn für eine AV-Installation zehn Stunden benötigen, unser Wettbewerber würde diese in fünf Stunden erledigen. Dem können wir entgegnen: Das mag sein, aber ich folge in meinem Ansatz bestimmten Standards. Tut das andere Unternehmen dies ebenfalls? Diese garantieren beispielsweise, dass das Display die richtige Größe hat und den korrekten Abstand zum Publikum einhält, dass die Audioanlage auch bis auf die letzte Zuschauerreihe einwandfrei funktioniert und ein optimales Hörerlebnis garantiert, dass das Mikrofon in einem Konferenzraum richtig platziert ist, und auch die weitere Ausbreitung des Schalls berücksichtigt wird. All diese kleinen Details sorgen dafür, dass die Teilnehmer auch in langen, mehrstündigen Meetings oder Videokonferenzen nicht ermüden und der Raum effizient genutzt werden kann – den ganzen Tag lang.
Die exakte Einhaltung der Standards macht sich bei einem kurzen Meeting von nur einer Stunde vielleicht nicht bemerkbar. Wenn man aber hingegen tagtäglich, wie es heutzutage üblich ist, mehrere Stunden in Videocalls verbringt, oder in physischen Meetings, dann weiß man diesen Ansatz durch Best Practices und Standards sehr zu schätzen: Alles ist hier auf maximale Benutzerfreundlichkeit ausgerichtet. Die Ausrichtung auf eine hohe Qualität der Installationen, mit dem Ziel eines störungsfreien und optimalen Betriebs über Jahre hinweg, das können wir mit dem CTS nachweisen, und ebendiese diese Qualität ist unseren Kunden sehr wichtig.
Rafael Melson, Account-Manager DACH beim Branchenverband AVIXA (Bild: AVIXA)
Rafael: Du erwähnst gerade das Thema Benutzerfreundlichkeit, also Usability bzw. User Experience von AV-Systemen. Inwieweit stehen die tatsächlichen Nutzer der AV-Technik im Blick?
Stéphane: Benutzerfreundlichkeit ist für uns heutzutage eines der Schlüsselthemen, der tatsächliche Nutzer der AV wird dadurch immer wichtiger. Wir sprechen immer mehr auch direkt mit den HR-Abteilungen unserer Kunden; mittlerweile finden sogar rund ein Drittel aller Kundengespräche mit den HR-Abteilungen statt. Das hat auch mit der heutigen Arbeitsmarktsituation zu tun. Viele Unternehmen müssen mittlerweile um qualifizierte Arbeitnehmer kämpfen und eine benutzerfreundliche AV ist wichtig für das gesamte Employer Branding. Hier sind der CTS und die AVIXA-Standards sehr hilfreich, da der gesamte Ansatz darauf abzielt, das bestmögliche und optimale Erlebnis für den Nutzer zu generieren.
Rafael: Also würdest Du sagen, den CTS zu machen hat sich gelohnt?
Stéphane: Ein Dutzend unserer Kollegen bereitet sich bereits auf den CTS-D vor. Ich denke, damit ist die Frage schon beantwortet. Ich habe lange Jahre für Crestron gearbeitet, und eine meine allerersten Aufgaben bestand darin, eine CTS-Zertifizierung abzulegen. Das ist schon einige Jahre her, aber eine CTS-Schulung war damals obligatorisch für uns alle. Du musst dein Team motivieren, sich ständig weiterzubilden. Natürlich ist es klasse, wenn dies von innen heraus geschieht und nicht nur auf Anweisung von oben.
Unser CEO trieb die CTS-Schulungen voran, und ich gebe hier Hilfestellung, da ich aufgrund meiner Arbeit in den PVP- und SAS-Komitees bei PSNI weiß, wie wichtig eine systematische Weiterbildung ist. Der einfachste – und für mich zeitsparendste Weg – wäre, unsere Teams nur zu Herstellerschulungen zu schicken. Das ist selbstverständlich auch wichtig, aber wir haben einen anderen Qualitätsanspruch. Den CTS nicht nur für die Techniker, sondern ihn interdisziplinär zu nutzen, das war meiner Meinung nach der wichtigste Punkt.
Rafael: Stéphane, vielen Dank für das informative Gespräch. Zum Schluss noch eine Frage: Welche Trends erwarten uns in den nächsten Jahren?
Stéphane: Standards. Standards bei Projekten werden immer wichtiger, vor allem aus den USA. Schaue ich auf einen Projektplan aus den USA, kann ich sofort erkennen, dass dieser nur von dort kommen kann. Schaue ich hingegen auf einen Projektplan aus Europa, ist es mir nahezu unmöglich, dieses Projekt einem Land zuzuordnen. Europäische Systemhäuser haben bei dem Thema ganz klar Nachholbedarf. Gleichzeitig müssen auch die Kollegen aus den USA sich an europäische Gegebenheiten anpassen. Als Beispiel seien hier nur die konstruktionsbedingten Unterschiede bei der Installation von Monitoren oder Displays erwähnt: Eine amerikanische Trockenbauwand unterscheidet sich von einer europäischen gemauerten Wand ganz erheblich. All das muss bei der Planung und Durchführung internationaler Projekte beachtet werden.
Das Interview wurde in englischer Sprache geführt.