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Praxistest: Drahtloses Kommunikationssystem ListenTALK

Bislang funktionierten drahtlose Kommunikationssysteme zur Vermittlung von Wissen nur in eine Richtung: vom Referenten zum Auditorium. Das ListenTALK-System erlaubt nun frei konfigurierbaren Austausch in alle Richtungen. PROFESSIONAL SYSTEM hatte die Gelegenheit, die Geräte an einem der touristischen Hotspots Englands auszuprobieren.

Drahtloses Kommunikationssystem ListenTALK
(Bild: Uwe Agnes)

Inhalt dieses Praxistests:

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Unter fortschrittlichen Pädagogen ist der oftmals leicht abschätzig so bezeichnete Frontalunterricht nicht erst seit gestern verpönt. Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit, jahrgangsübergreifendes Lernen und Projektarbeit klingen zumindest deutlich moderner und sind mittlerweile Standard in deutschen Klassenzimmern. In einigen Bereichen der Wissensvermittlung gibt es immer noch keine sinnvollen Alternativen zu „Direct Instruction“ – wenn nämlich in begrenzter Zeit ein fest umrissenes Themengebiet einem interessierten Auditorium nahegelegt werden soll. Ein Klassiker dieser Situation ist die „Führung“, sei es im ruhigen Ambiente eines Museums, im Getöse eines Industriebetriebs oder in der Stadt, wo so ziemlich alles zwischen diesen beiden Polen vorkommen kann.

Fort von der Einbahnstraße

Nur selten wird man heute noch den Guide mit erhobenem Regenschirm und Stentorstimme bei der Arbeit bewundern können, denn in diesem Bereich sind drahtlose Kommunikationssysteme zur Adressierung der Zuhörer schon lange Standard. Sie ermöglichen dem Moderator oder Referenten, sich auch in akustisch schwieriger Umgebung klar verständlich zu machen, ohne unbeteiligte Umstehende zu belästigen oder ungewollt mit Gratis-Informationen zu versorgen.

Was jedoch in einem Klassenzimmer ohne Weiteres, nämlich durch das Heben des Fingers, möglich wäre, ist bei den meisten Systemen technologisch nicht vorgesehen: als Zuhörer eine Frage zu stellen oder einen Kommentar abzugeben. Um hier Abhilfe zu schaffen, hat der Hersteller Listen Technologies mit ListenTALK ein System entwickelt, dass es bei einfachster Handhabung und mit einem einzigen Basisgerät erlauben soll, in der Gruppenkommunikation für eine Vielzahl von Anwendungen im Duplex- Verfahren zu sorgen und damit eine Unterhaltung zwischen Referent und Zuhörern zu ermöglichen.

Die Übertragung der Audiosignale erfolgt dabei über DECT, also in einem Frequenzbereich zwischen 1.880 und 1.900 MHz, damit andere Funkdienste wie WLAN oder Bluetooth nicht stören können. PROFESSIONAL SYSTEM hatte die Gelegenheit, dieses System unter Praxisbedingungen in der englischen Universitätsstadt Cambridge zu erproben.

Setup

Die Konfiguration bestand aus vier ListenTALK Transceivern mit Lithium-Ionen-Akkus und Ohrhörern sowie dem 16-fach Ladekoffer LA- 481. Alternativ zu diesem Gerät lassen sich die Transceiver auch einzeln über ein Micro-USB-Port aufladen. Statt der Lithium-Ionen-Akkus ist ein Fach für zwei AA-Batterien verfügbar. Mit vollgeladenen Lithium-Ionen-Akkus beträgt die Betriebsdauer je nach Betriebsmodus zwischen ungefähr sieben und zwölf Stunden. Die verbleibende Betriebszeit wird dabei auf dem Display des Geräts angezeigt.

Jeder ListenTALK-Transceiver kann sowohl für den Einsatz beim Referenten als auch bei den Zuhörern konfiguriert werden. Das geschieht erfrischend analog mit einem roten Clip, der oben am Gehäuse eingerastet wird und der das Gerät als „Leader“ definiert. Während ohnehin die Klugheit gebietet, ganz allgemein den Anweisungen von Betriebsanleitungen zu folgen, so gilt dies hier in besonderem Maße: Man sollte nämlich den Clip nur anbringen, wenn das Gerät tatsächlich wie gefordert ausgeschaltet ist. Andernfalls kommt es zu Problemen bei der Zuordnung, und der Transceiver verbreitet nichts als statisches Rauschen. Statt eines Leaders lassen sich auch, falls nötig, zusätzlich beliebig viele Sub-Leader definieren. Auch dies geschieht mithilfe eines roten Clips, der jedem einzelnen Gerät beiliegt.

Pairing

Nachdem so ein Leader definiert ist, muss im Anschluss die Gruppe eingerichtet werden. Das kann ohne weiteres Equipment über Near-Field-Kommunikation geschehen, indem man jeden Transceiver, der als Teilnehmer in der Gruppe dienen soll, Rücken an Rücken mit dem ListenTALK-Gerät hält, das als Leader fungiert und zuvor per Tastendruck in den Pairing-Modus versetzt wurde. Ein erfolgreiches Pairing wird am Teilnehmergerät mit einem Bestätigungston quittiert, und auf dem Display erscheint das entsprechende Symbol. Dieses Verfahren muss für jeden einzelnen Teilnehmer-Transceiver und, falls gewünscht und vorhanden, für jeden Sub- Leader wiederholt werden. Da man nicht unbedingt jeden Tag eine Gruppe einrichten muss, ist das eine Prozedur, die nicht allzu oft anzuwenden wäre, aber je nach Anzahl der Teilnehmer eine Weile dauern kann.

Der ListenTALK-Transceiver mit Ohrhörer und Tragband beim Einsatz
Der ListenTALK-Transceiver mit Ohrhörer und Tragband beim Einsatz in einem der touristischen Hotspots Englands (Bild: Uwe Agnes)

Einfacher geht das Pairing vonstatten, wenn man die Ladestation verwendet, die maximal 16 Transceiver aufnehmen kann. Dann muss man nämlich nur die Geräte in die entsprechenden Slots sortieren, die farblich sehr eindeutig markiert sind: Der Leader mit dem roten Clip kommt wenig überraschend in den roten Slot, alle anderen Geräte in einen beliebigen der 15 verbliebenen freien Steckplätze. Dann muss nur noch der Pairing-Button an der Ladeschale betätigt werden, und wenn kurz danach die Status-LED nach einigem Blinken erlischt, sind alle Geräte gepaart, und die Gruppe wurde erfolgreich erstellt. Wenn es in der Summe mehr als 15 Teilnehmer oder Sub-Leader geben sollte, muss der Vorgang entsprechend oft wiederholt werden. Ein hübsches und wohlbedachtes Detail besonders für potenziell unordentliche Benutzer: Neben den Steckplätzen für die Transceiver befindet sich jeweils ein Slot für die roten Leader-Clips, die dort sicher aufbewahrt werden können, wenn sie nicht gerade am ListenTALK-Gerät angebracht sind – versehentlicher Verlust so gut wie ausgeschlossen.

ListenTALK-Transceiver
Jeder ListenTALK-Transceiver kann sowohl für den Einsatz beim Referenten als auch bei den Zuhörern konfiguriert werden. Das geschieht erfrischend analog mit einem roten Clip, der oben am Gehäuse eingerastet wird und damit das Gerät als „Leader“ definiert. (Bild: Listen Technologies)

Mithilfe des Pairing-Buttons am Ladegerät lässt sich übrigens auch schnell und unkompliziert die Verschlüsselung einer Gruppe ändern, ohne dass die Gruppe selbst neu eingerichtet werden müsste. Das kann zum Beispiel dann von Nutzen sein, wenn ein Teilnehmergerät gerade unauffindbar ist (vielleicht, weil es vom gerade erwähnten potenziell unordentlichen Benutzer verbummelt wurde), jedoch über den Kanal sensitive Informationen übertragen werden. Ein regelmäßiger Wechsel der Verschlüsselung einer Gruppe in definierten Zeitabständen lässt sich im Gerätemenü einstellen und bietet entsprechende Sicherheit.

ListenTALK-Transceiver: Ladestation
Zum erforderlichen Pairing (Adressierung der Transceiver) kann auch die Ladestation verwendet werden, die maximal 16 Transceiver aufnehmen kann. (Bild: Listen Technologies)

Betriebsarten

Eine ListenTALK-Gruppe lässt sich in drei verschiedenen Modi betreiben: „Hören“, „Antworten“ oder „Diskutieren“. Die Auswahl erfolgt am ListenTALK-Gerät des Referenten. Je nach Modus können die Teilnehmer dabei entweder nur den Referenten hören, den Referenten hören und diesem Fragen stellen oder aber auch – im Modus „Diskutieren“ – zusätzlich untereinander kommunizieren.

Peripherie

Jedem ListenTALK-Gerät liegt ein Ohrhörer bei, der mit einem Bügel über die Ohrmuschel geschoben wird, so dass die Schallquelle auf dem Ohr aufliegt. Für Standard-Ohren ist das sicher ein zuverlässiges Verfahren – und vermutlich das einzige, das unter hygienischen Gesichtspunkten halbwegs akzeptabel ist. Teilnehmer mit besonders kleinen oder großen Ohrmuscheln werden jedoch Mühe haben, diese monauralen Kopfhörer zuverlässig anzubringen. Da aber die Listen- TALK-Geräte handelsübliche 3,5-Millimeter- Buchsen verwenden, kann alternativ auch jeder beliebige Smartphone-Kopfhörer angeschlossen werden. Sollte dieser über ein integriertes Mikrofon verfügen, wird dieses automatisch verwendet und das im Gehäuse integrierte Mikrofon stummgeschaltet.

Headset LA-451 und Hör- und Sprechgarnitur LA-452
Das Headset LA-451 (links) eignet sich eher für ruhigere Umgebungen, während es die Hör- und Sprechgarnitur LA-452 mit aktiver Lärmkompensation auch mit stärkeren Störgeräuschen aufnehmen kann. (Bild: Listen Technologies)

Wenn der ListenTALK-Transceiver am mitgelieferten Trageband um den Hals getragen wird, ist der Besprechungsabstand zu diesem an der Gehäusefront eingebauten Mikrofon nah genug für eine gute Sprachverständlichkeit. Wird das Gerät jedoch am Gürtel getragen, ist der Abstand besonders in Umgebungen mit Geräuscheintrag zu groß, und es sollte ein zusätzliches externes Mikrofon zum Einsatz kommen – wie es übrigens generell für den Referenten beziehungsweise Tourguide empfohlen wird. Hier stehen je nach Umgebungsgeräusch verschiedene Modelle zur Verfügung. Das Headset LA-451 eignet sich dabei eher für ruhigere Umgebungen, während es die Hör- und Sprechgarnitur LA- 452 mit aktiver Lärmkompensation auch mit stärkeren Störgeräuschen aufnehmen kann.

Bedienung

Das Handling der ListenTALK-Transceiver ist unkompliziert und intuitiv, ganz wie es für den Einsatz mit ungeschulten Benutzern erforderlich ist. Falls es so im Gerätemenü eingerichtet wurde, müssen die Geräte nicht einmal von Hand ein- oder ausgeschaltet werden – sobald die Kopfhörerbuchse belegt ist, schaltet sich der Transceiver ein, und wenn länger als 30 Minuten keine Verbindung zum ListenTALK-Leader besteht, schaltet sich das Gerät selbsttätig wieder ab. Ein Gruppenteilnehmer muss lediglich, falls er es fürs nötig hält, über zwei Tasten an der Seite die Lautstärke des Kopfhörers einstellen oder die deutlich markierte Sprechtaste drücken, wenn er eine Frage an den Referenten richten möchte. Während dieses Zeitraums werden die Sprechtasten der übrigen Teilnehmer kurzfristig deaktiviert, was über ein entsprechendes Symbol auf dem Geräte-Display angezeigt wird.

Wenn der ListenTALK-Transceiver als Leader eingerichtet wurde, unterscheidet sich die Funktion der Sprechtaste von derjenigen der Teilnehmer: Der Referent kann sein Mikrofon per Knopfdruck entweder stummschalten oder aktivieren. Die Übertragungs- und Klangqualität des ListenTALK-Systems erwies sich als überzeugend mit natürlicher und gut verständlicher Sprachwiedergabe sowie frei von Störungen. Die Reichweite lag bei einer Probe unter freiem Himmel und mit Sichtverbindung bei geschätzten 200 Metern, was unter üblichen Praxisbedingungen ausreichen dürfte – während einer Führung sollte es keinem Schäflein erlaubt sein, sich weiter als diese Distanz von seiner Herde entfernen. Für Innenräume gibt der Hersteller eine Reichweite von maximal 150 Metern an, wobei dieser Wert stark abhängig von den Materialien sein dürfte, die im Gebäude verbaut wurden und die Gruppe umgeben.

Fazit

Das ListenTALK-System macht auf Anhieb einen wohldurchdachten und -gestalteten Eindruck und füllt mit der Möglichkeit, die drahtlose Kommunikation von Gruppen flexibel und nahezu beliebig konfigurierbar in alle Richtungen offen zu gestalten, ganz sicher eine vorhandene Lücke. Die ListenTALK-Produktreihe wird in Deutschland von Laauser & Vohl vertrieben. Ein ListenTALK-Transceiver LK-1 ist für 433,16 € zu haben, die Headsets LA-451 und LA-452 kosten 59,95 € beziehungsweise 130,90 €.


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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Da hin und wieder Anfragen kommen, hier der Hinweis, dass der Vertrieb in Deutschland aktuell über Audio Pro Heilbronn Elektroakustik GmbH erfolgt. 😉

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