Markt: Urgestein im ProAudio-Markt strukturiert sich neu

Ecler zurück im Markt

Ecler hat in den letzten Jahren einen Prozess inklusive einer Neuausrichtung und Umstrukturierung vollzogen. Es wurde mit NEEC Deutschland ein neuer Vertrieb gegründet, der sich um die Belange der hiesigen Kunden kümmert. PROFESSIONAL SYSTEM hat mit Felix Tonne und Jens Bange gesprochen …

Ecler(Bild: NEEC)

 

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Die Themen dieses Interviews:


Das spanische ProAudio-Unternehmen Ecler ist bereits seit 53 Jahren im Markt tätig, doch in den letzten Jahren war das Unternehmen etwas weniger auffällig in der Branche wahrzunehmen. Die Wirtschaftskrise in Spanien hat dem Hersteller schwer zugesetzt und auch der Verkauf des Scheinwerferherstellers Martin Professional an Harman, mit dem Ecler im Vertrieb kooperierte, ist nicht spurlos geblieben. Vor vier Jahren kam dann ein neuer Investor an Bord, mit dem eine größere Umstrukturierung des Unternehmens erfolgte.

NEEC – Das New Ecler

Ecler positioniert sich als Hersteller von Pro- Audio-Geräten für den Commercial Audio-Bereich. Ein klares, überschaubares Produktportfolio soll auch in Zukunft den Kern der Marke ausmachen. So erklärt uns Felix Tonne: „Der Weg von Ecler ist hier ganz klar – im Augenblick macht der Hersteller alles aus eigener Kraft, aus eigenem Wissen sowie aus eigener Forschung und Entwicklung in Spanien. Mit 53 Jahren Erfahrung wurden schon so einige Dinge ausprobiert und man konnte aus vielen Erfahrungen lernen.“ Jens Bange ergänzt: „Wir setzen unseren Fokus auf Bereiche, von denen wir wissen, dass wir sie gut können, in denen wir innovativ sind und in denen wir unseren Kunden dann auch ganzheitliche Lösungen anbieten können.“ Ecler will nicht nur individuelle Produkte, sondern global integrierte Lösungen konzipieren, die auf „Pfiffigkeit“, zeitloses Design und ein bedienerfreundlichen Konzept setzen. Die Lösungen sind laut Bange auf den Endanwender aus den Kernbereichen Handel, Gastronomie, Hotellerie, Sport/Fitness und Konferenz ausgerichtet und auch preislich attraktiv. Das spiegelt sich nach Felix Tonne auch in den Verkäufen wieder, denn hier wurden in der jüngeren Vergangenheit nur wenige Einzelprodukte, sondern hauptsächlich „kleine Ketten von zusammenhängenden Produkten“ bzw. ganzheitliche Lösungen verkauft. Neben den Produkten liegt ihm aber auch das neue Team voller Audio-Experten in der deutschen NEEC Niederlassung am Herzen, die allesamt den Markt von der Planung bis zur Inbetriebnahme sehr gut kennen.

Felix Tonne erläutert: „Wir haben uns im Zuge der Neustrukturierung von Ecler gefragt, was brauchen die Filialisten? Was sind deren Anforderungen? Wohin entwickeln sie sich? Und hierzu haben wir mit allen Beteiligten gesprochen – dem Installateur, dem Betreiber, der Marketingabteilung und dem Planern – um herauszufinden, wohin das Ganze geht. Diese Gespräche haben zu vielen neuen Produkten geführt, die wir jetzt schon entwickelt und produziert haben. Unsere Produkte wie die Matrix- Systeme, die digitalen Zuspieler, die Streaming-Devices, sind jetzt schon im Markt und werden gelebt und weiterentwickelt.“

Felix Tonne
Felix Tonne, Geschäftsführer NEEC Audio Deutschland GmbH (Bild: NEEC)

Auch das Thema Dante spielt für das Audio-Unternehmen eine große Rolle. Ecler sieht Dante als selbstverständlich an und nutzt es bereits in vielen Produkten der neuen Generation. Auf der ISE will der Hersteller eine mächtige 40×40 Dante-Matrix vorstellen, die nach der eigenen Firmenphilosophie wieder einfach integrier- und bedienbar sein soll und mit allen bisherigen vernetzten Lösungen im Portfolio zusammenspielen wird.“ Auf die Frage, ob Dante in Zukunft für Ecler noch das Maß aller Dinge sein wird, entgegnet Jens Bange: „Dante ist quasi zu einem Defacto-Standard geworden. Jeder spricht Dante, jeder kann Dante integrieren und man muss nicht mehr lange mit dem Systemintegrator drüber sprechen, was das ist und wie das funktioniert.“

Dante dient Ecler vor allem für SignalÜbertragung und -Verteilung in Systmen, in denen größere Strecken zu überwinden sind, wie es z. B. in Hotels der Fall ist, oder mehrere Gebäude an einem Standort miteinander vernetzt werden sollen. Außerdem bietet Dante eine weitere Schnittstelle um die Systeme mit anderen externen Systemen zu verknüpfen.

Jens Bange
Jens Bange, Vertriebsleiter NEEC Audio Deutschland GmbH (Bild: NEEC)

Zusätzlich versetzt Dante den Hersteller in die Lage Audio und Steuerbefehle dezentral über ein Kabel an Stellen zu Verfügung zu stellen, die sonst nur schwer erreichbar sind oder wo ein Schaltschrank oder Rack nicht montiert werden kann. So bietet Ecler z. B. einen kleinen, dantefähigen Verstärker, der, mit 24V- Spannung betrieben, in einer abgehangenen Decke installiert werden kann. Jens Bange: „Das stellt eine kosteneffiziente und einfache Lösung zur Beschallung entfernt liegender Räume dar, ohne große bauliche Maßnahmen vornehmen zu müssen.“

Ecler und der Commercial-Audio-Markt

Filialisten im Retail-Bereich wünschen sich laut Felix Tonne vor allem eine Skalierbarkeit der Produkte, denn auch wenn sich Filialen meist in den Grundzügen sehr ähneln, gibt es immer wieder individuelle Herausforderungen. Durch die internationale Zusammenarbeit mit Distributoren war es NEEC somit zum Beispiel auch möglich, dem Modefilialisten Mango bei der Installation von Audiosystemen in seinen Ladengeschäften global zu unterstützen.

Jens Bange wirft dabei einen technischeren Blick auf die Neuausrichtung Eclers. Andere Hersteller haben seiner Meinung nach lange Zeit Leistungen in ihre Produkte gesteckt, die zwar sinnvoll sind, dabei aber oft nur spezielle Teilbereiche eines Marktes treffen. „In einer Matrix für eine Gastronomieanwendung brauche ich kein AEC (Acoustic Echo Cancellation, Anm. d. Red.) oder Raumzusammenschaltungen und Automatikmischer. Das sind zwar sehr gute Features und stellt die Leistungsfähigkeit einer Matrix dar, aber sie müssen letztendlich auch programmiert und umgesetzt und andererseits auch in irgendeiner Art bedient werden. Wir sagen da mehr ‚Keep it simple‘. Wir wollen die komplexen Anforderungen, die der Kunde in der Regel auch bei Standardinstallationen schon hat, auf das Essentielle konzentrieren.“

Ecler sehe den Markt nicht aus Sicht der technischen Möglichkeiten, sondern aus der des Anwenders – wie lassen sich Systeme einfach installieren und bedienen. Bei kleinen Retailflächen und Gastronomiebetrieben wird es selten einen Systemintegrator geben, der viel Zeit und Budget für eine aufwändige Programmierung einer Matrix zu Verfügung hat. „Bei Commercial Audio sprechen wir nicht über Großinstallationen, nicht über heftigst vernetzte Systeme, nicht über FIR-Filter, sondern über Flächenbeschallung, wo es darum geht Installationen für jeden einfach bedienbar zu machen. Eine Thekenkraft in der Gastronomie, ein Fitness-Trainer oder ein/e Verkäufer/in verzweifeln an Geräten mit vielen Knöpfen und Reglern und bedient im Zweifel nichts, bevor etwas falsch gemacht wird.

Kleiner Stereo-Installationsverstärker mit 3 Line Eingängen
CA120 – Kleiner Stereo-Installationsverstärker mit 3 Line Eingängen (1x Mini-Klinke), Klinken-Mikrofoneingang mit Gain, 24V Spannungseingang und somit in Zwischendecken und Möbel ein- oder hinter Displays oder unter Tische baubar, RS232 sowie Remote-Port für externe Steuerung, kleiner DSP integriert für einfache Klangregelung. Ohne Remote-Steuerung und nur einem Eingang auch als Essential-Version, mit Zusatz HZ als 100V-Version sowie als eCA120DN auch mit Dante-Input erhältlich. (Bild: NEEC)

Und dann kommt der Support Call, der im Regelfall einfach nicht passieren darf, weil dieser üblicherweise mit Kosten verbunden ist“, erläutert Jens Bange und Felix Tonne führt fort: „Hinterm Tresen oder im Rack verwenden wir Standard-Industrie- Komponenten. Die sehen einheitlich aus und sind visuell klar zu verstehen.“ Jens Bange ergänzt dazu: „Uns ist dabei auch eine Sicherheit vor Fehlbedienung wichtig. Ich kann unsere Komponenten auf der Frontseite nicht ausschalten und viele besitzen erst gar keine Bedienelemente. Im Alltag kommt es zu oft vor, dass man beim Drüberwischen den Schalter betätigt oder daran hängen bleibt usw. Ist das Gerät dann ausgeschaltet, weiß niemand, warum das System nicht mehr funktioniert.“ So ließe sich jedes weitere Bedienelement auf der Gehäusefront per Software einschränken oder abschalten, um für den Betrieb nötige Funktionen zu gewähren und alle übrigen zu sperren.

WPmScreen
WPmScreen – Kleine, frei-gestaltbare Touchscreen- Lösung für die Steuerung der Ecler Systeme. Verfügt über einen eigenen Projektserver und kann damit ohne weitere Hardware ins System integriert werden oder als Client für bereits vorhandene Projekte agieren. Ist zur Oberflächenmontage oder zum Wandeinbau vorgesehen. (Bild: NEEC)

Blick auch auf die Systemintegratoren

Ecler möchte aber dennoch die Belange des Installateurs beachten: Neue Gerätegenerationen sind fernwartbar und können somit zentral verwaltet werden. Dadurch sind im Problemfall Eingriffe ohne Präsenz vor Ort möglich. Das soll sowohl den Installateuren als auch den Filialisten zugutekommen, denn erstere halten möglicherweise kein bundesweites oder sogar globales Servicenetz vor und letztere können oder wollen sich einen solchen 24/7-Support nicht leisten. „In den meisten Fällen können Probleme durch einen externen Zugriff behoben werden“, sagt Jens Bange.

Felix Tonne erklärt, dass die Ideen bei Ecler aber schon viel früher ansetzen. Schon bei der Planung einer Shopfläche oder Gastronomie spiele häufig die Optik eine große Rolle. Lautsprecher sollen möglichst unsichtbar oder aber hübsch sein. Bei Lautsprechern für den Sichtbereich arbeitet Ecler daher dem italienischen Designstudio Giugiaro zusammen. Auch bei Deckenlautsprechern wurde an die Wünsche der Betreiber gedacht. Die Gitter sind einheitlich und lassen sich magnetisch nach dem Einbau der Lautsprecher anbringen. Sollte der Kunde einen besonderen Farbwunsch haben, lassen sich die Gitter in jeder beliebigen Farbe einfach lackieren – auch nachträglich.

Dabei legt Ecler neben ansprechendem Design oder unauffälliger Integrierbarkeit Wert auf „anständigen“ Klang. So wird ein EN54 zertifizierter Decken-Lautsprecher geboten, der nach eigenen Angaben so gut klingt, dass dieser auch guten Gewissens für Hintergrundbeschallung nutzbar ist. Dies setzt in den meisten Fällen voraus, dass es auch im tieferen Frequenzbereich gut klingen soll. Hier stellen entsprechend taugliche Bass-Lautsprecher den Integrator vor Platzprobleme, denn sie sollen auf nicht im Weg stehen, möglichst unsichtbar sein und (bei Retail) keine Warenflächen blockieren. Zur Lösung dieses Problems bietet der Hersteller einen Bassreflex- Subwoofer, der sich in abgehängte Decken, in Trockenbauwände oder auch in Möbel integrieren lässt. Aber auch auf eine Wand montiert mache der Bass-Lautsprecher mit nur 22cm Tiefe bei 10“ noch eine schlanke Figur, erklärt Jens Bange. Man erwarte im Commercial Audio-Bereich keine 140dB Schalldruck und könne dementsprechend auf kompaktere Ausmaße setzen.

Auch heute werde die Beschallung der Fläche im Retail- und Gastronomiebereich häufig noch sehr normativ gesehen und soll möglichst kostengünstig realisiert werden, führt Jens Bange aus. Ecler möchte nun diese normativen Vorgaben mit dem Wohlfühl-Ambiente einer modernen Beschallung verheiraten. „Wenn ich nun als Kunde zu einem GLTPlaner gehe, sagt er mir es gibt eine SAA, an die werden meine 6W- oder 3W-Deckenlautsprecher oder meine günstigen Wandaufbaulautsprecher anschlossen und von denen brauche ich dann relativ viele, die über die Fläche verteilt werden. Er wird mir auch sagen, dass über SAA problemlos Hintergrund-Musik eingespielt werden kann. Aber dass die Beschallung einer SAA extrem sprachoptimiert ist, somit auch nur bei Sprache optimal klingt und in allen anderen Fällen eher nicht zufriedenstellend funktionieren wird, verschweigt mir der Planer möglicherweise. Brauche ich dann noch weitere Beschallungslösungen, wird es integrativ sehr schwierig. Denn der Elektriker oder Brandmeldetechniker kann mir über die SAA hinaus selten weiterhelfen, geschweige denn die ergänzenden Systeme mit der SAA verheiraten. So kommt es häufig dazu, dass zwei separate Systeme bei den Kunden anzutreffen sind. Und wir sind mit unserem Produktportfolio in der Lage diese Systeme miteinander zu verheiraten und für den Kunden als ein System wirken zu lassen.“

Ausblick auf neue Produkte

Zur ISE im kommenden Frühjahr möchte Ecler weitere Innovationen präsentieren. Hier will der Hersteller Bildsignale mit in die Matrix-Systeme aufnehmen. Ziel ist es eine Art Mini-Medien- Matrix in die Audio-Matrix-Systeme zu integrieren. In der Filiale sollen somit Bildschirme, Signage-Inhalte, Preistafeln oder ähnliches mit eingebunden werden. Auch hierbei soll die Einfachheit der bisherigen Produktreihen kombiniert mit den komplexen Anforderungen der Betreiber fortgeführt werden.

Audeo106
Audeo106 – Ein vom italienischen Designstudio Giugiaro entworfener 6“-Koaxial-Lautsprecher wird mit einer variablen Decken-/Wandhalterung und einen Standfuß geliefert. 8Ohm und 70/100V schaltbar. Auch außen montierbar, da Schutzart IP54. (Bild: NEEC)

„Dass sich zu bestimmten Zeiten Presets ändern, morgens geringere Lautstärke als nachmittags eingestellt wird und sich das System automatisch diversen Szenarien anpassen kann, leisten unsere Matrixsysteme jetzt schon. Analoge Schaltbefehle können über GPIOs verarbeitet werden und geben die Möglichkeit auch visuelle Anzeigen auf Knopfdruck zu ändern, wie es bisher schon mit der Änderung von Audio-Zuspielungen möglich war. Dabei bemerkt der Anwender diese komplexen Strukturen im Hintergrund gar nicht“, so Felix Tonne.

Ecler möchte mit diesem Schritt jedoch kein großer Digital Signage Anbieter werden, sondern die Nische schließen, die dem Hersteller im Dialog mit den Betreibern aufgezeigt wurde. Die Zufriedenheit, die bereits mit den Audio- Produkten im Markt erzielt werden konnte, soll nun auch die Verknüpfung mit Video bieten.

Einfachheit

Ein weiteres Beispiel für die Einfachheit der Ecler-Produkte möchte uns Felix Tonne mit der digitalen Sprechstelle demonstrieren. Die Sprechstelle bietet 16 Tasten die um ein E-Ink- Display angeordnet sind. Die Beschriftung der E-Ink-Felder erfolgt automatisch über die Benennung der entsprechenden Funktionen des verbundenen Matrix-Systems. Dem Integrator soll hiermit viel Arbeit in der Programmierung abgenommen werden und der Anwender erhält klar strukturierte Bedienelemente.

Darüber hinaus hat Ecler eine eigene Touchscreen-Steuerung entwickelt, die primär zur Bedienung der Audio-Komponenten wie den Matrix-Systemen und vernetzten Verstärkern dient. Über diesen Touchscreen sollen auch andere Gewerke steuern lassen. In der frei konfigurierbaren Oberfläche können UDPBefehle hinter Buttons, Icons und anderen Elementen hinterlegt werden. Sobald die IP der nötige Port und der Befehlssatz der Funktion des anderen Gewerks bekannt ist, lassen sich diese Steuerbefehle hinterlegen und abrufen.

Anderseits lassen sich alle vernetzbaren Produkte von Ecler mit einem simplen UDP-Befehlssatz auch über andere Steuerungen bedienen. Einer weiteren Öffnung gegenüber Mediensteuerungs- und Gebäudeautomatisierungssystemen steht das Unternehmen laut Felix Tonne offen gegenüber. Vorerst möchte Ecler seine Stärken im Audio- Bereich weiter nutzen und im Dialog mit Anwendern und Betreibern das Kerngeschäft ausbauen, vor allem mit qualitativ hochwertigen Produkten zu einem guten Preis und einer Lieferbarkeit innerhalb von 48 Stunden.

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