Medientechnik - Streaming in Universitäten

Mediasite – eine skalierbare Videoplattform

Mediasite ist ein komplettes Rich Media Webcasting und Veröffentlichungssystem, das die Aufnahme, die Verwaltung und das Abrufen von interaktiven Multimediapräsentationen automatisiert. Eine Videoplattform für alle Bereiche – Vorlesungsaufzeichnung in der Lehre, als intelligentes Videoarchiv, für Event Streaming oder auch für Videokonferenzaufzeichnung. PROFESSIONAL SYSTEM stellt das System und ein interessantes Projekt mit Mediasite in Hessen vor.

(Bild: Sonic Foundry)

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Inhalt:


Für die synchronisierte Aufzeichnung und Webcast-Erstellung bietet Mediasite eine geeignete Hardwarelösung. Zur Liveoder On-Demand-Veröffentlichung, Content Management, also Verwalten, Editieren, Suchen & Finden, sowie hochauflösende Wiedergabe über den Webbrowser stehen passende Softwarelösungen zur Verfügung. Mediasite stellt eine ganzheitliche Lösung zum Streaming und Encoding sowie Server-Software-Applikationen für die Content-Verwaltung dar. Die jeweiligen Quellen werden so encodiert, dass Zuschauer die Inhalte interaktiv bedienen können (Quellenauswahl, integrierte Textsuche,
Kapitelanzeige usw.).

Das Recording- und Streaming-System ist speziell auf Vorlesungs-, Schulungs- und Seminaraufzeichnung
zugeschnitten. Die Software funktioniert als Streaming-Server und Video-Content Management-Plattform und kann bis zu vier Quellen gleichzeitig verarbeiten. Die Nutzung ist On Premise, also vor Ort installiert, oder via Cloud-Service möglich. Da im Lehr- und Präsentationsbereich die Nachfrage nach Video-Content ständig steigt, ist die Möglichkeit, die Video-Bereitstellung mit Mediasite je nach Erfordernis zu skalieren, von sehr großer Bedeutung. Das beginnt bereits mit der Erfassung von Besprechungen, Schulungen und Kursen. Das System deckt umfangreiche Anforderungen ab.

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Funktionsbereiche

Die Applikation Mediasite Join ermöglicht hierbei die umfassende Video- und Webkonferenz-Aufzeichnung. Live-Streaming-Fähigkeiten, Integration mit Skype for Business und Unterstützung für den weit verbreiteten SIP (Session Initiation Protocol) Videokonferenzstandard gehören zu den neuesten Funktionen in Mediasite Join, das automatisch alles aufzeichnet und verwaltet, was während Meetings oder Online-Kurse gesagt und gezeigt wird. Join, verfügbar vor Ort als Applikation oder in der Mediasite-Video-Cloud, zeichnet Konferenzgespräche auf Plattformen wie Zoom,
Polycom, Vidyo und Cisco über H.323 auf. Join lässt sich auch in Pexip integrieren, um Konferenzen aufzuzeichnen, die über proprietäre Konferenzplattformen stattfinden. Durch die einfache Teilnahme am Gespräch kann Join verschiedene Systeme ersetzen, die Anrufe archivieren, da es eine viel zugänglichere und sicherere Präsentation erstellt als die Single-Stream-Aufzeichnungen üblicher Konferenztechnologien. Skype for Business und SIP-Anrufe in Join sind derzeit als Cloud-Lösung verfügbar.

Mediasite kann Video-Content mehrerer Quellen auf unterschiedlichen Wiedergabegeräten darstellen. (Bild: Sonic Foundry)

Die Aufnahmesoftware Mediasite Desktop Recorder, die als Teil von My Mediasite angeboten wird, ermöglicht Mitarbeitern, Lehrkräften, Studenten usw. die Aufnahme von Screencasts und Videos von jedem Gerät. Von der Erstellung mehrerer gleichzeitiger Videostreams bis hin zu den neuesten My Mediasite-Funktionen – nur Audio- oder nur Videoaufnahmen – können Benutzer mit einem Klick aufzeichnen. Eine optimierte Benutzeroberfläche beschleunigt den Videoerstellungsprozess durch nahtlose Freigabe- und Veröffentlichungsfunktionen. Hinsichtlich Plug-and-Play-Aufnahme bietet der Mediasite RL Mini automatisierte Aufnahmen in einem kompakten, preisgünstigen Gerät. Die Benutzer schließen einfach ihren Laptop und ihre Kamera an und können überall einen Kurs oder ein Meeting starten. Die neueste Version bietet die Möglichkeit der lokalen Audioüberwachung.

Weitere wichtige Funktionselemente stellen die zentralisierte Videoerfassung und Echtzeitüberwachung dar. So hilft Mediasite Monitor den Anwendern bei der Bewältigung komplexer Anforderungen, indem es einen bis Hunderte von Mediasite Recordern gleichzeitig überwacht und steuert. Die Echtzeitüberwachung verhindert Latenzzeiten. Die Benutzer können über das WebRTC-Protokoll eine Videovorschau anzeigen, Audio einstellen und anhören, alles in Echtzeit.

Die neueste Integration der Mediasite Aufnahmeanwendungen erlaubt zusammen mit dem NDI IP Standard von NewTek eine effiziente Streaming-Videoproduktion. Sie ermöglicht die Übertragung von Video-, Audiound
Metadaten in hoher Qualität zwischen den Geräten über ein LAN, wodurch eine flexiblere Videoübertragung an einen zentral verbundenen Standort erreicht wird.

Ein Untertitel-Editor und die Integration mit der Sprache-zu-Text-Technologie schaffen mehr auffindbare und zugängliche Videos und tiefere Einblicke in Videodaten. Mediasite bietet eine vollständige Inhaltssuche für alles Gesagte und Gezeigte in vielen Sprachen, indiziert es automatisch und entfernt Stimmpausen für sauberere Transkriptionen.

Vorlesungen, Seminare oder Demonstrationen lassen sich ohne großen Aufwand der gewünschten Zielgruppe zugänglich machen. (Bild: Sonic Foundry)

Mithilfe der Mediasite-Kanäle können Videos verwaltet und angesehen werden – sie erlauben es, zu interagieren und sie zu teilen. Engagement- und Suchfunktionen unterstützen Anwender bei der Erstellung individueller Video-Playlisten. Eine YouTubeähnliche Benutzeroberfläche bietet die kontinuierliche Wiedergabe von Videos und aggregiert automatisch verwandte Inhalte.

Engagement-Funktionen wie Quiz, Anmerkungen, Kommentare und Abstimmungen helfen Ausbildern und Trainern, Fortschritte zu messen und Echtzeit-Feedback zu geben. Darüber hinaus ermöglicht die Social-Streaming-Funktion über das Real-Time Messaging Protocol das direkte Streaming auf Facebook und YouTube bei gleichzeitigem Streaming auf Mediasite, eine effektive Möglichkeit, die Reichweite zu erhöhen, indem ausgewählte Videos mit der Öffentlichkeit geteilt werden.

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Vom Konzept zur Realität

In Hessen kommt Mediasite bereits zum Einsatz, womit konkrete Erfahrungen vorliegen, die nützliche und wertvolle Einsatzhinweise für weitere Anwender bieten. Das Szenario beinhaltet die Aufgabenstellung, langfristig die hessischen Hochschulen so zu vernetzen, dass Forscher, Dozenten und Studenten Forschungsdaten und -ergebnisse austauschen können. Zusätzlich sollten Vorlesungen und sonstige Veranstaltungen wie etwa Preisverleihungen gestreamt und empfangen werden. Ullrich Grimm-Allio, Leiter des HRZ Medientechnik an der Frankfurter Goethe-Universität, erläutert die Details des Projekts:

Zunächst einmal handelt es sich tatsächlich um zwei unterschiedliche Projekte, das eine aus der Medientechnik, das andere aus der Netzwerktechnik. Die Frankfurter HRZ Medientechnik
setzt unter Nutzung der Anwendung Mediasite auf dem Projekt „Hessennetz“ auf. Das Hessennetz ist dazu gedacht, jedes VLAN einer hessischen Hochschule nativ (also nicht per VPN o. Ä.) an jeder anderen Hochschule zur Verfügung stellen zu können.

Ullrich Grimm-Allio, Leiter des HRZ-Medientechnik der Universität Frankfurt (Bild: HRZ-Medientechnik)

Grundlage sind die Bestrebungen der Hochschulen, ihre Backup- und Desaster-Recovery-Systeme gegenseitig zu spiegeln. Mediasite, das wie gesagt auch als Cloud-Lösung zu haben ist, läuft in Frankfurt On Premise im
Hochschulrechenzentrum. Da das System sehr gut skaliert, wollten die Medienfachleute testen, ob das Hessennetz grundsätzlich geeignet wäre, auch einen solchen eher bandbreitenhungrigen Dienst zu stemmen. In einem ersten Schritt wurde dabei eine Kooperation mit der TU Darmstadt eingeleitet. Dabei ist eine ganze
Reihe von Instanzen zu bewältigen, bis hin zur angeschlossenen Klinik der Goethe-Universität. „Tatsächlich“, so Grimm-Allio, „konnten wir in einem Proof-of-concept zeigen, dass sogar Livestreams problemlos möglich sind, auch wenn zwischen Hardware-Recorder und Server wie in diesem Fall gut 40 km Distanz liegen“.

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100 Veranstaltungen pro Woche

Im laufenden Wintersemester zeichnet die TU Darmstadt testweise zwei Veranstaltungen pro Woche auf. In Zukunft soll das noch gesteigert werden, und auch die Aufzeichnungen aus dem Bestand sollen auf das in Frankfurt gehostete Mediasite-System überspielt werden. Darmstadt hat zu diesem Zwecke eine eigene
Instanz der Anwendung erhalten, die frei nach deren Bedarf konfiguriert werden kann. Aktuell werden die Inhaltsdaten in Frankfurt gespeichert, die Speicheranbindung könnte aber wiederum – dank Hessennetz – genauso in Darmstadt, Marburg oder Kassel liegen – je nachdem, was die Policy der jeweiligen Hochschule
vorgibt.

Da die Vernetzungen auf rein infrastruktureller Ebene stattfinden, ist studentisches Gerät hier beteiligt oder vorgesehen. Studenten sind zum einen Konsumenten der Videos, also reine Endnutzer, können aber auch selbst produzierten Content hochladen, z. B. für Flipped Classroom Szenarien. Die Wiedergabe ist mit jedem beliebigen Endgerät möglich. Mediasite ist eine kommerzielle Hard-/Software, die Server laufen unter Windows 2016, die dazugehörigen Endnutzer-Clients laufen auf
gängigen Windows und Mac OS. Das proprietäre System erlaubt zwar den Datenzugriff, aber nur in Form von Daten-Streaming. Ein Download findet nicht statt, damit sollen die Urheber des Videomaterials vor unbefugtem Ripping geschützt werden. Beim Umgang mit Datenmaterial im Zusammenhang mit Klinikkooperationen spielt im Weiteren der strenge Patientendatenschutz eine wesentliche Rolle. Inzwischen werden allein in Frankfurt pro Woche 90 Lehrveranstaltungen erfasst, zusammen mit sonstigen Events kommen die Medientechniker auf über 100 Einsätze, und die Zahl nimmt beständig zu.

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Mediasite Recorder-Einheiten in einem Technikraum der
Goethe-Universität Frankfurt
(Bild: Ullrich Grimm-Allio)

Komplexes Anforderungsprofil

Bevor Sonic Foundrys Streaming System Mediasite bei der Ausschreibung den Zuschlag bekam, musste eine Reihe von Anforderungen erfüllt werden, die sehr komplex waren. Ullrich Grimm-Allios Team arbeitete einige Monate am Lastenheft. Grundlage war zum einen die jahrelange Erfahrung mit dem Bestandssystem (auch Mediasite) – die Frankfurter wollten sich im Leistungsumfang ganz klar nicht verschlechtern – zum anderen aber auch der veränderte Bedarf der Nutzer: User-Generated Content, Interaktion und Barrierefreiheit waren hier die wichtigsten Vorgaben. In der Ausschreibung wurde also nicht nur aus Betreibersicht darauf geachtet, dass das neue System sich nahtlos in bestehende Systeme integriert (Campus Management für Buchungsprozesse, Learning Management für gesicherten Zugriff durch definierte Nutzergruppen, Identity Management für benutzerspezifische Inhalte …), sondern auch, dass es aktuellen Anforderungen der Nutzer gerecht wird. Zwar wurde Ausschreibung bewusst so offen wie nur möglich gestaltet, am Ende wurden mitten
im Rennen nicht die Pferde gewechselt: „Wir sind aber froh, dass am Ende die Rich Media Factory den Zuschlag erhielt und unsere jahrelange Expertise im Betrieb von Sonic Foundry’s Mediasite nicht obsolet wurde.“

Die Implementierung lief in permanenter, enger Abstimmung mit dem Dienstleister Rich Media Factory, dem Vertrieb COMM-TEC, dem Hersteller Sonic Foundry und der Goethe-Universität. HRZ Medientechnik hatte permanent Zugriff auf zwei dedizierte Sales Engineers, die zum Teil sogar On-Site die gesamte Installation
durchgeführt haben. Das Team um Grimm-Allio musste – entsprechend den Anforderungen der Ausschreibung – lediglich die benötigten virtuellen Maschinen mit fertig konfiguriertem, lizenziertem OS stellen. Rechtzeitig vor Vorlesungsbeginn des Wintersemesters 2019/2020 ging das neue System in den
Regelbetrieb.

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Der letzte Milestone

Stand Januar 2020 wurde das System weitgehend fertiggestellt, im März steht noch ein letzter Milestone an: Die finale Integration in die Raumbuchungssoftware der Goethe-Universität. Damit soll sichergestellt werden, dass die Dozenten in Zukunft die Aufzeichnung ihrer Veranstaltung schon bei Buchung des Raumes mit beauftragen können.

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