Konferenztechnik

Test: Yamaha ADECIA

Kommunikative Herausforderungen in aktuellen Konferenz- und Besprechungsszenarien adressiert Yamaha Unified Communications mit der ADECIA-Komplettlösung. Im Fokus stehen die einfache Einrichtung und Handhabung sowie eine sehr gute Sprachverständlichkeit – beste Voraussetzungen also, damit Anwender die ADECIA-Lösung ebenso regelmäßig wie gerne nutzen und bei Zusammenkünften die Produktivität nicht durch eine als kompliziert empfundene Technik leidet.

Drei Leute sitzen in einem Meetingraum, per Videokonferenz sind Leute dazugeschaltet(Bild: Yamaha)

Inhalt dieses Testberichts:

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Mit dem wohlklingenden Kunstwort ADECIA bezeichnet Yamaha Unified Communications Audiokonzepte für die flexible Zusammenarbeit in modernen Konferenz- und Besprechungsszenarien, wobei virtuelle Konferenzen und die Remote-Zusammenarbeit im Team („Collaboration“) explizit eingeschlossen sind. ADECIA setzt auf Audinates Dante-Netzwerktechnologie und unterstützt Anwender mit einer Vielzahl automatisierter Funktionen, darunter eine „Auto Room Tuning“ genannte Systemkalibrierung und das dynamische Tracking von Sprechenden mit mehreren Mikrofon-Beams.

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Komplettlösung aus einer Hand

Zur „ADECIA Ceiling Solution“ gehören das für die Deckenmontage vorgesehene RM-CG Mikrofonarray, der RM-CR Konferenzprozessor, der für das System optimierte Yamaha SWR2311P-10G PoE+ Switch sowie schlanke Line-Array-Lautsprecher mit der Bezeichnung VXL1-16P.

Besondere Aufmerksamkeit sollte in Zeiten der Pandemie dem Deckenmikrofon RM-CG zuteilwerden: Bedingt durch die Anbringung befindet es sich außerhalb der Reichweite von Besprechungsteilnehmern, sodass lästige Desinfektionsmaßnahmen im Anschluss an eine Zusammenkunft entfallen. Das Mikrofon lässt sich im Gegensatz zu Auftischsprechstellen/Tischmikrofonen nicht verrücken oder anderweitig unsachgemäß behandeln und ist gegen Flüssigkeiten aus umfallenden Gläsern bzw. überschwappenden Kaffeetassen geschützt. Mitgebrachte Taschen, Aktenberge oder Laptop-Deckel können zudem die Kapseln nicht blockieren; Kabel-Stolperfallen sind ebenfalls kein Thema.

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Deckenmikrofon RM-CG

Das zu ADECIA gehörende Deckenmikrofon RM-CG ist in schwarzer oder weißer Ausführung erhältlich und kann wahlweise in die Decke integriert, an Aufhängedrähten befestigt oder an einer VESA-Halterung montiert werden – insbesondere die Aufhängung an Drähten sollte bei Räumen mit Deckenhöhen von mehr als 3 Meter hilfreich sein, um das Mikrofon nicht unvorteilhaft in allzu großer Entfernung von den Sprechenden betreiben zu müssen. Sofern größere Flächen abzudecken sind, lassen sich maximal zwei RM-CG an den zu ADECIA gehörenden RMCR Prozessor (siehe unten) anschließen – ein einzelnes RM-CG ist für einen Radius von ca. 4 Meter vorgesehen.

Das inklusive Abdeckgitter 5,6 kg wiegende Deckenmikrofon misst 56 × 56 cm. Die Anschlussmöglichkeiten beschränken sich auf eine einzelne Dante-Netzwerkbuchse, über welche auch die Versorgung mit Strom (PoE, Power over Ethernet) und die Einrichtung/Steuerung per webbasiertem Konfigurator erfolgen. Die Netzwerkbuchse ist mit zwei Kontrollleuchten versehen, welche nach einem Deckeneinbau allerdings nicht mehr zu erkennen sind. Im RM-CG findet ein Dante Ultimo-Chip Verwendung; die Dante-Controller-Software wird für die Einrichtung nicht benötigt.

Bei Zusammenkünften sind für Anwesende unter dem Abdeckgitter des RM-CG Status-LEDs sichtbar, die mit unterschiedlichen Anzeige-Modi u. a. die erfolgreiche Netzwerkanbindung oder eine aktivierte/deaktivierte Stummschaltung (LED leuchtet rot) des Mikrofons signalisieren. Ein versenkt montierter Reset-Taster kann je nach Dauer des Tastendrucks ausschließlich die Netzwerkeinstellungen oder alternativ sämtliche Geräteparameter auf ihre Ausgangszustände zurücksetzen.

Im Lieferumfang des Deckenmikrofons enthalten sind ein Abdeckgitter samt Zubehör, ein Safety-Seil, ein C-Ring, eine U-Halterung, Montageklemmen, eine Pappschablone zur Vorbereitung der Deckenanbringung sowie weitere Kleinteile. Eine gedruckte Bedienungsanleitung liegt ebenfalls bei.

Deckenmikrofon RM-CG
Mit bis zu vier Beams scannt das Deckenmikrofon RM-CG kontinuierlich den Raum. (Bild: Yamaha)

Den Frequenzgang des RM-CG beziffert Yamaha mit 160 Hz bis 16 kHz, wobei die Abweichung von der Ideallinie laut Messprotokoll bis zu –10 dB beträgt. Der Dynamikumfang wird mit 118,6 dB(A) angegeben. Gewandelt wird mit 24 Bit bei 48 kHz; die Latenz inklusive Signalverarbeitung beläuft sich auf 56 Millisekunden.

Stattliche 64 Elektret-Konsensatorkapseln sind in das RM-CG integriert und spiralförmig angeordnet. Tim Mackie, Field Systems Engineer bei Yamaha Unified Communications, weist darauf hin, dass Sennheiser beim Deckenmikrofon „TeamConnect Ceiling 2“ eine X-fömige Kapselanordnung gewählt hat, während Shure beim „Microflex Advance MXA 910“-Deckenmikrofon bezüglich der Kapselverteilung auf konzentrische Ringe setzt.

Laut Mackie betragen die Öffnungswinkel der Beams beim RM-CG Deckenmikrofone enge 15 Grad, was im Gegensatz zu den breiteren Beams der Wettbewerberprodukte Stimmen genauer erfassen und störende Hintergrundgeräusche wirkungsvoller ausblenden soll. Tim Mackie betont die Vorteile der permanenten dynamischen Beam-Abtastung beim Yamaha Deckenmikrofon – insbesondere, wenn sich Sitzordnungen bzw. die Aufstellung der Tische in einem Raum häufig ändern. Zur (mitunter als komplex beschriebenen) Programmierung fester Lobes besteht bei ADECIA keine Notwendigkeit.

Gemäß Aussage von Tim Mackie ist es durchaus möglich, das RM-CG schlicht als Dante-Mikrofon zu betrachten und es mit DSP-Units anderer Marktteilnehmer zu verbinden – auf diese Weise lassen sich dann auch mehr als zwei RM-CG innerhalb eines Systemverbunds betreiben, was gleichermaßen für Yamaha-Prozessoren mit umfangreicherer DSP-Bestückung als beim RM-CR gilt.

Mit einem Augenzwinkern weist Tim Mackie darauf hin, dass selbst leises Flüstern von den engen Beams des RM-CG gut verständlich erfasst werden kann – bei nicht für die Allgemeinheit bestimmten Vertraulichkeiten sollte man im Besprechungsraum also ein wenig Vorsicht walten lassen, sofern die rote Mute-LED am RM-CG nicht leuchtet.

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Präzises Multibeam-Tracking mit HVAD

Das RM-CG Deckenmikrofon-Array setzt auf eine Multibeam-Verfolgung von Sprechenden. Das elaborierte interne Processing ermöglicht lebhafte Unterhaltungen zwischen mehreren Teilnehmern und stellt dennoch eine gute Sprachverständlichkeit für externe Zuhörer sicher. Besonders stolz ist Yamaha auf den so genannten „Human Voice Activity Detection“-Algorithmus (HVAD), der menschliche Stimmen von Nebengeräuschen wie beispielsweise Tastaturgeklapper unterscheidet und Mikrofon-Beams daher nicht versehentlich falsch fokussiert. HVAD wird als Grundlage für eine noch bessere Wirkung der übrigen DSP-Funktionen verstanden.

Mit bis zu vier Beams scannt das RM-CG pausenlos den Raum: Wird eine menschliche Stimme detektiert, folgt ihr ein Beam auch dann, wenn die betreffende Person sich von ihrem Platz erhebt und sich beispielsweise zu einem Whiteboard an eine andere Stelle im Raum begibt. Deadspots treten bei einer korrekten Einrichtung des Systems nicht auf. Laufen zwei Personen, die von Beams verfolgt werden, im Raum aneinander vorbei, kommt es nicht zu Störungen oder hörbaren Aussetzern. Befinden sich zwei RM-CG im Einsatz, sorgt ein Algorithmus im Prozessor RM-CR dafür, dass Sprechende nicht doppelt von beiden Deckenmikrofonen erfasst werden.

Einzelne Beams (z. B. die Stimme des Vorsitzenden) lassen sich beim RM-CG nicht priorisieren, und da intern grundsätzlich eine Mischung der Signale stattfindet, lassen sich die bis zu vier Beams/Stimmen auch nicht getrennt voneinander aufzeichnen. „Exclusion Zones“, die nicht von den Beams abgetastet werden sollen (z. B. offene Türen oder Fenster), lassen sich definieren.

In der Praxis erfasst das System die Äußerungen einzelner Sprecher präzise und unterdrückt dabei Hintergrundgeräusche, die beispielsweise durch eine Klimaanlage hervorgerufen werden. Yamaha-Mitarbeiter Tim Mackie hat in seiner weitläufigen Motorrad-Garagenhalle zu diesem Thema ein beeindruckendes Demo-Video gedreht, das u. a. auf YouTube zu finden ist.

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Prozessor RM-CR

Herzstück von ADECIA ist der Prozessor RM-CR. Das kompakte Gerät ist im 9,5″-Format (1 HE) gehalten und lässt sich mithilfe des optional erhältlichen Adapters RMMRK in ein 19″-Rack einbauen, wobei die seitlichen Lüftungsöffnungen nicht blockiert werden sollten. Alternativ ist eine Untertischmontage mit dem Adapter RM-MTL möglich. Selbstklebende Gummifüße ermöglichen das rutschsichere Aufstellen des Geräts auf glatten Oberflächen.

Die Frontplatte des RM-CR wirkt aufgeräumt: Zwei Neutrik-XLR-Buchsen erlauben den Anschluss dynamischer Mikrofone (oder der Mic-Pegel-Ausgänge von Wireless- Systemen); eine Phantomspeisung für Kondensatormikrofone ist nicht vorgesehen. Die analogen Mic-Inputs bieten die Möglichkeit zu einem Voice-Lift (subtile Pegelanhebung von Sprechenden im Raum); bei Wettbewerbern wird eine solche Funktionalität auch für das Deckenmikrofon angeboten.

Ein USB-Port ist Setup-Zwecken vorbehalten und wird von einem Reset-Taster flankiert, welcher im Fall der Fälle durch ein kleines Loch mit einer umgebogenen Büroklammer zugänglich ist. Der frontseitige USB-Port und der Reset-Taster (wahlweise mit Auswirkung nur auf die Netzwerkeinstellungen oder auf sämtliche Parameter) lassen sich gegen unbefugte Bedienung mittels einer im Lieferumfang enthaltenen Blende schützen, die sich einfach mit einem Kreuzschlitzschraubendreher anbringen lässt. Drei in ihrer Helligkeit regelbare Status-LEDs (Betriebsbereitschaft, Status, Bluetooth) mit unterschiedlichen Anzeige-Modi komplettieren die Ausstattung der Frontplatte. Die Bluetooth-LED ist als Taster zur Aktivierung des gleichnamigen Funktionsbereichs ausgeführt.

Auf der Rückseite des 264 mm tiefen Geräts sind sechs Cinchbuchsen für unsymmetrische analoge Audiosignale mit Line-Pegel vorhanden, darunter Aux-In L/R und Aux-Out L/R (z. B. zur Anbindung an ein Videokonferenzsystem) sowie ein Links/Rechts-Ausgang zum Anschluss eines externen Verstärkers bzw. von Lautsprechern mit integrierten Endstufen.

Produktbild Yamaha Signal Processor RM-CR
Yamaha Signal Processor RM-CR Zusätzliche dynamische Mikrofone lassen sich an der Front anschließen, hinter der Blende verbergen sich Reset-Taster und Setup-Buchse. (Bild: Yamaha)

Das zu ADECIA gehörende Deckenmikrofon wird an den RM-CR über eine mit „Dante/PoE“ beschriftete Netzwerkbuchse angeschlossen, wobei ein PoE+ Injector oder ein PoE+ Switch (802.3at PoE+, EEE-Funktion abschalten!) zwischenzuschalten sind. Die maximal zulässige Kabellänge beziffert Yamaha mit 100 Meter. Der Dante-Input des Prozessors ist aktuell für das RM-CG nutzbar (auch für das gerade angekündigte drahtgebundene Tischmikrofon RM-TT); für andere Dante-Devices ist er nicht ausgelegt. Alle Netzwerkbuchsen am RM-CR sind mit jeweils zwei Kontrollleuchten ausgestattet.

Die Ausstattung des 9,5″-Prozessors wird durch einen USB-2.0-Anschluss (Audiosignalanbindung an einen Rechner, ohne spezielle Treiber, In/Out für zwei Kanäle @ 48 kHz) und zwei RJ45-Netzwerkbuchsen (Remote-Verwaltung, Anbindung Unternehmensnetzwerk, SIP-Telefonie) komplettiert. Audiosignale verarbeitet der RM-CR mit einer Wortbreite von 24 Bit bei einer Abtastrate von 48 kHz; der Frequenzgang erstreckt sich von 20 bis 20.000 Hz. Die Latenz (Dante In > USB Out) beträgt weniger als 7 Millisekunden.

Smartphones lassen sich via Bluetooth mit dem RM-CR koppeln, sofern die entsprechende Funktionalität im „RM-CR Device Manager“ (siehe unten) aktiviert wurde. Soll eine Kopplung erfolgen, wird die frontseitige Bluetooth-LED-Taste länger als vier Sekunden gedrückt, woraufhin das Gerät in den Pairing-Standby-Modus wechselt und die Anzeige in rascher Frequenz blau blinkt. Es folgt das Pairing-Prozedere; der als Werksstandard gewählte Passkey „0000“ lässt sich auf Wunsch ändern. Bis zu acht Smartphones lassen sich mit einem RM-CR koppeln; ab dem neunten Gerät wird gemäß des „Last in, First out“-Prinzips verfahren. ADECIA kann flexibel für webbasierte und festnetzgestützte Telefonkonferenzen genutzt werden. Das System unterstützt nicht nur Windows, macOS, iOS und Android, sondern ist auch zu führenden UC-Anwendungen kompatibel.

Ein Anschluss für ein externes Netzteil ist am RM-CR nicht vorhanden, da die Versorgung mit Strom grundsätzlich via PoE erfolgt, was der „So einfach wie möglich mit nur wenigen Kabeln“-Philosophie von ADECIA geschuldet sein dürfte. Ein leiser Lüfter übernimmt die Kühlung des Prozessors. Im Lieferumfang sind eine mehrsprachige gedruckte Bedienungsanleitung und zwei USB-Kabel (AB, A-Micro B) enthalten.

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Automatischer Einrichtungsprozess

Die Einrichtung von ADECIA erfolgt mittels Web-GUI, wofür die frontseitig am Prozessor vorhandene USB-Buchse an einen Rechner anzuschließen ist. Im Browser (vorzugsweise Google Chrome oder Safari) wird anschließend „172.16.0.1“ in die Adressleiste eingegeben, woraufhin das Anmeldefenster des sogenannten „RM-CR Device Manager“ erscheint. Als Anwender wird man durch einen mehrstufigen Einrichtungsprozess geführt, bei dem nach Erkennung der vorhandenen Komponenten eine automatische Abstimmung aller relevanten Parameter stattfindet, welche ADECIA ohne weiteres Zutun an die lokalen Gegebenheiten anpasst.

Erkennung, Pink-Noise-Analyse und automatische Einstellung nehmen nur wenige Minuten in Anspruch. Yamaha bezeichnet den Prozess sprachlich ein wenig unscharf als „Auto Room Tuning“ – selbstverständlich wird hier nicht der Raum, sondern das elektroakustische System unter Berücksichtigung der analysierten Umgebung (Nachhallzeit, Schallreflexionen etc.) abgestimmt. Auch das Dante-Patching wird übernommen – nach dem Auto-Tuning ist alles einsatzbereit.

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Individuell anpassbare Bearbeitungsfunktionen

Die wesentlichen DSP-Funktionen von ADECIA sind in das Deckenmikrofon integriert; der externe Prozessor übernimmt die umfangreichen Entzerrungsaufgaben für die Wiedergabe im Raum sowie das Auto-Mixing der unterschiedlichen Quellen. Zu den nach der automatischen Einrichtung auf Wunsch bei ADECIA individuell anpassbaren Processing-Funktionen gehören „Adaptive Echo Canceller“, „Noise Reduction“ und „Dereverberation“ in jeweils vier Stufen.

Hinzu kommen „Automatic Gain Control“ mit Wahlmöglichkeiten für Typ und Regelgeschwindigkeit sowie Einstellungen zur weiteren Verfeinerung der Auto-Mixing-Funktion. Beim „Beam Tracking“ kann zwischen zwei Geschwindigkeiten gewählt werden, und auf Wunsch lässt sich eine „Area Limitation“ zuschalten. Die Funktionen sind im Settings-Menu des „RM-CR Device Manager“ zu finden.

Diagramm ADECIA System
Beispiellösung mit Yamaha-Switch SWR2311P-10G PoE+ (Bild: Yamaha)

Die adaptive Echo-Unterdrückung scannt die Umgebung auf mögliche Veränderungen und verspricht einen unterbrechungsfreien Audiostream ohne Rückkopplungen. Sofern der Lüfter eines Projektors oder die Klimaanlage während eines Meetings konstante Störgeräusche verursachen, filtert die Rauschunterdrückung diese Artefakte akustisch unauffällig aus dem Signal heraus. Die AGC-Technologie regelt automatisch die Pegel der Stimmen und gleicht unterschiedliche Abstände zum Mikrofon sowie divergierende Sprechlautstärken aus.

In Umgebungen von eher schlechter akustischer Beschaffenheit kann Nachhall die Verständlichkeit der Sprachsignale beeinträchtigen. Die DSP-Gegenmaßnahme wird in der englischen Sprache „Dereverberation“ genannt: Störende Hallanteile werden unterdrückt, was der Audioausgabe zugutekommt. Sinnvoller als umfangreiche technische Signalverbiegungen wäre mit Gedanken an die bestmögliche Klangqualität eigentlich eine akustisch vorteilhaft präparierte Umgebung, aber bekanntermaßen sind aktuelle Architektenträume für Bürolandschaften nicht selten durch große Glasfronten und andere schallharte Flächen geprägt – der visuelle Eindruck zählt.

Bezüglich des Funktionsumfangs, dessen detaillierte Beschreibung den Rahmen dieses Features sprengen würde, lässt der „RM-CR Device Manager“ für das anvisierte Einsatzgebiet keine Wünsche offen. Auch Firmware- und Dante-Updates lassen sich mithilfe des Web-GUI vom Anwender in die angeschlossenen ADECIA-Komponenten einspielen. Konfigurationen können gesichert sowie später bei Bedarf abgerufen werden, und erwartungsgemäß ist auch das Rücksetzen auf Default-Settings (alle Einstellungen, Kontakte, Anrufhistorie, Netzwerk) möglich. Log- Protokolle liefern Techniker*innen Hinweise auf mögliche Störungen.

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Weitere ADECIA-Komponenten

Passend zu Mikrofon und Prozessor bietet Yamaha einen perfekt auf ADECIA abgestimmten Netzwerk-Switch sowie schlanke Lautsprecherzeilen an. Der PoE+ Switch im 9,5″- Format hört auf die kryptische Bezeichnung SWR2311P-10G. Es handelt sich um ein intelligentes Layer-2-Modell, das PoE-betriebene Geräte im Netzwerk mit Strom versorgen kann und für Dante-Audionetzwerke optimiert ist. Die PoE-Versorgung entspricht IEEE 802.3at und kann bis zu 30 Watt an alle acht PoE-Ports liefern.

Bei der Verbindung eines VXL1-16PLautsprechers mit dem SWR2311P-10G werden automatisch Einstellungen für einen optimalen Dante-Betrieb vorgenommen. Möglich ist Letzteres durch den Einsatz von LLDP: Das herstellerunabhängige „Link Layer Discovery Protocol“ dient der Übermittlung betriebsrelevanter Daten zwischen miteinander verbundenen Geräten. Als einzige Komponente innerhalb eines ADECIA-Systems muss der Switch, bedingt durch seine Funktion als Stromlieferant, konventionell an einer Steckdose betrieben werden.

Die ADECIA Line-Array-Lautsprecher tragen die Modellbezeichnung VXL1-16P und sind ab Werk mit weißen („W“) oder schwarzen („B“) Gehäusen erhältlich, lassen sich jedoch auch wunschgemäß lackieren. Im Inneren der 54 × 1.120 × 104 mm messenden Gehäuse arbeiten 16 Breitbandchassis (1,5″) sowie Endstufenmodule und DSPs. Die Elektronik kommt ohne aktive Kühlung aus; die Lautsprecher sind nicht magnetisch geschirmt. Die Ansteuerung erfolgt erwartungsgemäß via Dante; betrieben werden die Lautsprecher vorzugsweise per PoE+ Stromversorgung.

Bei Verwendung einer IEEE802.3at-kompatiblen PoE-Stromversorgung beträgt die maximale Lautsprecherleistung 15 Watt, bei einer IEEE802.3af-kompatiblen PoE-Stromversorgung 6 W. An der Rückseite jedes VXL1-16P-Lautsprechers befindet sich ein Dip-Schalter zum Festlegen von Einstellungen. Yamaha Unified Communications empfiehlt die Schallzeilen (170 Grad horizontal, 25 Grad vertikale Abstrahlung) für Konferenzraumgrößen von bis zu 12 × 10 Meter. Als Zubehör sind Wandhalterungen mit anpassbarer vertikaler und horizontaler Ausrichtung erhältlich; eine horizontale Kopplung von zwei Lautsprechern ist mit der Klammer HCB-L1B möglich.

Das Yamaha-Deckenmikrofon RM-CG arbeitet problemlos mit weiteren Komponenten von Yamaha oder Produkten anderer Hersteller zusammen. Stehen zum Beispiel ein Yamaha-Matrix-Prozessor MRX7-D und ein PoE-Switch mit mindestens 15 Watt zur Verfügung, kann das RM-CG (oder mehrere davon) auch in bestehende Installationen integriert werden, wobei die Funktion „Auto Room Tuning“ dann allerdings nicht verfügbar ist.

Ein Systemverbund mit Leistungsverstärkern wie dem Yamaha-Dante-Modell XMV4140-D bietet sich an, beispielsweise in Verbindung mit den Deckenlautsprechern VXC4W von Yamaha. Mediensteuerungen von AMX, Crestron und anderen Herstellern lassen sich über ein API anbinden, sodass beispielsweise die Mute-Funktion des Mikrofons über ein Touchpanel aktiviert oder der Wiedergabepegel der Lautsprecher gesteuert werden kann (was alternativ auch mit der Yamaha-Software ProVisionaire möglich wäre, deren Funktionsumfang laut Hersteller in der kommenden Version noch einmal erweitert werden soll).

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Stressfreie elektroakustische Kommunikation

„ADECIA vereint das gesammelte Wissen und die Technologien von Yamaha, um eine effektive, einfach zu nutzende Lösung für die kommunikativen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu schaffen“, betont Yamaha Unified Communications und verspricht nicht weniger als „stressfreie und glasklare Kommunikation“. Die Einrichtung eines ADECIA-Systems dürfte erfahrene AV-Installer und IT-Profis vor keinerlei Probleme stellen; technische Laien sollten für die Montage zwar handwerkliches Geschick besitzen, werden ansonsten aber vom Installation- Software-Wizard an die Hand genommen und können nach nur wenigen Mausklicks mit den automatisch eingestellten Settings loslegen. Dass alle Systemkomponenten von nur einem Hersteller stammen, aufeinander abgestimmt sind und sogar der Netzwerk-Switch kein Fremdprodukt ist, mag für viele Interessenten attraktiv sein.

In Pandemiezeiten noch wichtiger als sonst und mutmaßlich auch in Zukunft ein Thema: ADECIA kann den gestiegenen Anforderungen an Hygiene und Sicherheit am Arbeitsplatz gerecht werden. Eine zielführende kontaktfreie Kommunikation ist möglich, und Social Distancing hat zumindest in diesem Aspekt keine negativen Auswirkungen auf die gemeinschaftliche Arbeit.

Drei Leute sitzen in einem Meetingraum, per Videokonferenz sind Leute dazugeschaltet

Im April dieses Jahres wurde die Erweiterung der ADECIA-Lösungen angekündigt: Ab Sommer 2021 bietet Yamaha Unified Communications ein Tabletop-Mikrofonarray an, das die Bezeichnung RM-TT trägt und in schwarzer wie weißer Farbgebung erhältlich sein wird. Erwartungsgemäß verfügt auch dieses Mikrofon über eine Dante- Schnittstelle und unterstützt eine Vielzahl von Audioprocessing- Features inklusive Voice-Tracking-Funktion. Bis zu acht RM-TT-Pods können über einen PoE-Switch mit dem RM-CR-Konferenzprozessor verbunden werden. Sechs Richtcharakteristiken (cardioid, supercardioid, hypercardioid, omnidirectional, bidirectional oder toroidal) sind wählbar.

Die stets gut informierte AV-Gerüchteküche weiß von weiteren geplanten ADECIA-Komponenten zu berichten; von Yamaha offiziell bestätigt ist bisher, dass dank einer aktualisierten Firmware in Bälde ein zu den Beams des RM-CG passendes Kamera-Tracking möglich sein wird.

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