Wie AV over IP die Medientechnik im Eurogress Aachen zeitgemäß erweitert
von Dominik Roenneke,
Das Kongresszentrum Eurogress in Aachen wurde in den 70er-Jahren erbaut. Die Medientechnik wurde nun durch neue „AV over IP“-Hardware mit zeitgemäßen Funktionalitäten ausgestattet.
Vor der Planung der neuen medientechnischen Ausstattung der Säle und Kongressräume wurden hausintern die Ziele definiert. Im Eurogress mit kommunalem Träger finden kulturelle Veranstaltungen statt. Darüber hinaus werden die Säle und Räume an Firmen und Institutionen vermietet. Daher ist die Betriebssicherheit der Medientechnik sehr wichtig. Vor der Modernisierung existierten verschiedene Probleme mit der Bestandstechnik, wie die Technikabteilung identifizierte. Dazu Lukas May, Meister für Veranstaltungstechnik im Eurogress: „Wir hatten irgendwann den Punkt erreicht, dass wir mit unserer alten Medientechnik, unserer alten Verteilung mehr und mehr Ausfälle erlebten und wir selber immer weniger Einblick in das System erfuhren, das seinerzeit von einer externen Firma installiert und gewartet wurde“. Ein weiteres Hindernis bestand für die Techniker vor Ort darin, dass insbesondere an Wochenenden oder bei Kundenveranstaltungen die Dienstleister „nicht unbedingt greifbar“ waren. „Deswegen wollten wir ein System haben, das die Mitarbeiter gut verstehen. Eines, das sehr klar und transparent in der Anwendung ist.“ Außerdem sollte es modular und skalierbar sein.
Selbstverständlich sollte zukünftig im Kongresszentrum nicht mehr mit einem Punkt-zu-Punkt-Signal-Management gearbeitet werden. Eine flexible Schaltung von Quellen und Senken wurde zu einem entscheidenden Ziel für die zukünftige, effektive Nutzung. Die Grundlage war bereits gegeben, da eine leistungsfähige Netzwerkinfrastruktur bereits vorhanden war. „Die Kabel lagen schon: CAT-Anschlüsse in allen Räumen bis hin zu Glasfaser-Anbindungen, mit denen diverse Knotenpunkte bei uns im Haus untereinander verknüpft sind“, berichtet Lukas May, der sich im achtköpfigen Technik-Team intensiv auf Netzwerktechnik und Videoanwendungen spezialisiert hat.
Der kommunale Träger bezeichnet das Kongresszentrum als „Event- Allrounder in bester Lage in der Euregio“. (Bild: Eurogress Aachen)
Angesichts des eigenen Anforderungsprofils und der vorhanden Netzwerkinfrastruktur fiel das Augenmerk schnell auf eine „AV over IP“-Lösung für das gesamte Kongresszentrum. Inmitten der Pandemie fiel daher die Wahl auf einen SDVoE-Anbieter (Software Defined Video over Ethernet) mit einem nicht proprietären System, nämlich ZeeVee. Hinzu kam, dass in der Planungs- und Umsetzungsphase die allgemeinen Lieferkettenschwierigkeiten ein wichtiges Auswahlkriterium darstellten. „Entgegengekommen ist uns die kurzfristige Lieferzeit, die ZeeVee uns angeboten hat.“
Damit zukünftig hochaufgelöste Video-Signale von Quellen auf beliebige Senken distribuiert werden konnten, wurde die Hardware des Netzwerks ertüchtigt: Das Eurogress Aachen wechselte die betreffenden Switche aus und installierte 10-GBit-Switche von Netgear aus der AV-Serie. Gleichzeitig wurden die Verbindungen zwischen den Switchen mittels Link Aggregation (LAG) mit den vorhandenen Glasfaserleitungen jeweils über vier Ports gebündelt, so dass insgesamt eine Bandbreite von 40GBit/s zwischen den Knotenpunkten geschaffen werden konnte. So werden „Flaschenhälse“ bei der Übertragung einer größeren Anzahl an gleichzeitigen Streams zwischen verschiedenen Endpunkten vermieden.
Bild: Eurogress Aachen
Die Europasaal fasst bis zu 1.700 Gäste.
Bild: Eurogress Aachen
Neben zwei Sälen verfügt das Eurogress Aachen über elf voll ausgestattete Tagungsräume.
Bild: Dominik Roenneke
Mit der „AV over IP“-Lösung von ZeeVee erfolgt das Signal-Management über alle Räumlichkeiten nach Belieben.
Für die Konfiguration des Netzwerks zog das Eurogress den externen Dienstleister CX Networks hinzu. Das Netzwerk wurde in logische Teilnetze über VLANs (Virtual Local Area Network) strukturiert, um die Datenströme der Säle und Konferenzräume mit dem „AV over IP“- und dem Dante-Netzwerk sowie Artnet und diversen weiteren Netzwerken (für Kunden und Referenten, für verschiedene Locations) zu handhaben. CX Networks plante und konfigurierte die VLANs und Netgear Switche und schulte die Techniker beim CX-Training des Eurogress, so dass diese ohne Hilfe von außen alle täglichen Prozesse rund um die Netzwerkadministration fortan inhäusig handhaben konnten. Zur Sicherheit erfolgt ein Monitoring der Netzwerktechnik und der VLANs durch CX Networks.
Fast 40 Endpunkte umfasst das „AV over IP“-Netzwerk nach der medientechnischen Modernisierung des Eurogress. Die Endpunkte setzen sich zusammen aus: zwölf Decodern Zyper4KXS an Projektoren und Displays fest verbaut, acht Decodern Zyper4kXR für mobile Projektoren und Displays wie Vorschaubildschirme etc., vier Encodern Zyper4kXS fest verbaut in Medienracks für die beiden Hauptsäle, und 13 mobilen Encodern Zyper4kXR für die Einspeisung für mobile Kameras und Rechner.
Die robusten und mobilen ZeeVee ZyPer 4K XR-Encoder werden über ihren Stromeingang via Neutrik „Power con True 1“-Anschluss mit Strom versorgt. Daran angeschlossen ist direkt die Stromversorgung für die digitalen Endgeräte wie beispielsweise ein Referenten-Notebook. (Bild: Dominik Roenneke)
Für die Quellen in den Konferenzräumen werden mobile Encoder (ZeeVee ZyPer 4K XR) sehr flexibel bei Veranstaltungen an der gewünschten Position im Raum eingesetzt. Dort können Vortragende ihre Video-Signale einspeisen und ihre Laptops ans Netz bringen, oder es können Kamerabilder übertragen werden. Die mobilen Encoder werden in den Räumen über fest installierte Netzwerkanschlüsse angebunden. In diesem Aufbau werden die ZeeVee ZyPer 4K XR über ihren Stromeingang via Neutrik „Power con True 1“-Anschluss mit Strom versorgt. Praktischerweise sind jeweils 2-fach-Schukosteckdosen direkt an den Encodern über die serienmäßige M10-Gewindehalterung angeschraubt. So können Präsentations-Notebooks oder auch andere mobile Devices mit Strom versorgt und geladen werden, während gleichzeitig der HDMI-Ausgang des Notebooks direkt daneben mit dem Encoder verbunden wird. Somit ist der medientechnische Aufbau im Konferenzraum denkbar einfach und schnell realisierbar.
Bild: Dominik Roenneke
Das Netzwerk verbindet alle Räumlichkeiten miteinander. Die „Knotenpunkte“ sind via Glasfaser und mit Link Aggregation in einer Bandbreite von bis zu 40GBit/s miteinander verbunden.
Bild: Eurogress Aachen
Das Netzwerk ist über sogenannte VLANs strukturiert
Für die beiden Säle im Eurogress existieren rollbare Racks, in denen Audio- und Videotechnik mit umfangreichen Anschlussmöglichkeiten verbaut ist, wie beispielsweise ein Switch für die Netzwerkanbindung von Bildsignalen, Dante- und Datentransfer. In den Racks sind jeweils zwei Encoder Zyper 4k XS und ein Decoder 4k XS fest eingebaut. Hierüber können bei Vorträgen das Videosignal eines Notebooks wie auch ein Bild für eine Display-Vorschau oder auch ein Kamerabild übergeben werden.
Zur Einrichtung und Steuerung des AV over IP-Netzwerks wurde ZMP auf der eigenständigen ZeeVee-„Standard Hardware“ installiert. Sie besteht aus einem 19″-Rechner (ZMP Enterprise-Hardware als „Master ZMP-Server“) und einem NUC Mini-PC als simultan mitlaufende Hardware für die Ausfallsicherheit („Slave ZMP-Server“).
ZMP steht für die „ZyPer Management Platform“: Sehr intuitiv und übersichtlich werden hier alle Einstellungen des Signal-Managements aller Quellen und Senken vorgenommen. (Bild: Dominik Roenneke)
Auf die Hardware ist die ZMP jeweils auf ein Linux Ubuntu-Betriebssystem aufgesetzt. Die ZMP wird standortunabhängig über den Chrome Browser eingerichtet und konfiguriert. Hier erfolgt auch die Verwaltung mehrerer ZMP-Einheiten in dem sogenannten „Redundanz-Modus“.
Mit der ZeeVee „AV over IP“-Lösung werden im Eurogress Aachen auch hybride Veranstaltungen mit diversen Vorschaumonitoren realisiert. (Bild: Eurogress Aachen)
In der ZyPer Management Platform werden alle über Netzwerk angeschlossenen Endpunkte, also Encoder und Decoder automatisch angezeigt und können sofort verwendet werden. In der Ansicht mit „Sources“ und „Displays“ erscheinen somit alle Quellen (Encoder) und Senken (Decoder). Verbindungen können die Eurogress-Techniker einfach per drag and drop ausführen, über Zeitsteuerung konfigurieren oder auch mittels Mediensteuerung ausführen. Die Techniker können mittels Tablet die einzelnen Räume steuern.
Für die beiden Säle existieren mobile Racks, in denen die ZeeVee-Endpunkte fest eingebaut sind. (Bild: Dominik Roenneke)
In der grafischen Ansicht von Quellen und Senken werden Probleme bei der Hardware-Anbindung grafisch sofort ersichtlich. So können fehlende Verbindungen, wie beispielsweise ein nicht korrekt gestecktes HDMI-Kabel, direkt identifiziert werden. Lukas May hebt besonders hervor: „Vom Laptop aus können wir flexible und schnell Quellen und Senken konfigurieren. Die Fehlerdiagnose ist durch die Farbanzeige bei den Devices sehr übersichtlich.
Für das Kongresszentrum haben Lukas May und seine Kollegen Standardwerte definiert und für die Endpunkte und deren Nutzung hinterlegt: „Wir verwenden tatsächlich im ganzen Haus die Auflösung von 1.920 × 1.080 Pixel bei 50 Frames. Unsere Kunden bekommen vom System immer die gleiche Full-HD-Auflösung über alle Quellen und Senken, unabhängig davon, wo sie sich im Hause anschließen.“
Das enorm weiterentwickelte Signal-Management im Eurogress zeigte sich direkt von Anfang an als vorteilhaft, als hybride Events und Distanzveranstaltungen in der Pandemie die Regel waren. So können Teams- oder Zoom-Sessions, Streaming-Konferenzen mit Rückgriff auf das Internet, z.B. für eingehende Inhalte oder Vorträge von externen Vortragenden, problemlos verknüpft werden. Hierbei geht es nicht nur um die AV-Inhalte und Kamerabilder, sondern insbesondere über die Anbindung von USB-C-Devices zur Unterstützung von Video-Konferenzen. Hierbei bringen die Kunden ihre eigenen Laptops für Teams-Sessions etc. mit.
Jeder der Tagungsräume kann zum Streaming-Studio werden. (Bild: Eurogress Aachen)
„Oft ist es auch wichtig, Signale auf einen zweiten Bildschirm auszugeben, ein Kamerabild aus der Videoregie, oder den Saalton zu übertragen und einen Audio-Mix zurückzubekommen, falls er beispielsweise ein Zoom-Meeting starten möchte“, ergänzt Lukas May.
Dazu wurden u.a. die Bandbreiten bis 1GBit für das Kundennetzwerk, das bei Bedarf hinzu gebucht werden kann, erhöht. Auch hier zeigt sich die ZeeVee-Technik als sehr vorteilhaft, weil das separate Netzwerk für die Kunden direkt am Encoder bereitgestellt und freigeschaltet werden kann.
Für das Eurogress Aachen war der Wechsel auf die „AV over IP“-Struktur ein großer Erfolg. Das Signal-Management ist leicht zu handhaben. Es bietet eine große Flexibilität in Bezug auf alle denkbaren Verknüpfungen aller Endpunkte. Die Abhängigkeit von außenstehenden Dienstleistern konnte stark reduziert werden, so dass auch in kritischen Zeiten an Wochenenden der Betrieb jederzeit gesichert erfolgen kann.
Im Rückblick zeigt sich Lukas May sehr zufrieden: „Zeevee hat uns im Vorfeld des Projektes gut beraten und konnte die AV over IP-Hardware schnell liefern“. Er betont die „kompetente technische Unterstützung vor, während und nach der Integration“.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass der nächste Schritt der „AV over IP“-Erweiterung bereits beschlossen ist, wenn es darum geht, das frisch sanierte „Neue Kurhaus“ gleich mit anzubinden: „Deswegen hatten wir uns für die ‚AV over IP‘-Technik von ZeeVee entschieden, weil es wirklich modular ist“.
Als führender „AV over IP“-Anbieter offeriert ZeeVee ein umfassendes Portfolio auf Grundlage von standardisierten Codecs: SDVoE, JPEG2000 und H.265/265. Unterstützt werden die Eingangssignale HDMI, DP, SDI und 12G. Darüber hinaus bietet ZeeVee En- und Decoder in Copper-und Fiber- sowie ruggedized-Versionen mit Neutrik-Steckverbindungen und M10-Gewinde für die Befestigung an Traversen. Die verfügbaren Management-Plattformen können alle genannten Codes parallel steuern und verwalten und stellen eine einfache sowie sichere Administration (auch remote möglich) zur Verfügung. Auf Wunsch kann das System mit einer 100 %-Redundanz hochverfügbar ausgestattet werden. Generell wird die Kommunikation vollständig über AES 128Bit verschlüsselt. Insgesamt stehen über 60 En- und Decoder zur Verfügung, die auf Wunsch unterschiedlich spezifiziert werden können: USB 2.0, Dante, Dual Inputs, Loopout, ruggedized, Copper/Fiber etc. Bei den Management-Plattformen kann zwischen einem NUC, einem Enterprise Server Blade oder VMware gewählt werden.
Das Kongresszentrum ist ein „Event-Allrounder in bester Lage in der Euregio“. Es bietet in den vielseitigen Räumen des Veranstaltungs- und Kongresszentrums für geschäftliche, kulturelle und private Anlässe, Aufführungen und auch Feierlichkeiten den passenden Rahmen.
Das Herzstück des Eurogress Aachen ist der Europasaal, in dem bis zu 1.700 Gäste in Reihenbestuhlung Platz finden. Zahlreiche Konferenzräume stehen unseren Veranstaltenden ebenfalls für Workshops oder begleitende Events zur Verfügung. Ausgesprochen großzügig ist die Ausstellungsfläche im Foyer. Auf ca. 3.000m² Fläche können über zwei Etagen Messen und Ausstellungen durchführt werden.
Für Empfänge und Feierlichkeiten steht darüber hinaus das hauseigene Catering zur Verfügung.
Neben den beiden Sälen und der Ausstellungsfläche über zwei Etagen existieren elf Tagungsräume, die medientechnisch voll ausgestattet sind.
Am Rande der Innenstadt gelegen, besteht eine gute ÖPNV- und Bahnanbindung. Im angrenzenden Parkhaus stehen 600 Parkplätzen zur Verfügung.
Zur medientechnischen Ausstattung gehören modernste Kameratechnik, Licht- und Tontechnik. Eine schnelle Glasfaser-Internetanbindung gewährleistet einen schnellen Datenrückgriff, hybride Konferenzstrukturen und das Video-Streaming.
Das Eurogress verfügt über qualifizierte Veranstaltungstechniker und Meister und bietet eine qualitativ hochwertige Beratung mit langjähriger Erfahrung in der Planung von Veranstaltungen: vor Ort, hybrid oder digital.
