Firmenhistorie

160 Jahre Kindermann

Interview mit Timo Meißner, Geschäftführer der Kindermann GmbH, über die erfolgreiche Entwicklung eines Unternehmens über eine lange Zeitspanne.

Historischer Kindermann Firmensitz(Bild: Kindermann)

Inhalt: 

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In der relativ jungen AV-Branche ist es für ein Unternehmen schon etwas Besonderes, sein 160. Firmenjubiläum zu feiern – wie die Kindermann GmbH in diesem Jahr. Wie und mit welchen Produkten hat alles angefangen und sich dann über diesen langen Zeitraum weiterentwickelt? Wie stellt sich Kindermann auf, um für die Zukunft gerüstet zu sein? Über diese und andere Themen haben wir Geschäftsführer Timo Meißner befragt.

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Am Anfang war das Petroleum…

PROFESSIONAL SYSTEM: Womit hat Kindermann sein Geschäft begonnen?

Timo Meißner: Die Geschichte von Kindermann begann 1861 in Berlin mit der Herstellung von Petroleumlampen. Die Reise ging dann in Richtung Fotografie und reichte vom ersten Tageslichtentwicklungsgerät für Fotoplatten (1905) bis hin zu Equipment aus V2A-Stahl für Fotolabore (1919). Das Unternehmen verkaufte damals Millionen von Filmrahmen, Klammern und Pinzetten.

Timo Meißner, Geschäftführer der Kindermann GmbH
Timo Meißner, Geschäftführer der Kindermann GmbH (Bild: Kindermann)

PS: Wie kam denn Kindermann von Berlin nach Unterfranken?

Meißner: Bei einem Bombenangriff im Jahr 1944 wurde das Berliner Werk komplett zerstört. Kurzerhand zog man in ein Ausweichlager nach Würzburg-Heidingsfeld. Mitte 1950 bezog man das Firmengebäude in Ochsenfurt. Dort war das Unternehmen bis zum Jahreswechsel 2012/ 2013 angesiedelt und bezog dann das moderne, eigene Firmengebäude in Eibelstadt.

PS: Wann hat sich Kindermann in Richtung AV bewegt?

Meißner: 1936 hat Kindermann seinen ersten Dia-Projektor auf den Markt gebracht, das markierte den Einstieg in die AV-Branche. Ein weiteres Highlight war dann 1968 die Markteinführung von Overheadprojektoren, die hauptsächlich die Schulen eroberten. Weit mehr als 2 Millionen verkaufte Geräte sorgten für einen hohen Bekanntheitsgrad in diesem Segment. Die Reihe an Innovationen lässt sich fortführen: 1968 Tonbildschau- Geräte, 1977 Mikrofilm-Lesegeräte, 1985 LCD-Projektor Dia-Video.

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Restrukturierung und Neuausrichtung

PS: Was hat ein Unternehmen wie Kindermann richtig gemacht, um innerhalb dieser langen Zeitspanne erfolgreich zu agieren?

Meißner: Der Weg ging nicht immer steil nach oben. Im Jahr 2003 war Kindermann gezwungen, Insolvenz anzumelden. Die eigene Produktion und hohen Pensionsrückstellungen machten diesen Schritt unausweichlich. Man hatte zu lange an der Fertigung von Produkten festgehalten, die im Ausland einfach kostengünstiger gefertigt werden. Eine grundlegende Restrukturierung und Neuausrichtung waren notwendig. Im Jahr 2007 hat Paulinus Hohmann dann das Unternehmen übernommen und es aus der Krise geführt. Er hat den Wandel vom analogen ins digitale Zeitalter vollzogen. Unter seiner Regie wurde Kindermann wieder zu einem wichtigen Anbieter für Medien- und Konferenztechnik. Am Standort Eibelstadt werden Serienprodukte wie Tischanschlussfelder, Halterungen, Deckenlifte und Medienmöbel entwickelt und gefertigt. Darüber hinaus können hier exklusive Kundenwünsche schnell umsetzen.

Werbeanzeige 1906
Ein Dokument aus dem vergangenen Jahrhundert – Kindermann bot
1906 „photografische Bedarfsartikel“ an …
(Bild: Kindermann)

PS: Und was unternimmt Kindermann, um weiter zu wachsen und die „richtigen“ Produkte anzubieten?

Meißner: In den letzten beiden Jahren haben wir die Weichen für das „smarte“ (AV-)Zeitalter gestellt. Smart steht für intelligent, vernetzt, intuitiv bedienbar, aber auch für ausgefeiltes Design. All diese Eigenschaften halten Einzug in der Pro AV-Branche, und wir sind dafür bestens gerüstet.

Es sind die durchdachten Details, die die Kindermann Markenprodukte den Tick besser machen – smart eben. Wir setzen verstärkt auf die eigene Marke und zeigen mit unserer Produktfamilie Klick & Show, wie einfach drahtlose Zusammenarbeit funktionieren kann. Und mit unseren eigenen Touchdisplays erobern wir gerade einen heißumkämpften Markt. Wir haben immer ein Ohr draußen im Markt und wissen, was Händler und Anwender wirklich benötigen. Doch unsere eigenen Produkte sind nur die halbe Miete. Die Distribution markiert ein wichtiges Standbein von Kindermann. Damit ergänzen wir nicht nur unser Portfolio, sondern können den Händlern eine große Bandbreite an Alternativen anbieten. Damit versetzen wir sie in die Lage, mit One-Stop-Shopping die unterschiedlichsten Ansprüche der Endkunden zu bedienen, sei es für Tagungs- und Konferenzräume, im Bereich Digital Signage oder mit dedizierten Education-Solutions.

Standort von Kindermann 1961
Das 100-jährige Bestehen feierte Kindermann noch am alten Standort Berlin. (Bild: Kindermann)

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Corona als Krise – und als Chance

PS: Wie hat sich Kindermann auf die neueste Krise – Corona – eingestellt?

Meißner: Zu Beginn der Pandemie haben wir natürlich erst einmal alles dafür getan, dass die Sicherheit unserer Mitarbeiter gewahrt bleiben konnte. Wir haben auf Homeoffice-Möglichkeiten umgestellt, in der Produktion und Logistik haben wir in Wechselschichten gearbeitet, um bei einem Coronafall auch entsprechend agieren zu können. Auf der anderen Seite haben wir unverzüglich einen Raum für Online-Präsentationen eingerichtet, um unsere Händler immer auf dem Laufenden zu halten.

Kindermann Overheadprojektor
Die „legendären“ Kindermann Overheadprojektoren hatten ihre Markteinführung
bereits 1968.

PS: Und welche Impulse hat diese Krise für neue Produkte geliefert?

Meißner: Am Anfang dachten wir auch in Produkten, so produzieren wir zum Beispiel auch Bodenständer für Desinfektionsspender. Darüber hinaus haben wir eine Mediensteuerung entwickelt, mit der sich die Technik in einem Konferenzraum oder Klassenzimmer kontaktlos aktivieren lässt. Doch schnell wurde klar, es geht nicht um neue Produkte, es geht um eine Branche, die der Digitalisierung hinterherhinkt, nämlich das Schulwesen. Das Homeschooling deckte das Defizit schonungslos auf. Hier sind wir mit unseren Touchdisplays bestens gerüstet. Wir haben nicht nur den Vorteil, nach wie vor einen hohen Bekanntheitsgrad in Schulen zu genießen, sondern dass wir alles aus einer Hand liefern können. Das heißt, alle Komponenten sind perfekt aufeinander abgestimmt und erleichtern Installation sowie Bedienung. Mit einem dedizierten Team unterstützen wir unsere Handelspartner bei ihren Aktivitäten.

Touchdisplay von Kindermann
Kindermanns eigene Touchdisplay-Serie bietet u. a. eine
antibakterielle Oberfläche.
(Bild: Kindermann)

PS: Was macht Kindermann einzigartig?

Meißner: Einzigartig macht uns das Gründungsjahr, aber ansonsten würde ich uns nicht so bezeichnen. Unsere Stärken sind sicherlich die Mischung aus eigener Entwicklung sowie Produktion und das breite Portfolio in der Distribution. Das erlaubt uns, auch exklusive Kundenwünsche zu realisieren. In diesen Zeiten ist noch zu erwähnen, dass wir ein finanzstarkes Unternehmen sind und somit ein solider sowie verlässlicher Partner für unsere Kunden.

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Kindermann als Arbeitgeber

PS: Was zeichnet Kindermann als Arbeitgeber aus?

Meißner: Kindermann ist ein inhabergeführtes Unternehmen und das spiegelt sich in allen Bereichen positiv wider, auch für die Mitarbeiter. Empathie, Achtsamkeit, Wertschätzung und Zusammenhalt spielen eine große Rolle. Wir haben flache Hierarchien und immer eine offene Tür für alle Anliegen. Wir können miteinander feiern, aber auch Krisen meistern, das zeichnet uns aus. Unsere flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten sorgen für eine gute Work-Life-Balance für die jeweilige Situation des Mitarbeiters. Darüber hinaus legen wir großen Wert auf kontinuierliche Weiterbildung. Wir bewegen uns in einem schnelllebigen Markt, das heißt nicht nur, dass sich Technologien rasant entwickeln, sondern auch die Marktgegebenheiten. Hier ist es unabdingbar, durch qualifizierte Mitarbeiter am Ball zu bleiben, oder noch besser, einen Schritt voraus zu sein.

Aktuelles Kindermann Firmengebäude(Bild: Kindermann)

Ein weiterer Punkt ist der Nachwuchs, der uns besonders am Herzen liegt. Wir sind seit Jahrzehnten Ausbildungsbetrieb für eine ganze Reihe an Berufen, das reicht vom Industriekaufmann/frau über Industriemechaniker/in bis zu Fachinformatiker/in Systemintegration, um nur einige zu nennen. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit Universitäten zusammen. Sei es bei Entwicklungsaufgaben oder einfach nur, um auf Berufe in der AV-Branche aufmerksam zu machen. Wir bieten Praktika an sowie die Möglichkeit, als Werksstudent bei uns zu arbeiten. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

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