Kommunikationsraum
Der W&W Campus 2023 verdeutlicht den Wandel von Bürowelten

Arbeitsumgebungen werden zu Wohnwelten

Die Welt ist im Wandel – alles wird immer schneller, flexibler, digitaler und vernetzter. Das gilt auch für die Arbeit 4.0 und die Entwicklung zukünftiger Bürowelten. Die virtuellen und digitalen Räume finden neue kreative Umgebungen, wie auch die neu entstehende Firmenzentrale der Wüstenrot & Württembergische-Gruppe in Kornwestheim zeigt. Klassisches Vorbild ist hier der universitäre Campus.W&W Campus 2023

Die Wüstenrot & Württembergische-Gruppe (W&W) steht als integrierter Finanzdienstleister mit einer traditionellen Versicherung und einer modernen Bausparkasse inmitten des digitalen Wandels – und agiert. Der neu entstehende Campus als Firmenzentrale steht für eine Innovationskultur und bietet zukünftig 4.000 Arbeitsplätze in einer attraktiven und zukunftsorientierten Arbeitswelt. Auf ihren ehemaligen Parkplätzen und landwirtschaftlicher Fläche vor den Toren Kornwestheims hat die W&W vor Kurzem den ersten Bauabschnitt ihres neuen Firmensitzes errichtet. Bis 2023 soll der gesamte Campus fertiggestellt werden.

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Vom „Feuersee” zum Feuersalamander

Kornwestheim, eine Kleinstadt in Baden-Württemberg, wurde in seiner wirtschaftlichen Historie vor allem durch die Schuhmarke Salamander europaweit bekannt. Da, wo der Feuersalamander „Lurchi“ – die Werbefigur von Salamander – noch als Eidechse zwischen den Steinen blinzelte, weisen heute Bagger und Kräne auf den Neubau der W&W Gruppe hin. Aktuell werden die alten Gebäude von Wüstenrot auf dem Areal „Tambour“ abgerissen, um Platz für den zweiten Bauabschnitt zu schaffen. Gleichzeitig laufen die konzeptionellen Planungen für die zukünftige Nutzung des Wüstenrot-Areals am Stadtrand der benachbarten Barockstadt Ludwigsburg. Im Jahr 2023 sollen dann alle Unternehmen der Gruppe im W&W Campus beheimatet sein.

Noch erfolgt die Zusammenarbeit im Konzern teilweise strikt räumlich getrennt mit dem Versicherer am „Feuersee“, einem ehemaligen Stausee für Löschwasser mitten in Stuttgart, und der Bausparkasse in Ludwigsburg mit dem markanten 17-stöckigen Hochbau von Wüstenrot als ein weithin sichtbares Wahrzeichen. Die Mitarbeiter pendeln derzeit im firmeneigenen Shuttle-Service zum jeweiligen Einsatz zwischen den Standorten in den beiden Städten. Die Entscheidung der W&W Unternehmensgruppe für den Landkreis Ludwigsburg war 2016 eine Entscheidung gegen den bisherigen Standort in der Landeshauptstadt Stuttgart. Stuttgart ist als Finanzplatz zwar höchst attraktiv, für Bauprojekte und Großraumbüros stehen in der Metropole aber nur begrenzte Lagen als teure Grundstücke zur Verfügung.

Für die W&W war der Standort auf dem unbebauten beziehungsweise mit eigenen Gebäuden bebauten Grundstück in Kornwestheim ideal, da das Areal in eigenem Besitz war und in direkter Nachbarschaft zum bereits bestehenden Standort am Stadtrand von Ludwigsburg liegt. Die Verkehrsanbindung sichert die Erreichbarkeit: Mit dem direkten Anschluss an den Nah- und Fernverkehr der Deutschen Bahn sowie der auf drei Spuren ausgebauten Autobahn A 81 ist der neue Campus gut erreichbar. Pendler, die auf das Auto angewiesen sind, finden zudem genügend Parkraum und sind nicht von den wegen Feinstaub-Alarm zu erwartenden Fahrverboten im Zentrum von Stuttgart bedroht.

Campus für gemeinsamen Kultur-Raum

Der neue Campus der Vorsorgespezialisten ist die zukunftsgerechte Chance für die Verbindung von analogen mit digitalen Arbeitswelten und eine enge Verzahnung zweier fremder Kulturen: die einer Bausparkasse und einer Versicherung. „Zum ersten Mal in der Geschichte der W&W werden wir die Unternehmen der Gruppe unter einem Dach versammelt haben. So führt der zukünftige W&W-Campus auch räumlich das zusammen, was vor rund zwei Jahrzehnten mit der Fusion von Wüstenrot und Württembergischer begonnen hat“, sagt CEO und W&W-Vorstandsvorsitzender Jürgen A. Junker.

Im Kreis Ludwigsburg haben die Bagger mit dem Abriss alter Gebäude und den Neubauten viel zu leisten. Auf dem zuvor unbebauten Grundstück neben den bestehenden Flächen am Sitz der Bausparkasse in Ludwigsburg wurden im ersten Bau-Abschnitt der Neubauten 20.000 m² Fläche erschlossen. Es ist der erste Schritt einer Chance, neue Räume modern zu gestalten, um diese mit flexiblen Bürowelten für die Mitarbeiter zu beleben.

Übersicht W&W Campus gesamt mit 1. und 2. Bauabschnitt Grafik: Archtekturbüro Ortner und Ortner

„Mit dem abgeschlossenen Bezug des 1. Bauabschnitts des Campus haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht. Dabei ging es aber nicht nur um den Umzug in ein neues Gebäude, sondern vielmehr um den Start einer neuen Arbeitswelt bei W&W. Diese Welt ist anders, bietet mehr Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des Miteinanders als bisher. Das ist Chance und Herausforderung gleichermaßen. Den Veränderungsprozess haben und werden wir weiter begleiten – für ein noch besseres Miteinander und mehr Flexibilität, um die allgegenwärtigen Veränderungen, intern und extern, erfolgreich meistern zu können“, so Dr. Susanne Pauser, Leiterin Konzernpersonal bei W&W.

Arbeitswelten im W&W-Campus
Die Arbeitswelten im W&W-Campus sind offen und modern gestaltet.

Im Februar 2018 startete auf dem Areal der Rückbau der Bestandsgebäude aus den 1970er-Jahren. Bis 2023 werden zusätzlich zum 1. Bauabschnitt auf dem Gelände insgesamt sieben Bürohäuser mit eigenen Innenhöfen gebaut. Durch eine durchlaufende Passage – die unter- und überirdisch begehbar ist – werden alle Gebäude miteinander verbunden. Neben einer reinen Wegeverbindung dient dieses Element zudem als Treffpunkt mit Aufenthaltsqualität. An der Nordspitze des Campus befindet sich dann der Eingang für Kunden, Besucher und Mitarbeiter.

Höhenverstellbare Arbeitsplätze und Akustikabsorber an Schreibtischen und Decke
Höhenverstellbare Arbeitsplätze gehören ebenso zum Standard wie Akustikabsorber an Schreibtischen und Decke.

Wohlfühl-Räume – innen wie außen

Das Konzept der neuen Bürowelten spiegelt sich im Design der modernen Bürogestaltung wider. Das Konzept des Architekturbüro Ortner & Ortner Baukunst hat W&W in der Ausschreibung für das Bauprojekt überzeugt, weil die von den Architekten entworfenen Bürogebäude in Form eines Campus einen Wohnbau-Charakter und eine sehr filigrane und in die Landschaft offene Struktur aufweise, statt wie sonst bei Verwaltungen in den Branchen Assekuranz und Banken eher monumental zu wirken. Sie passen damit gut zur Herkunft des Unternehmens aus der privaten Baufinanzierung.

Zudem bietet der Campus eine ausreichende Fläche und eine hohe räumliche Qualität in ländlicher Umgebung, die Fassaden aus Holz und Stein wirken warm, hochwertig, solide und bodenständig. Im Inneren sorgt die moderne Gestaltung für Raum- und Wohlgefühl. Viele Raumteiler aus Glas, Fensterflächen in Raumhöhe und kaum Zwischenwände schaffen Räume für natürliches Licht und Transparenz. Hochwertige Materialien wie Sichtbeton und die Kombination mit dem Naturmaterial Holz sorgen nicht nur optisch für eine moderne Atmosphäre.

Die einzelnen Büromodule des Campus, die in den insgesamt sieben Bürohäusern entstehen sollen, sind standardisiert geplant, ermöglichen jedoch eine im Großraumbüro heute übliche multifunktionale Nutzung: In jeder Einheit gruppieren sich in fester Anordnung Einzelbüros und offene Schreibtisch-Arbeitsplätze um eine Mittelzone. Diese bietet zusätzliche Arbeitsmöglichkeiten – für Rückzug, Kommunikation oder Stauraum. Die Teambüros, verbunden mit Desk-Sharing und mobilem Arbeiten, sind die Eckpfeiler des Campus-Konzepts: Offene Strukturen und räumliche Nähe erleichtern spontanes, vernetztes Teamwork und den Informationsaustausch. Dabei wird das Desk-Sharing nicht über ein Buchungs-System geregelt. Die Teams und Projektgruppen setzen das Konzept individuell und entsprechend ihrer Bedürfnisse um – vom „Free-Seating“ bis zu festen „Tausch-Teams“. Für die Belegung der Meeting- Räume gibt es hingegen ein System zur Buchung.

Flexible und gesundheitsbewusste Raumausstattung

Um die Geräuschentwicklung in den neuen offenen Arbeitswelten möglichst gering zu halten, gibt es Deckensegel auf der Betonkernaktivierung. Stoffbespannte Wände und Akustikteppichboden dämpfen die Bewegungs- und Schrittgeräusche, während Schreibtisch- und Sideboard-Aufsätze das raumakustische Konzept ergänzen. Da die Tätigkeit im Sitzen trotz ergonomischer Möbel eines Ausgleichs durch Bewegung oder Rückenentlastung bedarf, bieten höhenverstellbare Schreibtische zusätzlich die Option, zeitweilig im Stehen zu arbeiten. Ausreichend Raum für Bewegungsübungen am Arbeitsplatz steht zur Verfügung, was das Angebot für Rückentraining und Kurse der betrieblichen Gesundheitsvorsorge ergänzt.

Die offenen Schreibtischarbeitsplätze können dem Bedarf von Teamprojekten angepasst werden. Den Führungskräften stehen Einzelbüros zur Verfügung, und die Mitarbeiter erhalten Wohlfühloasen als Rückzugsräume in den Büromodulen. Im Vorfeld wurden mit den Nutzern und den Vertretungen der Arbeitnehmer Gespräche über die Nutzungsmöglichkeiten geführt. Das daraus neu entstandene Konzept für das Großraumbüro lässt insbesondere für die Einzelbüros in den Büromodulen beides zu: die Nutzung als Führungskräftebüro oder als weiterer Rückzugsraum für die Mitarbeiter, wenn die Führungskraft den Arbeitsplatz „auf der Fläche“ wählt.

 

Meetingräume für vernetztes Arbeiten – digital und analog

Teil der neuen Bürowelten ist natürlich auch moderne Medientechnik: Besprechungs- und Konferenzräume sind mit Konferenz- und Kommunikationstechnik ausgestattet, die veränderbar auf die Anforderungen einer digitalen und agilen Arbeitswelt ausgerichtet und flexibel nutzbar sind. So stehen für Meetings dezentrale und zentrale Besprechungsräume zur Verfügung, die mit der notwendigen Technik für Präsentationen, Collaboration, webbasierte Meetings und Videokonferenzen ausgestattet sind. Zum Einsatz kommen dafür etwa das Microsoft Surface Hub oder Polycom Trio Konferenztelefone sowie Hoylu Boards, die als digitale Interpretation des White-Boards insbesondere für Huddle Spaces konzipiert sind.

Rückzugsbüros und Meetingräume
Rückzugsbüros und Meetingräume sind in die Büromodule integriert. (Bild: Harald Heckendorf, Matthias Leitzke, Hannes Bühring / VW AG)

„Sprechende“ Wände können sowohl für kreative Projekte als auch für die Kommunikation genutzt werden. Zonen für Steh-Besprechungen und Think Tanks – jeweils mit beschreibbaren Wänden – führen in neue Formen der Projekt- und Teamarbeit, an denen auch räumlich entfernte Teilnehmer per Skype (Voice) mitwirken können. Eine verstärkte Nutzung von mobilem Arbeiten kommt dem Wunsch der Mitarbeiter entgegen, Beruf und Privatleben Besser miteinander zu vereinen. Hierfür werden alle Schnittstellen in Echtzeit optimiert, um das Arbeiten im Homeoffice, auf dem Campus und an mobilen Einsatzorten zu verbessern. Insbesondere der Einsatz von Skype for Business (Voice) trägt stark zu einer solchen Flexibilisierung bei. Für die im Wechsel am Arbeitsplatz und im Homeoffice eingesetzte firmeneigene mobile IT-Hardware stehen auf dem Campus ausreichend Anschluss-Stationen und interne Netzwerke zur Verfügung. Die Übertragungen sind stets durch spezielle und aktuelle Verschlüsselungstechnik gesichert.


Standortvorteile auf der „grünen Wiese“

Neben den explodierenden Kosten in den Metropolen gibt es weitere Argumente für die Erschließung von Gewerbeflächen im ländlichen Raum: Einerseits können auch die Mitarbeiter hier noch finanzierbaren und vor allem dauerhaft bezahlbaren Wohnraum finden, der eine gute Anbindung gewährleistet. Andererseits spielt auch der klassische Schutz von Gebäuden und den darin befindlichen Mitarbeitern eine Rolle: Ein weiträumiger Objektschutz ist im ländlichen Raum einfacher und kostengünstiger umsetzbar als in der Enge von Metropolen. Vor allem ist eine eigenständige Versorgung mit Notstrom- Aggregaten innerhalb des Firmengeländes machbar.


Fazit

Der neue W&W-Campus bleibt bis 2023 ein großes Vorhaben für den agilen Mischkonzern und die Vorsorgespezialisten aus einer Bausparkasse und der Versicherung. Zum ersten Mal in der Geschichte der Unternehmensgruppe werden wortwörtlich alle Unternehmen unter einem Dach gebündelt. So führt der Campus als Gestaltung von Flächen zukunftssicher räumlich das zusammen, was zwei Jahrzehnte zuvor im Jahr 1999 mit der Fusion der Bausparkasse Wüstenrot mit dem Stammsitz in Ludwigsburg und dem traditionellen Versicherer Württembergische aus Stuttgart begonnen hat.

Dabei ermöglicht das Vorbild des klassischen Campus einer Universität hier spannende Lösungen für Bauprojekte und deren innere Neugestaltung. So entstehen neue Formen von Arbeitswelten als Ort der Begegnung digitaler Technik mit analoger Kreativität und flexibler Neugestaltung der Arbeitsprozesse.

„Sprechende“ Wände
„Sprechende“ Wände dienen der Kreativität im Team. (Bild: Harald Heckendorf, Matthias Leitzke, Hannes Bühring / VW AG)

 

Autor: Dietmar Braun

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