Kommunikationsraum

Dynamische Lichtinstallation im Deutschen Hutmuseum

Hutgeschichte mit Licht und Schatten: Im Dezember 2014 hat das Lindenberger Hutmuseum in der ehemaligen Hutfabrik Ottmar Reich eröffnet. Auf einer Ausstellungsfläche von 1.000 Quadratmetern wird das Handwerk der Hutmacher für die Besucher erlebbar gemacht. Ein Erlebnis, das in den vergangenen Jahren bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. 

Lindenberger Hutmuseum
Das Lindenberger Hutmuseum widmet sich der praktischen Kopfbedeckung und ihren modischen Veränderungen.

Für das inhaltliche Konzept und die Ausstellungsgestaltung der Dauerausstellung war das Atelier Brückner verantwortlich. Mit dem Design und der Planung des Ausstellungslichts wurde das bekannte Stuttgarter Lichtplanungsbüro LDE (Light Design Engineering) Belzner Holmes beauftragt. Die Umsetzung dieser Planung sowie die Inbetriebnahme der Grundbeleuchtung und des Ausstellungslichts oblag dem Team von ASC SÜD.

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Architektonischer Exkurs

Das Museum umfasst zwei Stockwerke innerhalb eines Industriebaus aus dem Jahr 1923, das von dem für seinen funktionalen Baustil bekannten Architekten Philipp Jakob Manz errichtet wurde. 1997 hat die Stadt das weitläufige Betriebsgelände der ehemaligen „Hutfabrik Ottmar Reich“ erworben, um das repräsentative Industriekulturdenkmal zu erhalten. Das Fabrikgebäude in dem sich heute das Hutmuseum befindet, gilt als ein wichtiger Zeitzeuge der industriellen Hutfabrikation Lindenbergs. Das markante viergeschossige Hauptgebäude mit Satteldach, Backsteinschornstein und Kesselhaus ist unter Wahrung der historischen Substanz von Jauss+Gaupp Architekten BDA zur Kulturfabrik mit Deutschem Hutmuseum umgebaut worden. Im Erdgeschoss befinden sich nun das Foyer und die Gastronomie im ehemaligen Kesselhaus der Hutfabrik. Ein Veranstaltungssaal bietet im Dachgeschoss Platz für 200 Gäste.

Atmosphärische Inszenierung & Lichtinstallation im Zusammenspiel

An diesem authentischen Ort ist nun die vermutlich bedeutendste Sammlung der Hutkultur zu sehen. In zwei Stockwerken werden auf rund 500 Quadratmetern die Ausstellungen zur Hutmode und -fertigung gezeigt, die jeweils durch eine zentrale Installation charakterisiert und von chronologisch arrangierten Einheiten, Mitmach- und Medienstationen umgeben sind. Die atmosphärische Inszenierung der Ausstellung und Exponate durch das Atelier Brückner sollte durch ein lebendiges und spannendes Ausstellungslicht akzentuiert werden. Ziel war es, einen integrativen Ansatz zur Bestandsarchitektur zu finden, um eine Brücke zwischen Architektur und Ausstellung zu schlagen. Dabei sollten das Licht und die Objekte jeweils im Vordergrund stehen, die technischen Mittel und Komponenten im Hintergrund, um sich weitgehend in die Architektur zu integrieren. Für die Sichtbarmachung der Ausstellungsobjekte war eine feine Montage und Justierung gefordert. Das Ausstellungslicht richtet die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die Objekte und bildet die Brücke zwischen der Ausstellungsarchitektur und dem einfühlsamen Umgang mit den Exponaten.

Lichtinstallation in der Ausstellung: Auf empfindliche Exponate angepasst

Die Ausstellungsräume wurden künstlich illuminiert, da das Tageslicht aufgrund der Lichtempfindlichkeit der textilen Hutobjekte weitgehend ausgeschlossen und gefiltert wurde. Alle Leuchten lassen sich dimmen und es wurde seitens der Lichtplaner viel Wert auf Lichtfarbkontraste von warmem bis kaltem Licht gelegt.

Exponate im Lindenberger Hutmuseum
Im Lindenberger Hutmuseum stehen die Exponate in fokussiertem Licht.

Für die Grundbeleuchtung („Putzlicht“) der Ausstellungsräume im Hutmuseum Lindenberg, hat ASC Süd neue Kabelkanäle gelegt und Leuchtstoffröhren in diesen und in schon vorhandenen Kabelkanälen befestigt. Die Deckenbeleuchtung ist „versteckt“ installiert, hier wurden diverse kleine, hochwertige, aus Edelstahl ausgeführte LED-Leuchten der Firma Eigenart in auf die Ausstellung abgestimmten Profilen gependelt. Diese beleuchten die Objekte und grafischen Oberflächen. Das integrierte Licht in den Vitrinen wurde mittels kaum sichtbarer Leuchtkörper in Kammschienen realisiert, um die Exponate fein dosiert herauszustellen.

Lichtinstallation und Projektionsfläche in einem

In der ersten Ausstellungsebene im 3. Obergeschoss „erzählen“ sechs Themeninseln die Stadt- und Hutgeschichte – vom Ursprung der Strohhutproduktion vor rund 300 Jahren über den Wandel der Heimarbeit zur industriellen Produktion und deren Blüte bis zum Status quo. Das Handwerk der Hutmacher wird im sogenannten „Fabrik-Kino“ veranschaulicht. Die Hutproduktion wird in einem installierten Fabrikationsregal erläutert: Der gläserne, begehbare Kubus verdeutlicht die technischen Fertigungsschritte der Hutfabrikation. Zur gleichmäßigen Ausleuchtung der Flächen im Fabrikationsregal wurden rahmenlose Lichtwände, sogenannte „Lightpanels frameless“ der Marke Designpanel verbaut.

Diese Wände sind aus speziell behandeltem Glas, dessen Transparenz sich von durchsichtig zu opak schalten lässt. Somit entsteht an den Innenseiten eine raumhohe Projektionsfläche, auf der die Entstehung eines Hutes filmisch vor Augen geführt wird. Die Beleuchtung interagiert in regelmäßigen zeitlichen Abläufen mit der filmischen Produktion: Wenn das Licht herunter gedimmt ist, steht der Film im Mittelpunkt. Ist die Projektionsfläche wieder durchsichtig, rücken die Exponate in das Blickfeld.

„Huttornado“ als dynamischer Mittelpunkt der Ausstellung

Die zweite Ausstellungsebene im 3. Obergeschoss spinnt diese Geschichte weiter. Ein „Huttornado“ greift aus dem Zentrum aus und dynamisiert den umgebenden Raum: Die imposante Kunstinstallation von Anja Luithle setzt herausragende Objekte des Museumsbestandes in Szene und nimmt den Besucher mit auf eine Reise in die Welt der Mode.

Realisiert ist der „Huttornado“ in Form von zahllosen, an gewundenen Metallstangen befestigten weißen Hüten, die durch den Raum in die Höhe zu wirbeln scheinen. Hier verstärkt kaltes und warmes Licht die Dynamik der Inszenierung. Für die Objektbeleuchtung des Huttornados kamen unter anderem Punto-Einbauleuchten von Eigenart zum Einsatz. Diese Power-LED-Miniaturstrahler sind relativ unauffällig, verfügen aber über eine hohe Leistungsstärke. Darüber hinaus wurden als Bodenleuchten Gallery CC Strahler an 3-Phasen-Stromschienen verwendet, die sich unter der Podest-Rotunde befinden.

"Huttornado" im Hutmuseum Lindenberg
Der mit Licht- und Schattenwechseln inszenierte Huttornado dynamisiert als Kunstwerk den Ausstellungsraum.

Umgebende, großformatige Fotografien reflektieren den modischen Aspekt und weisen auf zeitlich korrespondierende Themen hin, die auf den Rückseiten der Fotowände szenisch arrangiert sind. Die Leuchtkästen der Großgrafiken wurden mit starren LED-Profilstreifen von Richter Lighting Technologies ausgestattet. Sie sind mit warm- bzw. kaltweißen LEDs bestückt, so dass man die Farbtemperatur an das jeweilige Objekt anpassen kann. Hinzu kommen zahlreiche Tischvitrinen, die mit integrierten Hera-LED-Lichtkomponenten bestückt wurden.

Auszeichnungen für das Deutsche Hutmuseum

Rund sieben Monate nach seiner Eröffnung hat das Hutmuseum Lindenberg bereits den Bayerischen Museumspreis 2015 in der Kategorie der haupt- oder nebenamtlich-wissenschaftlich geleiteten Museen erhalten. Die Jury lobte vor allem, „dass es dem Hutmuseum gelingt, in den ehemaligen Produktionsräumen fast 300 Jahre Hutgeschichte im Allgäu (und darüber hinaus) fundiert, aber ebenso spannend, ästhetisch und auch spielerisch auf zwei Stockwerken zu vermitteln.“ Weitere Auszeichnungen und Nominierungen sind seither hinzugekommen: Dazu zählen der Micheletti Award 2016 (Nominierung), der Focus Open 2016 (Auszeichnung) sowie der German Design Award 2017 (Auszeichnung).

Daten und Fakten

Auftraggeber: Stadt Lindenberg im Allgäu

Architekten: Jauss+Gaupp Architekten BDA

Ausstellungskonzept, Szenografie: Atelier Brückner (Gesamtprojektleiter: Bernd Möller)

Design & Planung Ausstellungslicht: Lichtplanungsbüro LDE (Light Design Engineering) Belzner Holmes (Projektleitung: Stefanie Schuster und Paopanga van de Ven)

Installation,Inbetriebnahme Grundbeleuchtung und Ausstellungslicht: ASC Süd (Projektleiter: Roberto Sapino)

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