Wenn Medientechnik Geschichte wird Teil 5

Content muss „mitwachsen“

Beim Rundgang durch die Dauerausstellung im Haus der Geschichte Baden-Württemberg fällt auf, dass sich der Medieneinsatz durchaus auch nach der dargestellten Epoche richtet: Während die Medientechnik in den chronologischen Bereichen des 19. Jahrhunderts noch bewusst spärlich eingesetzt wird, fällt ihr mit der zunehmenden Modernität des 20. Jahrhunderts eine immer größere Rolle zu.

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Der Panoramafilm in der Baden-Württemberg Lounge verdeutlicht, dass auch Content nur noch eine begrenzte Halbwertzeit hat (Bild: Claudia Rothkamp)

Displays, Projektionen und Vertiefungsstationen sorgen dafür, dass die Besucher auf unterschiedlichen Ebenen interaktiv und multimedial in die Geschichte Baden-Württembergs eintauchen können. Dabei ist der Austausch der Hardware nicht notwendigerweise das dringlichste Problem von Oliver Fuchs: „Meist ist es nicht die Hardware, die kaputt geht, sondern oft sind es die Speicherkarten, die sich zuerst verabschieden. Wenn ich aber eine neue Speicherkarte in einem alten Gerät verwenden will, benötige ich die entsprechend kompatible Software, die aufgespielt werden muss. Und das kann bisweilen problematisch sein.“

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Auch der Content stellt an manchen Stellen eine Herausforderung dar. Das verdeutlicht vor allem die Panoramaprojektion in der Baden-Württemberg Lounge, die den Epilog der Dauerausstellung bildet. Sie besteht aus einer multimedialen Installation, bei der sechs Beamer Filmsequenzen in einem Winkel von 360 Grad auf nahe – zu transparente Gaze-Bahnen projizieren, die kreisförmig angeordnet sowie neben- und hintereinander geschichtet sind. Thema ist die Kultur Baden-Württembergs und es werden Meinungen über das Land von Künstlern und anderen Persönlichkeiten der Region präsentiert.

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Manche Bereiche sind stark von Medientechnik geprägt (Bild: Atelier Brückner)

„Damit die Filmschärfen genau auf die Gazen passen, wurden die hier gezeigten Filme beim Schnitt entsprechend der Position der Gazebahnen in Streifen zerlegt“, erklärt Bernd Möller. „Auf einer ebenen Projektionsfläche kann man sich dieses Filmmaterial also nicht ansehen.“ Die Rauminstallation wirkt heute nahezu künstlerisch oder poetisch unscharf. Denn obwohl sowohl der heute hier verwendete Full HD MPEG-Player als auch die Beamer eine deutlich höhere Bildqualität liefern könnten, geben die Filmaufnahmen, die mittlerweile 13 oder 14 Jahre alt sind, das nicht her.

Im Bereich der historischen Filmsequenzen fällt dies nicht weiter auf, in Sachen Panoramafilm jedoch schon, da man hier heutzutage extrem scharfe Bilder gewohnt ist. Allein mit aktueller Hardware lässt sich aber der historische Eindruck nicht zurücknehmen. Hier müsste der Content noch einmal komplett neu produziert werden, was allerdings einem immensen Kostenfaktor entsprechen würde. Daran zeigt sich: Der Content ist immer auch Ausdruck seiner Zeit und auch er verfügt heutzutage über eine kürzere Lebensdauer.

Technische Komponenten müssen immer Hand in Hand mit sinnvollen und zeitgemäßen Contents sowie kreativen und doch zeitlosen Ideen gehen, um eine möglichst lange Halbwertzeit zu erlangen.

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