Vorausschauende Nachwuchsförderung

Futureroom 2030 an der HAW Hamburg

Ein moderner, funktionaler Veranstaltungsraum und Networking-Forum für Firmen, Professionals, Forscher und Studierende aus dem Bereich der Medientechnik in einem: Dafür steht der „Futureroom 2030“ an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW). Ein Konzept mit Blick auf die Zukunft.

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(Bild: s: Paula Markert/HAW Hamburg, Marlene Scharf, macom GmbH)

Manchmal werden aus einer eher vertrackten Situation kreative und innovative Ideen geboren, die neue Möglichkeiten eröffnen. Ein gutes Beispiel dafür liefert nun die Fakultät Design, Medien und Information (DMI) der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), die im März 2015 den neuen Erweiterungsbau des Kunst- und Mediencampus in Hamburg Finkenau bezogen hat. Das von Gerber Architekten Hamburg geplante Gebäude beherbergt ein Bibliotheks- und Medienzentrum sowie Labore für Studierende des Departments Medientechnik und Design der HAW. Dazu zählen ein Ton-Studio, ein Licht-Labor, ein Video-Labor, ein Labor für zeitbezogene Medien sowie das Labor Interaction Design der Fakultät DMI ebenso wie die Fachbibliothek Design, Medien und Information (HIBS), die Mensa und ein Café des Studierendenwerks Hamburg.

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Ebenfalls im Neubau befindet sich der Veranstaltungssaal „Forum Finkenau“, der bei Einzug der Fakultät allerdings ein wesentliches Manko aufwies: Aus technischer Sicht war er quasi völlig nackt. „Die genehmigten Baugelder waren an anderen Stellen des Neubaus bereits ausgeschöpft worden, so dass wir keine finanziellen Mittel für die technische Ausstattung des Raums zur Verfügung hatten“, erklärt Prof. Dr. Roland Greule, Professor für Lichttechnik, Lichtdesign und Virtuelle Systeme im Department Medientechnik der DMI. „Gleichzeitig war aber die Notwendigkeit sehr groß, eine Möglichkeit zu schaffen, durch die wir unsere Studierenden mit aktueller Medientechnik in Berührung bringen und für diese begeistern können.“

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“Ein weiterer wichtiger Faktor ist ebenfalls, dass die Studierenden auf diese Weise schon frühzeitig in Kontakt mit den Herstellern und Medientechnikunternehmen kommen können, um hier für die Zukunft oder für Praktika ein Netzwerk aufzubauen.” (Prof. Dr. Roland Greule, HAW) (Bild: s: Paula Markert/HAW Hamburg, Marlene Scharf, macom GmbH)

Vom „Forum Finkenau“ zum „Futureroom“

Entsprechend gab es für die zeitgemäße und zukunftsfähige Ausstattung des „Forum Finkenau“ auch ein Konzept der Stuttgarter AV-Consulting- und Ingenieurgesellschaft macom, das nach Aussage von Mario Margonari, Projektmanager Engineering bei macom, so hochwertig war, dass es nicht finanziert werden konnte. „Aus dieser Grundsituation ist die Idee entstanden, die erforderlichen Technikkomponenten sozusagen als Dauerleihgaben durch Sponsoring der Hersteller zu organisieren. Hierfür haben sowohl macom als auch das Systemhaus Amptown, die beide von Anfang an in den Planungsprozess eingebunden waren, ihre jeweiligen Kontaktnetzwerke bemüht, um Hersteller für das Projekt zu gewinnen.“ Dass die Sponsoren im Gegenzug ebenfalls von der Zusammenarbeit profitieren können, wird durch weitere Bausteine des Konzepts „Futureroom 2030“ gewährleistet.

„Zum einen war es natürlich unser Ziel, den Raum mit moderner Medientechnik zu bestücken, damit wir den Studierenden auch etwas zeigen können“, erläutert Prof. Dr. Roland Greule. „Zum anderen möchten wir den Sponsoren aber auch die Möglichkeit bieten, hier vor Ort Workshops für den Nachwuchs abzuhalten oder Produkte zu präsentieren. Ein weiterer wichtiger Faktor ist ebenfalls, dass die Studierenden auf diese Weise schon frühzeitig in Kontakt mit den Herstellern und Medientechnikunternehmen kommen können, um hier für die Zukunft oder für Praktika ein Netzwerk aufzubauen. Gleichzeitig ist es für die Firmen eine gute Möglichkeit, um die Studierenden kennenzulernen und so auch potenziell zukünftige Mitarbeiter zu fördern oder Themen für die Bachelorarbeit zu generieren.“ Geplant ist außerdem, mindestens einmal im Jahr eine Art Kongress zu veranstalten, wo neue Entwicklungen und Projekte aus der Branche präsentiert werden können.

Prof. Dr. Roland Greule schwebt dabei eine Art Veranstaltung für die Medientechnik vor, wie es sie beispielsweise für den Lichtbereich mit „Lux Junior“ an der TU Illmenau gibt. „Dort werden vor Studierenden aus ganz Deutschland und teilweise aus dem Ausland zwei Tage lang Vorträge gehalten, Absolventen zeigen ihre neuesten Projekte und auch die Profis haben Gelegenheit, sich hier zu präsentieren. Das wird bei relativ geringen Kosten realisiert und ist für die Besucher eine tolle Plattform für den Dialog. Für die Medientechnik gibt es eine solche Veranstaltung bislang noch nicht und wir hoffen, diese Lücke mit dem Futureroom ein wenig füllen zu können – sozusagen als Ort der Begegnung und Networking-Forum.“

Grundlegende Technik als Basis

Damit all diese Ideen ab 2016 nach und nach umgesetzt werden können, wurde das „Forum Finkenau“ alias „Futureroom 2030“ im Lauf des zweiten Halbjahrs 2015 bis zu seiner offiziellen Einweihung im Dezember 2015 zunächst mit aktueller Medientechnik zum funktionalen Veranstaltungsraum aufgerüstet. Zu den Komponenten zählen derzeit u. a. eine Televic-Diskussionsanlage mit drahtloser und am Rednerpult drahtgebundener Mikrofonie von AKG, elektronisch steuerbare Linienstrahler sowie der Aktiv-Subwoofer XS-30 von Fohhn, ein Tesira Audio-Netzwerkserver von Biamp, der Full HD Projektor DZ21 mit 20.000 ANSI-Lumen von Panasonic, eine AMX-Controllereinheit für die Signaldistribution und eine ETC-Lichtinstallation mit Lichtstellpult und Scheinwerfern. Installiert und verkabelt wurde das Ganze von Amptown.

„Von der Komplexität der Anlage her gesehen entspricht die medientechnische Ausstattung zurzeit der eines hochwertigen Konferenzraums“, meint Mario Margonari. „Aus rein technischer Sicht kann man derzeit also noch nicht von einem Zukunftsraum reden, aber es ist eine hervorragende Basis, um nach und nach weitere Technikkomponenten zu integrieren. Denn der Raum wurde außerdem sehr funktional konfiguriert: Die Bodenflächen des doppelten Bodens sind leicht zu öffnen und die Trassierung lässt sich sehr einfach in die Regie führen, so dass man hier eine sehr hohe Flexibilität hat. Auch die Decke ist sozusagen offen, so dass man auf einfachste Art und Weise neue Technik integrieren und implementieren kann.“

An diese Basis wollen alle Beteiligten laut Mario Magonari möglichst bald anknüpfen. „Der erste Schritt war sozusagen, die Funktion des Raumes herzustellen – das ist der heutige Stand. Der zweite Schritt wird sein, die Qualität so anzuheben, dass man auch aus technischer Sicht wirklich von einem Futureroom sprechen kann.“ Schließlich ist es das Ziel der Hochschule, mit dem Futureroom eine neutrale Plattform zu gestalten, über die es möglich ist zu zeigen, wohin die Entwicklung der Medientechnik in den nächsten Jahren bis 2030 geht – oder gehen könnte. Inwieweit das auch zukünftig alles über Sponsoring erfolgen kann, wird sich zeigen. Doch die Vorzeichen stehen nicht schlecht.

Gaming und Film sind starke Konkurrenz

Denn das Konzept des Futurerooms kommt letzten Endes der Branche zugute. Auf den ersten Blick sieht die Anzahl der Studierenden im Bereich der Medientechnik zwar durchaus positiv aus, bei näherem Hinsehen ergibt sich laut Prof. Dr. Roland Greule jedoch ein anderes Bild: „Je Semester nimmt die Fakultät DMI rund 100 Studierende auf, wobei sich dabei etwa die Hälfte auf Medientechnik, also eher den Event und AV-Bereich, und die andere auf Mediasystem aufteilt, was eher dem Informatikbereich entspricht. Naturgemäß verlieren wir in diesem doch sehr techniklastigen Studiengang im Lauf des Semesters wieder einige Studenten, die sich etwas anderes vorgestellt hatten, so dass man letztlich von rund 80 Studierenden je Semester sprechen kann.“

Das heißt aber noch lange nicht, dass dies auch der Absolventen im Bereich der Medientechnik entsprechen würde. Denn im Lauf des Studiums entscheidet sich ein Großteil der Studierenden für die Schwerpunkte Gaming, Video oder Sound, da diese als spannender und interessanter aufgefasst werden und auch klarere Berufsbilder vermitteln. „Der ganze AV-Bereich ist insofern ein wenig problematisch, weil er nach außen hin erklärungsbedürftig ist“, berichtet Prof. Dr. Roland Greule aus Erfahrung.

„Wie soll ein junger Mensch seinen Freunden oder Eltern erklären, was ein Medientechniker macht, wenn er selbst kein klares Bild davon hat? Das ist bei Film oder Sound natürlich anders, weil man das kennt.“ Das grundlegende Problem dabei: Die Studierenden kommen in der Praxis viel zu selten und viel zu spät mit aktueller Medientechnik in Berührung. Viele von ihnen kennen laut Prof. Dr. Roland Greule oft noch nicht einmal die größten und wichtigsten Player und Produkte am Markt.

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Mario Margonari, Projektmanager Engineering bei der macom GmbH, die den Futureroom 2030 planerisch unterstützt. (Bild: s: Paula Markert/HAW Hamburg, Marlene Scharf, macom GmbH)

Qualifizierter Nachwuchs wird dringend gebraucht

Dass dies später im Berufsleben ein großes Problem darstellen kann, bestätigt auch Mario Magonari: „Wenn wir bei macom Studenten im Praktikum oder Absolventen als Berufsanfänger aufnehmen, ist oft zu merken, dass wir sie wirklich von den Anfängen her aufbauen müssen, damit sie überhaupt wissen, um was es in der Branche geht. Das ist ein längerer Prozess, der nicht nur ein paar Monate dauert, sondern teilweise sogar Jahre. Da spielt natürlich auch hinein, dass wir in einer sehr umfang – reichen und vor allem schnelllebigen Branche arbeiten. Umso wichtiger ist es eben, die Studierenden möglichst früh sowohl mit Standardprodukten als auch mit neuen Entwicklungen und Innovationen in Berührung zu bringen.

Es ist sozusagen ein Eigeninteresse von Unternehmen und Herstellern, die mittel- und langfristig an gut qualifiziertem Nachwuchs interessiert sind. Und der wird in der Branche hände – ringend gesucht. Das hat man auch an diesem Projekt gemerkt, denn es ist durchaus nicht üblich, dass man ein Vorhaben dieser Größenordnung innerhalb weniger Monate komplett auf die Beine gestellt bekommt. Ich für meinen Teil kenne nichts Vergleichbares in Sachen Sponsoring.“

Auch Prof. Dr. Roland Greule ist überzeugt, dass man mit dem Futureroom einen wichtigen gemeinsamen Schritt in Richtung Zukunft getan hat: „Die technischen Grundlagen und Kenntnisse werden von uns Lehrenden an der Hochschule vermittelt. Wenn es aber darum geht, die Studierenden für eine berufliche Zukunft im Bereich der Medientechnik zu begeistern, ist ein gemeinsames Engagement von Industrie und Hochschule erforderlich.“

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Die Einweihung des Futurerooms war der Startschuss für die zukunftsgerichtete Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschule Quelle: Marlene Scharf (Bild: s: Paula Markert/HAW Hamburg, Marlene Scharf, macom GmbH)

 

SPONSOREN IM ÜBERBLICK

Amptown System Company GmbH
AMX by Harman
Audio Pro Heilbronn Elektroakustik GmbH
Biamp Systems
ETC GmbH
Fohhn Audio AG
Panasonic System Communications Company Europe
macom GmbH
Sommer Cable GmbH
Televic Conference NV

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