Kommunikationsraum

Maßgeschneidert konfiguriert: Konferenztechnik in der Europäischen Patentorganisation

Urheberrechtlicher Schutz von Gebäuden und deren Einrichtung erfordern auch bei der Integration von AV-Technik Fingerspitzengefühl und Flexibilität. Dies war bei der Erneuerung der Konferenztechnik im Headquarter der Europäischen Patentorganisation unter Beweis zu stellen.

Fahnen im EPO-Saal
An insgesamt 180 Plätzen wurde die vorhandene Konferenz-, Abstimmungs- und Dolmetschertechnik erneuert.

Die Europäische Patentorganisation (EPO) ist eine zwischenstaatliche Organisation mit aktuell 38 europäischen Mitgliedstaaten. Ihr Headquarter steht in München am Bob-van-Benthem-Platz. Der in den Jahren 1975 bis 1979 errichtete zweiflügelige Bau gegenüber dem Deutschen Museum ist auch der Sitz des Europäischen Patentamts, das über die Erteilung von Patenten europaweit entscheidet.

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EPO-Hauptgebäude
Das Hauptgebäude der Europäischen Patentorganisation.

Im Zuge umfangreicher Sanierungsmaßnahmen wurde von September bis November 2014 die vorhandene Konferenz-, Abstimmungs- und Dolmetschertechnik an insgesamt 180 Plätzen im großen Sitzungssaal erneuert. Die mittlerweile in die Jahre gekommene Anlage in Analogtechnik verursachte immer öfter Störungen; Reparatur und Ersatzteilbeschaffung gestalteten sich zunehmend schwieriger und aufwändiger, da die Anlage individuell auf die Inneneinrichtung angepasst war und Sonderlösungen enthielt.

Urheberrechtlich geschützt
Wie das gesamte Gebäude sind auch der Sitzungssaal und seine Inneneinrichtung als „Werk der Baukunst“ über das Urheberrechtsgesetz geschützt. Dieser Schutz bestimmte maßgeblich die Gestaltung und Technik Projekts und war eine besondere Herausforderung für dessen Umsetzung: So durften die Aussparungen in den Konferenztischen, die nach dem Ausbau der bisherigen Konferenztechnik zurückblieben, nicht verändert oder erweitert werden. Die neue Technik musste also exakt in die vorhandenen Ausschnitte eingebaut werden – neue Eingriffe in das Mobiliar durften nicht vorgenommen werden.

Tischanlage im EPO-Saal
Die Tischanlage wurde exakt in die vorhandenen Ausschnitte eingepasst.

Zudem wünschten sich die Verantwortliche des Patentamtes eine kontaktlose Abstimmungsanlage an allen Plätzen: Die personalisierte Authentifizierung am Platz sollte nicht durch Einstecken einer Chipkarte, sondern berührungslos per Funk erfolgen. Die bisherige Anlage arbeitete ebenfalls berührungslos und diese vertraute Handhabung wollte man in der neuen Anlage übernehmen. Auch aus bautechnischen Gründen war eine kontaktlose Abstimmungstechnik erwünscht.

Maßgeschneiderte Lösung
Nun nutzen die Sitzungsteilnehmer RFID-Chips um sich am Platz zu registrieren und können sich zu den jeweiligen Abstimmungen authentifizieren, sofern der Sitzungsleiter dies fordert. Als Lösung wurde eine maßgeschneiderte Anlage mit Komponenten von Bosch eingesetzt. Die Installation übernahm digitech, ein Systemhaus für die Integration von audiovisuellen Kommunikationssystemen. Die Projektverantwortlichen der EPO entschieden u. a. für die Bosch-Lösung, da es dank der konsequent modularen Bauweise vergleichsweise einfach war, die erforderliche Technik in den vorgegebenen Ausschnitte unterzubringen. Ein weiteres Argument für den Einsatz der Bosch-Konferenztechnik war die flexible Bereitstellung von Sonderlösungen wie im Fall der Abstimmungseinheiten: Eingesetzt wurden hier Einbauabstimmfelder vom Typ Bosch DCN-FV gewählt, deren ansprechendes Design bereits mit einem IF Award ausgezeichnet wurde. Sie wurden für den Betrieb mit RFID-Chips modifiziert.

Abstimmanlage
Die Abstimmanlage wird bereits an 38 Plätzen aktiv genutzt.

Die Antennen zum Empfang der Authentifizierungsdaten auf den RFID-Chips wurden unsichtbar in die einzelnen Mikrofonsprechstellen integriert. Diese abgesetzte Antenne ist über ein abgeschirmtes Kabel mit einem Modul verbunden, dessen Komponenten in einem Spezialgehäuse unter den Tischen montiert sind.

Dolmetschen, Diskutieren, Abstimmen
Die Konferenzanlage bietet aber nicht nur komfortable Funktionen zur Abstimmung, sondern hält auch Möglichkeiten für Diskussionen und Dolmetschen bereit. Für die Übersetzung der Redebeiträge in die jeweilige Landessprache der Sitzungsteilnehmer stehen 15 Dolmetscherpulte bereit, die auf fünf Dolmetscherkabinen mit je drei Plätzen verteilt sind. Eingesetzt werden hier Dolmetscherpulte vom Typ Bosch DCN-IDESK – es stehen 31 Dolmetscherkanäle plus Saalsprache mit einer Audiobandbreite von 20 kHz zur Verfügung. Die klare Anordnung der Pultbedienelemente nach Funktionsbereichen erleichtert die fehlerfreie Bedienung der Technik. Das hintergrundbeleuchtete LCD-Grafikdisplay der Pulte sorgt für eine gut erkennbare Anzeige für die erforderlichen Informationen.

Dolmetscherkabine im EPO-Saal
Fünf Dolmetscherkabinen mit je drei Sitzplätzen stehen im Saal der Europäischen Patentorganisation bereit.

Auf für Diskussionen muss die Technik flexibel sein: Je nachdem, welches Gremium tagt, wird die Möblierung des Raumes nämlich immer wieder verändert. Bei jeder Variante ist eine voll funktionsfähige Technik verfügbar. Dafür sorgen u. a. eine Übertragung der Audio- und Videosignale via Crestron DigitalMedia und die geeigneten Anschlüsse in Bodentanks, in denen die Signale zu Ein- oder Ausspielpunkten geroutet werden können.

Die Abstimmungsergebnisse – grafisch aufbereitet durch eine Software – können auf zwei Leinwänden an gegenüberliegenden Wandflächen im Raum projiziert werden.

Die Steuerung des Gongs, unterschiedlicher Lichtszenarien oder die Darstellung der Wahlergebnisse wurden nachträglich in der vorhandenen Mediensteuerung von Crestron programmiert. Diese lassen sich zusammen mit anderen Raum- und Medienfunktionen über Touchpanels im Regieraum und am Platz des Sitzungsleiters, aber auch mobil über eine App auf IPad bedienen.

Für die Zukunft geplant
Trotz des äußerst straffen Terminplans – die Installation begann zeitgleich mit der Beauftragung – konnten alle erforderlichen Komponenten innerhalb der geplanten Zeit geliefert und installiert werden.

Derzeit wird die neue Anlage entsprechend der Zahl der Staaten an nur 38 Plätzen im inneren Kreis genutzt. Sie ist aber bereits auch an den übrigen Plätzen installiert. Damit kann die Technik flexibel auf das zukünftige Wachstum der Organisation reagieren.

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