Crestron Mercury im Test: All-in-One Collaboration

Ob Konferieren, Kollaborieren oder beides zusammen: Das Standalone-Gerät Mercury ist für digitales Zusammenarbeiten und Präsentieren ausgelegt – inklusive BYOD. Kombiniert man Mercury mit anderen Crestron-Systemen, kann man Mercurys Funktionalitäten deutlich erweitern.

(Bild: Dieter Stork)

Mercury bedeutet Quecksilber, ein silbriges Schwermetall, das sich unter anderem durch hohe Beweglichkeit bei Raumtemperaturen auszeichnet. Zum anderen erinnert der Name „Mercury“ an das erste bemannte Raumfahrtprogramm der USA. Was immer Crestron dazu bewogen hat, sein neues Collaboration Tool „Mercury“ zu nennen – Beweglichkeit, sprich Flexibilität, aber auch Pioniergeist passen durchaus: Das in Deutschland designte Mercury wurde auf der ISE 2017 als All-in-One Konferenz- und Collaboration-Lösung vorgestellt, welche die Teilnehmer einer Besprechung auf einfache Weise mit jeder Art von Telekommunikationssystem verbinden und so entfernte Teilnehmer mit einbinden soll.

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Konzipiert wurde das Gerät für alle Meeting- Anwendungen, die schnell und unkompliziert stattfinden sollen – ad hoc und mit entfernten oder mobilen Teilnehmern, die sich per Smartphone oder Tablet zuschalten. So können zum Beispiel auch Entwickler oder Service techniker von anderen Orten der Welt an einer Besprechung teilnehmen. Einsatzorte sind vor allem kleine Meetingräume und sogenannte „Huddle Spaces“, also Besprechungsecken in Foyers oder Ähnlichem. Man kann Mercury jedoch bei Bedarf auch erweitern und in größeren Konferenzräumen einsetzen oder über ein Digital Media System mit größeren Konferenzräumen verbinden bzw. mehrere, mit Mercury ausgestattete Meetingräume verbinden. Wie das bei Mercury funktioniert und was das Gerät darüber hinaus noch alles kann, soll hier im Folgenden erörtert werden.

Schlaue Freisprecheinrichtung

Das neue Crestron-Tool mit der offiziellen Typenbezeichnung CCS-UC-1 kommt in einer auffallenden Form daher. Das dreieckige Gehäuse mit weich gerundeten Spitzen erinnert nicht von ungefähr an die Sprechstelle eines modernen Konferenzsystems – es ist auch eine. Allerdings eine höchst eigenständige, die keine Zentrale benötigt. Im Gehäuse verborgen steckt ein 360°-Array aus vier Kardioid-Elektretmikrofonen, welche die Sprache über integrierte Fullrange-Lautsprecher an die Teilnehmer vor Ort ausgeben. Entfernte Teilnehmer sind per SIP (VoIP) angebunden. Und zwar ohne Echo, denn Mercury verfügt über akustische Echo-Cancellation (AEC). Die Kapazität der Mikrofone reicht für ein Meeting mit etwa vier bis sechs Personen aus – bei größeren Meetings ist es ratsam, die eigens für Mercury entwickelten flachen Tischmikrofone (CCSUCA- MIC) anzuschließen. Bis zu zwei Mikrofone lassen sich über die mitgelieferten Kabel (3,7 m Länge) an die vorgesehenen „Mic Pod“- Eingänge des CCS-UC-1 anschließen.

Mercury’s dreieckiges Design (Bild: Crestron)

Smart-Devices können über Bluetooth angekoppelt werden. Logischerweise muss dazu am Smartphone die Bluetooth-Funkverbindung aktiviert sein. Mehr ist nicht erforderlich – Mercury übernimmt sofort die Steuerung und wird zur Freisprecheinrichtung für das Smartphone. Das Wählen, Anrufen und Be – enden des Gesprächs erfolgt über Mercury. Und zur Sicherheit kappt das Gerät die Bluetooth- Verbindung automatisch, sobald das Gespräch beendet ist. Damit sind alle Teilnehmer vor versehentlichem Mithören bzw. Abhören geschützt.

Die Anschlüsse befinden sich auf der Geräte-Unterseite. (Bild: Crestron)

Aber nicht nur Smart-Devices können via Bluetooth-Audio angekoppelt werden, sondern auch VoIP-Telefonie mit SIP-Funktionalität. Mercury lässt sich mit beliebigen Webclients, Webkonferenz- oder UC-Anwendungen wie Skype for Business, Cisco WebEx, Goto- Meeting oder Slack verbinden. Damit der entfernte Teilnehmer bei Videotelefonie via Skype for Business o. Ä. auch die Teilnehmer des Meetings gut sehen kann, lässt sich am CCSUC- 1 eine HD-fähige Raumkamera mit Weitwinkel- Optik über USB anschließen, die samt Verbindungskabel im Lieferumfang enthalten ist. Die Teilnehmer können Inhalte aus beliebigen „mitgebrachten“ Quellen (BYOD) kabellos auf dem Display im Raum präsentieren, da Mercury ein Crestron Airmedia-Gateway enthält.

Bei größeren Meetings können die eigens für Mercury entwickelten flachen Tischmikrofone (CCS-UCAMIC) angeschlossen werden. (Bild: Crestron)

Anschluss und Bedienung

Beim Auspacken des CCS-UC-1 findet man neben der bereits erwähnten HD-Raumkamera zunächst ein 100 bis 240 Volt AC ausgelegtes Netzgerät 50/60 Hz mit Anschluss. Wahlweise kann man CCS-UC-1 aber auch via Power over Ethernet anbinden, die Stromversorgung muss hier allerdings für PoE+ ausgelegt sein. Zum Anschluss an das Netzwerk und für diverse Geräte bietet Mercury ein Anschlussfeld auf der Unterseite: Dort finden sich zum Beispiel zwei Ethernet-Anschlüsse für LAN und zum Anschluss an ein separates Netzwerk für digitale AV-Komponenten auch HDMI-Ports.

Neben den bereits erwähnten Mikrofonanschlüssen und diversen USB-Ports, z. B. für die Raumkamera, gibt es noch eine „Com“-Anschluss RS232-Steuerung und einen Anschluss für Infrarot-Bediengeräte. Der passende IR-Emitter findet sich im Lieferumfang des CCS-UC-1. Bedienung und Anwahl erfolgen über ein recht großzügig ausgelegtes TFT-Farbdisplay mit 178 mm Diagonale und einer Auflösung von 1.280 × 720 Pixeln. Bedient wird natürlich per Touch (kapazitive Technik, multitouchfähig). Einzige Ausnahme bildet ein mit intuitiver Symbolik gekennzeichneter Button über dem Display, mit der entfernte Teilnehmer stummgeschaltet (mute) oder wieder hinzugeschaltet werden können. Im „Mute“- Zustand leuchten alle LEDs rot auf, ansonsten grün.

Raumbuchung, Monitoring & mehr

Kombiniert man Mercury mit anderen Crestron-Systemen, zeigt sich sein Allround-Talent: Das Gerät lässt sich zum Beispiel an den Microsoft Exchange Server oder Crestron Fusion anbinden. So lassen sich via Fusion alle ebenfalls mit Mercury ausgestatteten Räume in einem Gebäude buchen, überwachen und steuern. Dadurch kann man zum Beispiel per Touchscreen-Kalender Räume buchen oder ein bereits gebuchtes Meeting auf einen anderen Termin legen.

Räume mit Mercury-Ausstattung orten und reservieren funktioniert außerdem mit der PinPoint-App von Crestron: Das im CCS-UC-1 eingebaute PinPoint-Beacon erkennt die App auf dem betreffenden Mobilgerät. Zudem ermöglicht ein integrierter Präsenzsensor, eine Kombination aus Passiv-Infrarot-Sensor und Stimmerkennung, das Auswerten von Raumnutzungsdaten zwecks energieeffizienter Raumautomation. Dabei erfasst der Präsenzmelder nicht nur die Anwesenheit einer Person vor dem Touchscreen, sondern erkennt auch anhand der Stimme, dass der Raum genutzt wird. Alle erforderlichen Daten für Mercury werden über eine Cloud bereitgestellt, um z. B. ein AV-Netzwerk bereits im Voraus zu konfigurieren.

Datensicherheit

Vor allem, wenn man Mercury zur Raumüberwachung und Raumsteuerung in Verbindung mit Fusion nutzt, ist die Netzwerksicherheit essenziell. Daher ist Mercury kompatibel zu wichtigen Standards für die Daten- und Netzwerksicherheit. Dazu zählen zum Beispiel der IEEE-Standard IEEE 802.1X zur Authentifizierung in Rechnernetzen, das Lightweight Directory Access Protocol (LDAP) oder das Secure Real-Time Transport Protocol (SRTP), eine verschlüsselte Variante des Real-Time Transport Protocol (RTP). Die „Dual LAN“-Anschlüsse des CCS-UC-1 erlauben es zudem, den VoIP- oder AirMedia-Datenaustausch auf einem vom Hausnetzwerk getrennten eigenen Netzwerk zu betreiben. Der bei PoE+ zur Stromversorgung verwendete IEEE-Standard 802.3af bietet außerdem Schutz für nicht PoE-fähige Endgeräte.

Fazit

Als Standalone-Gerät ist Mercury CCS-UC-1 ein flexibles Konferenzsystem mit Collaboration- und BYOD-Funktionen, das seine Stärke vor allem in kleinen Meetingräumen und Huddle Spaces mit wenigen Teilnehmern ausspielt. Sind Raum oder Teilnehmerrunde größer, sollte zusätzlich ein Set mit zwei separaten CCS-UCA-MIC Tischmikrofonen eingesetzt werden. Die Kosten liegen laut Hersteller bei ca. 3.400 Euro für das CCS-UC-1 und bei ca. 600 Euro für ein Set von zwei Mikrofonen vom Typ CCSUCA- MIC.

Interessant ist zum einen die Kaskadierbarkeit des CCS-UC- 1 und damit die Erweiterbarkeit des Systems auf mehrere Räume. Zum anderen lässt sich der Funktionsumfang in Kombination mit Crestron Fusion als Raumbuchungs- und Raumüberwachungssystem ausbauen. Man kann gespannt sein, welche Funktionalitäten Mercury in Zukunft noch zu bieten hat.

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Das Gerät scheint eine echte Lücke zu schließen. In hektischen Geschäftsalltag sind schnelle Absprachen und reibungslose Kommunikation immer wichtiger. Einige Themen und Punkte sind doch per Telefon schneller geklärt, als per Mail, vor allem dann wenn mehrere Parteien bzw. Dienstleister involviert sind. Die Erweiterbarkeit des Geräts klingt sehr gut. Ich sehe darin eine echte Alternative zu Cloud Lösungen wie z.B diese https://www.pascom.net/de/cloud-telefonie/ . Diese funktioneren ebenfalls über das Smartphone und per App. Das ist leider nicht für kurzfristige Konferenzen in Huddle Spaces weniger geeignet. Eventuell gibt es aber auch Kombinationsmöglichkeiten verschiedener System. Diesbezüglich werde ich belesen, da es für meine eigene Arbeit von Vorteil sein kann.

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