Serie: LED-Wand-Anbieter

LED-Anbieter: Leyard Optoelectronic

Leyard Optoelectronic, einer der größten LED-Display-Hersteller weltweit, zählte laut Forbes Wirtschaftsmagazin 2013 zu den „100 börsennotierten Unternehmen Chinas mit dem größten Potenzial“. In den folgenden Jahren unterstrich Leyard diese Prognose und akquirierte viele Unternehmen in China, Übersee und Europa. Mittlerweile hat sich die Leyard-Group zu einem multinationalen Konzern entwickelt.

Leyard Europa in Reutlingen (Bild: Leyard)

Übersicht:

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Aus europäischer Sicht waren die Übernahmen von Planar (2015), eyevis und Teracue (2018) zu beachten. Damit erweiterte Leyard nicht nur sein Produktportfolio, sondern dehnte die geografische Expansion aus und verschaffte sich Zugang zu neuen Kundengruppen. Zusätzlich verstärkte Leyard 2017 die Präsenz in Europa mit einem eigenen 3.000 m² großen Werk mit anliegendem Showroom in der Slowakei. Aktuell wird dort auch die Produktion mit neuen SMD-Bestückungsmaschinen erweitert.

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Marken schaffen statt OEM-Produkte fertigen

Gegründet wurde Leyard Co. Ltd. 1995 von Dr. Jun (Victor) Li, ehemals Dozent der Wirtschaftswissenschaften, der 1988 in die Wirtschaft wechselte und Erfahrung als Präsident bei einigen Firmen sammelte. „Zu dieser Zeit war die LED-Industrie auf dem chinesischen Festland nicht nur rückständig, sie existierte nicht“, erinnert er sich. Jun Li investierte als einer der ersten in die aufkommende Industrie und ist heute noch der Chef und Anteilseigner der Leyard Group. Zunächst stellte das Unternehmen Bildschirme für Wertpapierhandelshallen her, und bereits 1998 war Leyard der größte LED-Hersteller in China.

Wichtigen Einfluss hatte 2003 die Gründung des Tochterunternehmens Beijing Barco Leyard Electronic Technology, ein 20/80-Joint-Venture zwischen Leyard electronic und Barco – Letztere gründeten später eine eigenständige Niederlassung. „Während der dreijährigen Zusammenarbeit mit Barco war ich Präsident und habe viel über Unternehmensführung, kommerziellen Vertrieb und Qualitätskontrolle gelernt …“ erzählte Jun im Jahr 2008 dem China Today-Journal.

Produktion auch in Europa: 2017 errichtete Leyard ein 3.000 m2 großes Werk mit anliegendem Showroom in der Slowakei. (Bild: Leyard)

Ziel von Leyard war es von Anfang an, nicht über den Preis die Produkte zu verkaufen oder OEM-Fertiger zu sein. Man wollte sich hingegen durch eigene Entwicklungen sowie Schaffung einer Marke von andere LED-Fabriken abheben. So erreichte die neu aufgestellte Leyard Optoelectronic Co., Ltd internationale Aufmerksamkeit mit der Entwicklung und Fertigung von fünf riesigen olympischen Ringen mit LED-Illumination für die Eröffnungszeremonie der Sommerspiele 2008 in China sowie anderen Großprojekten. Zudem bot Jun Forschern Aktienrechte und Aktienoptionen des Unternehmens an, um junge talentierte Mitarbeiter in das Unternehmen zu ziehen und zu binden. Jährlich investiert Leyard 7% des Umsatzes in Forschung und besitzt so mittlerweile 300 Patente.

Seit 2012 ist Leyard Optoelectronic an der Börse in Shenzhen gelistet.

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Firmenbeteiligungen

Mit strategischen Firmenbeteiligungen verschaffte man sich schnell Zugang zu ausländischen Märkten oder weiteren Produktionsstätten. 2015 und 2016 ging man auf große Einkaufstour. So übernimmt Leyard den US-Displayhersteller Planar, der auch eine Fertigung in Frankreich besitzt, die LED-Hersteller Guangzhou Leafun Culture Science and Technology und Glux Visual Effect Tech sowie im Jahr darauf den chinesischen LED-Hersteller Linso. Li Jun bewies unternehmerisches Geschick mit der Beteiligung an Mic electronics, dem größten indischen LED-Hersteller: Als kurz danach bekannt wurde, dass Mic das Eisenbahnnetz Indiens mit circa 90.000 Informationsdisplays an 2.000 Stationen ausstatten soll, stieg der Aktienkurs sprunghaft um 20%.

Es folgten mehrere Tochtergesellschaften und weitere Beteiligungen oder Übernahmen an Unternehmen aus Asien, Indien, USA, Brasilien und Europa.

Interessant hierbei ist, dass viele Unternehmen nicht direkt in der LED-Branche tätig sind, sondern aus anderen unterschiedlichen Bereichen kommen, etwa aus der Gebäudetechnik, Beleuchtungstechnik, Optoelektronik, Informationstechnologie, Software- und Chip- Entwicklung, künstlicher Intelligenz, Medizintechnik sowie Consumer Elektronik. So entwickelte sich die Leyard Group zu einem internationalen, technisch breit gefächerten Multi-Konzern mit der Möglichkeit, Synergien zu nutzen. Nach stetig jährlichem Umsatz-Wachstum im zweistelligen Bereich erreichte das Unternehmen 2019 eine neue Höchstmarke mit 1,2 Milliarden Euro Umsatz und zählt heute zu dem weltweit größten LED-Display-Herstellern.

Das Headquarter befindet sich in Peking am Kumming Lake; die Produktionsstätten sind in Shenzhen (10.000 m²), Peking und Hongkong sowie in Portland (Oregon/USA), Curitiba (Brasilien) und im slowakischen Prešov angesiedelt. Service-Stützpunkte sind mittlerweile über den ganzen Globus verteilt vorhanden.

Die Leyard-Fertigungsstätten besitzen nationale und internationale Zertifikate wie ISO 9001:2000, ISO 4001:2004. UL, CE, FCC, ETL, GOST, CCC, UL, GS, CUL, RoHS, EMV und TÜV. Seit 2012 schon arbeitet Leyard mit dem TÜV Rheinland zwecks Zertifizierung der LED-Produkte zusammen. Mittlerweile hat Leyard 5.000 Angestellte, wobei 700 im Ausland tätig sind.

In der LED-Display-Sparte konzentriert sich die Leyard Group auf Mini- und Micro-LED-Lösungen für unterschiedlichste Zielmärkte, u. a. Control Room, Corporate, Digital Signage, Government, Higher Education, Rental and Staging, Retail oder Sports and Entertainment – für Letztere schloss man 2018 eine Partnerschaft mit dem ehemaligen Mitbewerber Lighthouse Technologies.

Auch im TV-Markt engagiert man sich bereits seit Längerem und machte 2013 Furore mit der Präsentation des weltweit größten LED-Fernsehers (228″) mit 8,3 Mio. Pixeln und wurde auf der CES 2020 für mehrere Produkte ausgezeichnet.

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Leyard Europa

2018 übernahm die Leyard Unternehmensgruppe die eyevis GmbH samt eyevis-Tochter Teracue. Nach der Integration in die Leyard EMEA-Strukturen dient der Standort Reutlingen heute als europäischer Hauptsitz mit Thorsten Lipp als CEO-Leyard Europe an der Spitze.

Entwicklung und Herstellung in Reutlingen fokussieren sich auf eyevis Stammprodukte wie DLP-Cubes, Videowand-Controller und Software. In der eigenen LCD-Display- Produktion werden vor allem Modelle von Planar für den europäischen Markt gefertigt. Auf über 5.000 m² Fläche sind neben Verwaltung und Vertrieb (insbesondere für die DACH-Region) eine Customer-Service-Abteilung und der 500 m² große zentrale Showroom, der 2019 von Barcelona nach Reutlingen verlegt wurde. Weitere Showrooms befinden sich u. a. in Moskau, Dubai, Paris, Rome und Prešov in der Slowakei. Vertriebsniederlassungen bzw. Servicestandorte sind in Rom, London, Paris, Istanbul und Madrid zu finden, und es gibt lokale Vertriebsmanager an zahlreichen Standorten in Europa.

Leyard Europa beherbergt auch den 500 m² großen zentralen Showroom, der 2019 von Barcelona nach Reutlingen verlegt wurde. (Bild: Leyard)

„Als Hersteller von LED-, LCD- und Cube-Technologien sind wir in Europa sehr gut aufgestellt“, kommentiert Thorsten Lipp die neuen Umstrukturierungsmaßnahmen. „Angefangen von unserer LED-Produktion in der Slowakei bis hin zur Cube-Produktion in Reutlingen hat sich gerade in den vergangenen Monaten gezeigt, wie wichtig die Unabhängigkeit von einem einzigen Produktionsland bzw. Standort ist. Zudem erlauben unsere dezentralen und lokalen Vertriebs- und Servicestandorte, die Sprache des Kunden zu sprechen und schnelle Reaktionszeiten zu bieten.“

Für Kunden von Vorteil ist die Fertigung in Europa in Bezug auf Frachten, Zoll, Abnahmen, Zertifizierungen, Qualitätskontrolle, Kalibrierung der Module, Lieferzeiten und Service.

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Produktportfolio

In Europa ist das Produktportfolio mit den Eigenprodukten der Unternehmen eyevis, Teracue, Planar, NaturalPoint und den Leyard-LED-Displays umfangreich aufgestellt. Dazu gehören neben den LED-Produkten z. B. auch hochauflösende LCD-Displays, LCD-Videowall-Displays, Videowand-Controller (eyevis net-PIX), eyevis eyeUNIFY Wallmanagement-Software, DLP Rückprojektions-Cubes, interaktive Touchdisplays, transparente OLED-Displays und optische Tracking-Lösungen zum Produktprogramm. Verkauft wird über Fach-Händler und Systemintegratoren. Planar-Displays werden zudem auch von Trans Video Deutschland Vertriebs GmbH (tvd), einer der ersten europäischen Planar-Distributoren, vertrieben.

Sonderanfertigung der Planar 55″ LCD-Displays mit abgesetzten Netzteilen und 3D-Wiedergabemöglichkeit für Audi City Berlin (2013) (Bild: tvd)

Der Fokus liegt hier bei 4k-Displays von 43″ bis 98″ und auf kaskadierbaren Displays für Videowalls. Planar fertigt jedoch auch Displays auf Kundenwunsch. So stellte der Hersteller 2013 seine Flexibilität unter Beweis, als für die Audi-Showroom-Projekte ADEC in Neuburg und Audi City Berlin 55″-LCD-Displays mit abgesetzten Netzteilen, 3D-Wiedergabemöglichkeit (!) und 700 nit Helligkeit als Sonderanfertigung für diverse Videowalls gefordert waren.

Bei Planar wird auch in der LCD-Display-Sparte stetig weiterentwickelt. Das aktuelle 55″-LCD-Videowall-Komplettpaket „Clarity Matrix G3-complete“ bietet 24/7 sowie 0,8 mm Bezel und für Servicezwecke herausklappbare Displayhalterungen und umfasst redundante Netzteile, Videokontroller & Software sowie die zur Installation erforderlichen Kabel.

Im LED-Display-Bereich fokussiert sich Leyard Europe auf Mini- und Micro-LED-Lösungen und bietet verschiedenste Produktserien für diverse Anwendungen – jeweils unterteilt in verschiedene Pixel-Pitch-Größen sowie für Indoor und Outdoor-Bereiche. Die nachfolgenden Beispiele belegen die Produktvielfalt.

Auf der ISE 2020 wurde eine 216″ große 8K-Videowall in Micro-LED-Technologie mit nur 0,6 mm Pixel-Pitch-Abstand vorgestellt. (Bild: Achim Hannemann)

So wurde auf der ISE 2020 eine 216″ große 8K-Videowall in Micro-LED-Technologie mit nur 0,6 mm Pixel-Pitch-Abstand vorgestellt. Die TXS0062-Module, bestückt in 4-in-1-Technologie entstammen der der TX-Serie. Diese beinhaltet auch die Common-Cathode-Technologie, bei der eine gemeinsamen Kathode verwendet wird und die damit kürzere Schaltungszeiten sowie das Wegfallen von Widerständen bei präziserer, spannungsgenauer Ansteuerung und somit Hitze- und Stromeinsparungen ermöglicht.

Mit den Modellen der DirectLight X-Reihe wurde eine komplette Videowall-Lösung, basierend auf „27″ Fine Pitch“-LED-Cabinets vorgestellt, mit Pixel-Pitch Größen von wahlweise 0,7 mm bis 1,8 mm. Inkludiert sind Funktionen für das Videoprocessing, Multi-Source-Verarbeitung und -Verwaltung, sowie eine webbasierte grafische Steuerungssoftware. Das Premium-Produkt bietet Front-Service, abgesetzte Elektronik und geringe Einbautiefe.

Für besonders sensible Anwendungen in öffentlichen Bereichen wurde die ERO-LED-Technologie entwickelt. Dabei werden die LEDs mit einer speziellen Oberflächenversiegelung vor Staub, elektrostatischer Entladung, Feuchtigkeit und Stößen geschützt. (Bild: Achim Hannemann)

Für besonders sensible Anwendungen in öffentlichen Bereichen wurde die ERO-LED-Technologie entwickelt. Dabei werden die LEDs mit einer speziellen Oberflächenversiegelung vor Staub, elektrostatischer Entladung, Feuchtigkeit und Stößen sowohl an der Vorderseite als auch an den Kanten geschützt.

Außerdem soll das Bonding das Kontrastverhältnis bei hellem Umgebungslicht um das Dreifache verbessern.

Kreative Ideen können mit der Fine-Pixel-Pitch-Serie VEM (flexible Modulgröße) oder mit den CLI-Flex-Modellen aus der mehrfach ausgezeichneten CarbonLight-Serie umgesetzt werden. Die konkav und konvex biegsamen Module lassen sich zum Beispiel um Säulen oder als Videowall-Wellen den magnetischen Haltern auf einer entsprechenden metallischen Unterkonstruktion verbauen.

CLI-Flex-Module auf der ISE 2020: Die biegsamen Module lassen sich konkav und konvex verbauen. (Bild: Achim Hannemann)

Beliebt in Broadcast- oder Konferenzraumanwendungen ist die TVF-Serie. Die leichten und nur 72 mm tiefen 27″-Kabinetts lassen sich blitzschnell durch die kabellose Multisteckverbindung zusammenbauen. Erhältlich in Pixel-Pitch Abständen von 0,9 mm bis 2,5 mm und mit Frontzugang sowie oberflächenversiegelt mit der ERO-LED-Technologie entwickelte sich die Serie dank dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis in kürzester Zeit zum Verkaufsschlager.

Neu für den „Rental & Staging“-Markt wurde de VS -Serie entwickelt. Die mit dem Industry Design Award 2020 ausgezeichneten LED-Module erlauben eine einfache Montage, einfachen Transport, die Anpassungsfähigkeit an verschiedene Umgebungen und schnelle Servicefähigkeit.

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Zukünftige Strategie der Leyard-Group

Im Display- und TV-Bereich sieht Leyard die Zukunft in der Micro-LED-Technik und wird darin massiv investieren. Im Herbst 2019 unterschrieb man ein Joint Venture mit der Epistar-Tochter Yenrich. Damit verbunden ist der Bau einer neuen Micro-LED-Entwicklungs- und -Produktionsstätte mit einer Investition von 143 Millionen US-Dollar. Die neue Fabrik entsteht derzeit in China und soll noch in diesem Jahr die Produktion von Micro-LEDs aufnehmen. Die 1996 gegründete Epistar Corp. ist der größte LED-Produzent aus Taiwan, die seit Kurzem mit Apple und AU Optronics zusammenarbeitet.

„Wir werden das Wachstum intelligenter Displays fördern, F & E und Innovation vorantreiben, alle intelligenten Displayprodukte vollständig abdecken, die Produktionskapazität erweitern und Qualität und Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Unser ‚1.000-store connectivity‘- Programm wird weiterverfolgt und ausgebaut. Die neuen Geschäftsaktivitäten sollen durch Incentives, Kooperation oder Partnerschaften weiter ausgebaut und erweitert werden, und das Channel-Geschäft soll ausbaut werden, um noch größere Marktanteile zu gewinnen“, so kündigte Jun Li in seiner Chairman’s Speech im Januar 2020 an.

Mit den Modellen der DirectLight X-Reihe hat Leyard eine komplette Videowall-Lösung im Portfolio – inklusive Videoprocessing, Multi-Source-Verarbeitung und -Verwaltung sowie webbasierter grafischer Steuerungssoftware. (Bild: Achim Hannemann)

„Weiterhin werden wir unsere Strategie der Integration von Kultur und Technologie fortführen, den Kulturtourismus in unserem Land fördern, diesen unterstützen und in neue Geschäftsmodelle investieren.“ Weitere Investitionen und Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung auf nationaler und internationaler Ebene sowie die Fortsetzung der Globalisierungsstrategie seien geplant.

Dabei ist man sich der Risiken bewusst. „Chinesische Unternehmen stehen bei der Expansion nach Übersee vor Herausforderungen, schon in Bezug auf lokale Richtlinien und Gesetzgebungen und Vorschriften“, so Chief Marketing Officer Jia. „Da die Mitarbeiter vor Ort die lokalen Gesetzmäßigkeiten besser verstehen, ist es wichtig, Vertrauen aufzubauen.“

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Resümee

In Anbetracht der Aktivitäten von Leyard sind schon in naher Zukunft weitere spannende Produkte im Bereich der hochauflösenden Micro-LED-Displays zu erwarten – sei es im TV- oder Professional-Markt. Das Unternehmen ist auch für Überraschungen in anderen medientechnischen Bereichen gut. Wir dürfen gespannt sein und werden unsere Leser auf dem Laufendem halten.

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