Wohin geht die Reise 2018?

Umfrage: Das kommt in Zukunft auf die AV Branche zu!

PROFESSIONAL SYSTEM hat Brancheninsider aus den unterschiedlichen Segmenten zu ihrer Einschätzung der AV-Marktentwicklung in den kommenden zwölf Monaten befragt.

Blick auf die Erde aus der ISS
Blick auf die Erde aus der ISS – als Projektion im Deep Space 8K, Ars Electronica Center in Linz/ Österreich. (Bild: Ars Electronica/ Christopher Sonnleitner)

Bei der Expertenbefragung ging es vorrangig um neue Technologien, richtungsweisende Produkte oder veränderte Nutzeranforderungen. Daneben gehören aber auch Rahmenbedingungen wie Fachkräftemangel oder die Abgrenzung zum IT-Markt zu den Trends, welche die audio visuelle Kommunikationstechnik bzw. Medientechnik in der Systemintegration (in allen gewerblichen/öffentlichen Bereichen) spürbar beeinflussen.

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Beteiligt haben sich Christian Backes, Geschäftsführer Sigma System Audio-Visuell GmbH; Christian Carrero, Geschäftsführer Prodytel GmbH; Tobias Enders, Geschäftsführer GMS GmbH; Wolfgang A. Enigk, Fachplaner; Andreas Flemming, Geschäftsführer publitec Präsentationssysteme & Eventservice GmbH; Detlef Hartmann, Partner hmpartner Planungsgesellschaft; Lutz Kern und Andreas Stelly, Geschäftsführer Kern & Stelly Medientechnik GmbH; Kristina Kuchem, Geschäftsführerin Kuchem Konferenz Technik; Claus Lohse, Vorstand der AV-Solution Partner; Tobias Lang, CEO Lang AG; Carsten Langerwisch, Teamleiter hmpartner Planungsgesellschaft; Oliver Mack, Geschäftsführer macom GmbH; Stefan Mathias, Partner hmpartner Planungsgesellschaft; Johannes Stehr, General Manager AVI-SPL Deutschland; Carsten Steinecker, Geschäftsführer COMM-TEC GmbH.

Die Antworten sind der besseren Lesbarkeit halber unter den Hauptthemen zusammengefasst.

Marktentwicklung

„Wie jedes Jahr werden wir bemerken, dass unsere Branche immer IT-lastiger wird.“ Diese Aussage von Christian Carrero spiegelt den Tenor der meisten Antworten im Rahmen dieser Trendumfrage wider. Claus Lohse versucht, mit seinem grundsätzlichen Appell die Branche regelrecht aufzurütteln: „Die gute Konjunktur führt zu einer allgemeinen Zufriedenheit, übertüncht aber die sich stark ändernden Marktverhältnisse. ,Digitize or Die!‘ sollte das erste Ziel für jedes Systemhaus im Jahr 2018 sein.“

Von einer positiven Geschäftsentwicklung geht Andreas Flemming aus: „Wir erwarten für 2018 weiterhin eine starke Nachfrage. Dabei werden sich neue Geschäftsmöglichkeiten vor allem im Digital-Signage/OOH-Media-Bereich ergeben. Die neuen Laser-Projektoren werden durch ihre Dauerbetriebsfestigkeit in diesem Marktsegment zusätzliche Lösungskonzepte eröffnen. Außerdem sehen wir gute Chancen für einfach und intuitiv zu bedienende Zuspielsysteme, die es dem Anwender ermöglichen, die Abspielung von Content schnell und präzise auf seine Bedürfnisse anzupassen, ohne dafür Spezialisten bemühen zu müssen. Da die Technik sich auch weiterhin rapide entwickelt, werden wir Konzepte anbieten, die Fehlentscheidungen bei der Investition weitestgehend vermeiden helfen. Statt einzelne Komponenten oder ganze Systeme zu kaufen, können unsere Partner diese auch über ein oder mehrere Jahre bei uns mieten und haben so die Flexibilität, ihren Kunden Innovationen nicht erst nach Ablauf der Abschreibungsfrist, sondern dann, wenn sie verfügbar und sinnvoll sind, anbieten zu können.“

Lutz Kern und Andreas Stelly heben die zunehmende Bedeutung des Lösungsgeschäfts auch für die Distribution hervor: „Generell stellen wir fest, dass der Markt nicht mehr nur einzelne Produkte abruft, sondern der Trend verstärkt in Richtung Komplettlösungen geht. Deshalb bieten wir mit unserem Produktportfolio das ganze Spektrum an Präsentationsund Medientechnik an und unterstützen fach- lich bei AV-Installationen und Projekten. In diesem Zusammenhang spielen auch die Themen AVoIP, Collaboration und das Zusammenwachsen von AV- und IT-Strukturen eine immer wichtigere Rolle.“

Christian Backes erwartet eine deutliche Steigerung bei interaktiver Medientechnik, die in Markenwelten und Museen eingesetzt wird: „Die Nachfrage nach innovativen Produkten, wie z. B. Panasonic LinkRay-, Beacon- und Tracking-Systemen, wird 2018 groß sein. Auch der Bedarf an interaktiven, kundenspezifischen Softwarelösungen wird zunehmen.“ Auch Tobias Lang sieht eine solche Entwicklung: „Der Endkunde erwartet keine neuen Features, sondern vielmehr Sonderlösungen, die mit visuellen und interaktiven Erlebnissen aufwarten und begeistern.“

Daneben stellt die Weiterbildung der Mitarbeiter für Tobias Lang einen wichtigen Wettbewerbsvorteil dar: „In dem sich weiterhin im Wachstum befindenden ProAV-Markt wird es 2018 mehr denn je darauf ankommen, den eigenen Wissensvorsprung konsequent auszubauen und diesen für unsere Kunden und deren Endkunden gewinnbringend und zielgerichtet einzusetzen. Bei den immer weiter sinkenden Margen auf reine Hardware-Produkte werden wir in diesem Jahr besonders gefordert sein, unsere Expertise und Herstellernähe als Dry-Hire-Partner für den ,Rental & Staging‘-Markt, aber auch in der Distribution für den Systemintegrationsmarkt flexibel und kreativ einzubringen.“

Pointiert beschreibt Tobias Enders seine Einschätzung der Entwicklung: „Der AV-Markt in Deutschland wird weiterhin von der Kundenanforderung der umfassenden Digitalisierung bzw. ,New Workplace Design‘ bestimmt. Dabei rücken interaktive Collaboration-Lösungen weiter in den Fokus. Hier haben wohl nun alle AV-Hersteller verstanden, dass IT-Kompetenz und AV untrennbar zusammengehören. Ob der bereits erarbeitete Vorsprung etablierter ITAnbieter (Cisco und Microsoft) einzuholen ist, wird sich zeigen. Im Bereich der Systemhäuser und Hersteller wird der bereits laufende Konsolidierungsprozess weiterhin die Entwicklung im AV-Markt bestimmen.“ Johannes Stehr schließt sich dieser Einschätzung an: „Die Kommunikation innerhalb von Unternehmen und Organisationen hat sich in den letzten fünf Jahren grundlegend geändert. Wir erwarten, dass die fortschreitende Digitalisierung diesen Veränderungsprozess enorm beschleunigen wird.“

Detlef Hartmann sieht die Zukunft klar bei den Software-Lösungen: „Der Trend geht weg von dedizierter Hardware wie z. B. Controller und Codecs, hin zu softwarebasierten Services verschiedenster Form. So seien hier beispielhaft Echo Cancellation, VoIP, User Interfaces, Audio & Video Bridging, etc. genannt. Wo vormals hochspezialisierte Hardware ihren Dienst tat, kommen heute vermehrt Software-basierte Lösungen auf den Markt, die mit Komponenten via IP-Netzwerk kommunizieren.“

Veränderte Nutzeranforderungen

Als großes Planungs- und Beratungshaus wird macom aus erster Hand mit Nutzeranforderungen konfrontiert. Dementsprechend klar fällt die Einschätzung von Oliver Mack zu diesem Thema aus: „Wir erleben die Business- User-Orientierung als eine der wichtigsten Herausforderungen der professionellen AV-Branche. Das gilt für die Produkt- und Lösungsentwicklung, die Konzeption und Planung, die Implementierung und den Betrieb professioneller AV/IT-Systeme. Nur wenn AV/ IT-Systeme dem Business einen echten Mehrwert bringen, erhalten sie die User-Akzeptanz, schaffen Investitionsproduktivität und damit Mehrwerte für Unternehmen. Leider werden immer noch zu viele Lösungen von Experten für Experten entwickelt. User-Experience, Business- Prozess-Orientierung und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung kommen zu kurz.

Andreas Flemming, Geschäftsführer publitec Präsentationssysteme & Eventservice GmbH
Andreas Flemming, Geschäftsführer publitec Präsentationssysteme & Eventservice GmbH (Bild: publitec Präsentationssysteme & Eventservice GmbH)

Maßgabe für alle Player im professionellen AV-Markt muss deshalb die konsequente Nutzerorientierung sein. Hier sind neue Service- und Produkt-Design-Methoden ebenso notwendig wie neue Bedien- und Servicekonzepte. Kleine Pflänzchen erkennen wir am Markt, leider aber zu wenige, die aus dem etablierten, professionellen AV-Markt entstehen. Hier herrscht großer Handlungsbedarf. Nutzer erwarten die einfache Bedienung und hohe Vernetzung von Daten, die sie aus dem Consumer-Bereich kennen. Professionelle IT-Organisationen erwarten Rollout-fähige Standards, zukunftsfähige Systemarchitekturen, Sicherheit und hohe Usability. Die AV-Branche muss aufwachen, sonst gehen ihr wichtige Marktanteile an große, eigentlich branchenfremde Konzerne wie beispielsweise Cisco, Logitech und Microsoft verloren.“

Die Zunahme von spontaner, informeller Zusammenarbeit in Gruppen bei gleichzeitig reduzierter Bürofläche ist für Carsten Steinecker der größte Trend und zugleich eine große Herausforderung in der ProAV-Branche für 2018: „Das ‚Kannst du mich in meinem Büro besuchen?‘ wird zunehmend durch: ‚Lass uns einen verfügbaren Besprechungsraum finden.‘ ersetzt. So genannte ‚Huddle Spaces‘ ergänzen oder verdrängen den klassischen Besprechungsraum. Diese Veränderungen werden insbesondere von der Generation Y und deren Umgang mit Medien getrieben. Der ‚Huddle Space‘ oder die ‚Besprechungsecke‘ stellt neue technische Anforderungen an die Zusammenarbeit und damit den Integrator vor neue Herausforderungen.

Kristina Kuchem
Kristina Kuchem hat 2014 die Geschäftsleitung von Firmengründer Walter Kuchem übernommen. (Bild: Kuchem Konferenz Technik)

Mitarbeiter bringen Inhalte mit (BYOD-Konzepte) oder möchten auf ihre Inhalte am Ort der Besprechung zugreifen und gemeinsam unter dem Stichwort ‚Collaboration‘ am Thema arbeiten und nicht nur drüber reden. Besprechungsnotizen, Aufgabenerstellung und -verteilung werden ‚zur Laufzeit‘ unterstützt. Führend und zukunftssicher ist hier Barco ClickShare. Eine neue Generation von sogenannten Collaboration-Displays visualisiert und unterstützt diese Form der Zusammenarbeit.“ Bezüglich Huddle Space ergänzt Claus Lohse: „Ein weiterer Trend resultiert aus der Globalisierung großer Unternehmen. In diesem Zusammenhang wird sich die schon länger erwartete Standarisierung von den Konferenz- und Huddle-Räumen der Kunden verstärkt durchsetzen.“

Die Umsetzung der stetig wachsenden Nutzeranforderungen ist für Claus Lohse eines der Themen: „Eine weitere Herausforderung sind die sich verändernden kommunikativen Anforderungen der Nutzer und Betreiber von medientechnischen Anlagen. Smart Devices und Cloud-Services stellen uns nicht nur vor neue Anforderungen in puncto Betriebs- und Datensicherheit bei der Errichtung, sondern erfordern von AV-Dienstleistern auch professionelle Services nach der Inbetriebnahme. Dazu gehören auch funktionierende Hotlines und Helpdesks sowie schnell verfügbare Techniker mit Backup-Lösungen.“

OLED-Displays
Weiterhin im Trend: OLED-Displays (Bild: Claudia Rothkamp)

In Bezug auf die Optimierung firmeninterner Abläufe bringt Carsten Steinecker einen weiteren Aspekt ins Gespräch: „Gefordert ist beispielsweise auch die unkomplizierte Unterstützung von der Raumsuche über die Spontanbuchung bis zur Kennzeichnung mit einem digitalen Türschild, um Störungen zu vermeiden. Selbstverständlich bleiben die bekannten Themen, wie Videokonferenz, das Annotieren und Teilen von Dokumenten über den Besprechungsraum hinaus, ein Thema.“ Nutzeranforderungen betreffen höchst unterschiedliche Bereiche. Hierzu Kristina Kuchem: „Unsere Kunden erwarten vermehrt, dass Produkte und Dienstleistungen umweltbewusst ausgeführt werden. Als Unternehmen haben wir uns deshalb gerade erst nach ISO14001 zertifizieren lassen.“

Neue Technologien

Kristina Kuchem beobachtet Verschiebungen bei der in Konferenzräumen genutzten Medientechnik: „Hinsichtlich neuer Technologien stellen wir fest, dass die drahtlose Präsentationstechnik immer mehr zum Standardpaket Medientechnik dazugehört. Im Gegenzug nimmt dazu der klassische Projektor in kleinen Konferenzräumen immer mehr an Bedeutung ab, dafür nehmen die intuitiven Touch-Displays eine zentrale Rolle ein. Zudem wird der Kundenwunsch nach individuell abgestimmten Produkten (Zuspielmöglichkeiten, Farbe, Steuerungsoptionen etc.) immer größer.“

Eine vergleichbare Entwicklung beobachtet Christian Backes: „Bei Konferenzräumen geht der Trend zur Collaboration-Systemen, wie Mezzanine von Oblong. Anhalten wird auch die Nachfrage nach ‚Bring Your Own Device‘-Lösungen wie ClickShare.“ Kern und Stelly sehen 2018 ganz klar das Thema LED weiter auf dem Vormarsch: „… Und das nicht nur im Outdoor-Einsatz, sondern auch für Signage-Anwendungen in Empfangsbereichen und im Konferenzraum. So kann der Fachhandel zum Beispiel seit Dezember 2017 eine 130″ LED-Wand mit 1,5 mm Pixelpitch bei uns in Hamburg live erleben und sich von unseren Produktexperten zu den Themen LED, HDR und Digital Signage beraten lassen. Im Bereich der Projektion sehen wir Solid State-Lichtquellen weiterhin als zukunftsweisende Technologie und erwarten weiteres Wachstum im Bereich der Highend-Installationsprojektoren.“

Breite Akzeptanz neuer Technologien und weitere Digitalisierung erwartet Christian Backes: „Bei Displays wird 4K-Auflösung zum Standard. Langsam wird es die OLED-Technologie durch längere Lebenszeiten in den professionellen Bereich schaffen. 2018 werden Projektoren voraussichtlich fast nur noch mit LED/Laser- Technologie installiert. Der LED-Markt ist einem derart hohen Innovationszyklus unterworfen, so dass wir hier mit immer günstigeren Produkten und mit einem immer kleineren Pixelpitch rechnen. In der Audio-Technik werden dank digitaler Protokolle wie DANTE analoge Übertragungen immer weiter verdrängt.“

Stefan Mathias weist auf steigende Anforderungen an Übertragungsinfrastrukturen durch immer leistungsfähigere Endgeräte hin: „Ein klarer Trend der Zeit ist die deutliche Zunahme der Bandbreite in Netzwerk-Infrastrukturen. Die damit verbundenen Anforderungen an alle Komponenten innerhalb eines Netzwerkes sind deutlich höher als in früheren Zeiten. Der Transport von Steuerungs-, Audio- und datenreduzierten Videodaten ist sicherlich mit einer Bandbreite von 1 GBit/s komfortabel möglich. Fortan steigen die Anforderungen an den Switch, der alle Pakete entsprechend verteilt, enorm. Medientechnische Services fordern eine garantierte und damit auch reservierte Bandbreite. Die Routingkomponenten müssen diese auf allen Ports und auf ihrem internen Backbone garantieren. Extremer noch wird die Sache, wenn z. B. HDBaseT over IP oder SDVoE ins Spiel kommen. Hier werden Bandbreiten von bis zu 10 GBit/s benötigt.“

Christian Backes, Geschäftsführer Sigma System Audio-Visuell GmbH
Christian Backes, Geschäftsführer Sigma System Audio-Visuell GmbH (Bild: Sigma System Audio-Visuell GmbH)

Auf grundsätzliche Folgen der Digitalisierung auf Nutzerseite kommt Johannes Stehr zu sprechen: „Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitsplätze wird dazu führen, dass auf Basis standarisierter Arbeitsabläufe Meetings effizienter vorbereitet und stringent durchgeführt werden. Solche Lösungen werden heute schon vereinzelt in den größten Unternehmen eingesetzt. Andere Großunternehmen werden sich diesem Trend anschließen, da sie ansonsten Gefahr laufen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Diese Entwicklung wird Auswirkungen auf die gesamte Steuerung der firmeninternen AV und UC haben. Von der IT wissen wir, dass derartige Standardlösungen sich bestens für die Auslagerung von Dienstleistungen auf Service-Anbieter eignen.“

Oliver Mack, Geschäftsführer macom GmbH
Oliver Mack, Geschäftsführer macom GmbH (Bild: macom GmbH)

Einschneidende Veränderungen erwartet Carsten Langerwisch im Bereich Conferencing: „Wir erwarten einen Rückzug klassischer dedizierter Videokonferenzsysteme. Auch hier werden Software-basierte Services wie Web-Konferenz- Systeme vermehrt genutzt. Der Grund liegt hier in der nahtlosen Integration der Dienste in die ICT-Infrastruktur. Diese Services integrieren Telefonie, Conferencing und Datenanbindung in einem Port. Früher waren aufgrund der hohen Kosten nur wenige spezielle Räume mit Videokonferenzsystemen ausgestattet; heute werden praktisch alle zur Kollaboration genutzten Kommunikationsräume mit der Möglichkeit ausgestattet. Die Anforderung an die Räume steigt dadurch hinsichtlich Farbgebung, Beleuchtung, Akustik, Möblierung etc. an.“

Richtungweisende Produkte

Bei den Produkten hat Carsten Steinecker einen klaren Favoriten: „Ein absolutes Highlight wird Barco UniSee in 2018 sein. Für unsere Handelspartner bietet UniSee neben den ‚best in class‘ Leistungsmerkmalen einer LCD-Videowall auch den geringstmöglichen Installations- und Wartungsaufwand. Der Endanwender genießt die kleinsten Stege zwischen den Displays und nimmt eine einzigartige, automatisch geregelte Helligkeits- und Farbhomogenität wahr.“ Besonders hohes Wachstum erwartet Steinecker im breiten Feld der Signage-Anwendungen: „Wir stehen hier erst am Anfang und sehen hohes Wachstum im Retail-Bereich aber auch im kommerziellen Bereich in der Firmenlobby, bei Wegleitsystemen, elektronisch Türschildern, bei der Visualisierung von Leistungsdaten beispielsweise im Callcenter oder auch in der Fabrik. Hersteller wie BrightSign oder auch Onelan sind hier mit innovativen Lösungen, auch über SOC Displays vorne dabei.“

Lutz Kern und Andreas Stelly
V.r.n.l.: Lutz Kern und Andreas Stelly, Geschäftsführer Kern & Stelly Medientechnik GmbH (Bild: Kern & Stelly)

„Ultra Narrow Pixel Pitch LED, transparente und flexible OLED-Displays, interaktive AR- und VR-Technologien und nicht zuletzt eine neue Generation von Solid-State-Projektoren werden darüber hinaus neue Möglichkeiten eröffnen, um den gestiegenen Ansprüchen unserer Kunden nach visuellen Kommunikations- und Präsentationslösungen für ihr Daily Business gerecht zu werden.“ Dies sind für Tobias Lang wichtige Meilensteine bei den Produktneuheiten.

Mit ihrer Aussage zum Produktangebot spricht Kristina Kuchem sicherlich vielen Systemhäusern aus dem Herzen: „Die Produktvielfalt ist ebenfalls ein Thema, das uns stetig begleitet. Den Markt zu beobachten, fällt zunehmend schwerer, da die Hersteller immer mehr Begriffe für identische Funktionen erfinden. Das erzeugt zwei Herausforderungen: Zum einen ‚ergoogeln‘ sich unsere Kunden Fachwissen und werfen mit diesen Begriffen um sich, zum anderen ist der Aufwand groß, alle neuen Produkte im Blick zu halten und die wesentlichen Neuerungen herauszufiltern.“ Ähnlich klingt die Einschätzung von Wolfgang A. Enigk: „Relativ neue Technologien wie OLED-Displays, Laser-Projektoren und hohe Auflösungen werden sich weiter durchsetzen.

Deshalb wird hier sicher auch der Druck auf die Preise wachsen. Revolutionäre Überraschungen erwarte ich in den nächsten zwölf Monaten nicht, es geht meist um Weiterentwicklungen und Konsolidierungen. Was nicht schlecht sein muss: Es ist durchaus manchmal schwierig, Kunden kurz nach der Fertigstellung eines Projektes erklären zu müssen, dass und warum es bereits komplett neue Produkte gibt. Oft auch noch zu einem geringeren Preis, bei annähernd gleichem Leistungsumfang.“

Herausforderungen für den Handel

Casten Steinecker sieht alle Handelsstufen in der Pflicht: „Vom Handel gefordert ist die Beratungs- und Umsetzungskompetenz beim Kunden, wenn möglich auch in Form von Vorführungen, am besten live oder auch per Videokonferenz aus dem eigenen Showroom. Das geht für den Fachhandel mit einem starken Value Add Distributor wie der Comm-Tec GmbH im Rücken leichter.“

Mit der zuvor bereits angesprochenen Globalisierung auf Kundenseite und Veränderungen bei Herstellern erwartet Claus Lohse deutliche Herausforderungen für mittelständische Systemhäuser: „Große international tätige AV-Systemhäuser bzw. Kooperationen werden immer mehr an Bedeutung gewinnen, Konsolidierungsprozesse auf Seiten der Lieferanten lassen die Zahl möglicher Bezugsquellen schrumpfen.“

Im Zusammenhang mit der Digitalisierung weist Tobias Lang auf eine besondere Herausforderung für die gesamte Branche hin: „Im rein digitalen Signalmanagement stehen wir vor der Aufgabe, signifikant höhere Bandbreiten und massiv steigende Datenraten in einer sinnvollen Kombination von proprietären AV-Schnittstellen und Highspeed-Netzwerken intelligent und zukunftssicher zu integrieren. In diesem Marktsegment gibt es keine Patentrezepte. Hier kann nur fundiertes Knowhow zufriedenstellende Ergebnisse liefern. Dem werden wir 2018 auch mit einem Ausbau des Schulungsangebotes unserer Lang Academy Rechnung tragen.“

Annäherung von AV und IT

Claus Lohse blickt eher positiv in die Zukunft der AV-Branche, weist dabei aber auch schon auf mögliche Engpässe hin: „Als AV-Systemintegratoren sehen wir uns weiterhin als Bindeglied zu den Nutzern der Technik. Unsere primäre Aufgabe ist es heute wie morgen, technische Lösungen zu schaffen, damit Menschen in Gruppen einfach miteinander kommunizieren können. Dabei wird sichergestellt, dass sich die Teilnehmer hören und verstehen, ihre Inhalte gegenseitig sehen und die gesamte Technik von selbst funktioniert oder zumindest einfach und intuitiv zu bedienen ist. Dies ist eine klare Abgrenzung zu IT-Unternehmen. Gleichzeitig werden die von uns erstellten Lösungen immer mehr von Netzwerktechnik, Computern, Firm- und Software und den daraus resultierenden speziellen Dienstleistungen geprägt. Dies erfordert neue Skills von uns und unseren Mitarbeitern. Wir müssen darauf achten, dass uns auch weiterhin die entsprechenden, handwerklichen Ressourcen und das einschlägige Know-how zur Realisierung intuitiver Benutzerinterfaces, Raumakustik, Beschallung, Visualisierung und Signalmanagement zur Verfügung stehen. Die hieraus resultierenden, zunehmend komplexer werdenden Projekte sind immer schwieriger zu managen und erfordern angepasste Strukturen, Methoden und qualifiziertes Personal.“

Christian Carrero, Geschäftsführer Prodytel GmbH
Christian Carrero, Geschäftsführer Prodytel GmbH (Bild: Prodytel GmbH)

Auch Christian Carrero weist auf die Chancen für den AV-Bereich hin: „Ich sehe nicht, dass die IT die Medientechnik verdrängt, sondern eher, dass die Medientechnik mehr und mehr zu einer Disziplin der IT-Welt wird. Dies bringt neben dem einen oder anderen Risiko auch immense Chancen mit sich. So sehen wir, dass gerade im Videokonferenzbereich immer mehr Softclients eingesetzt werden. Dadurch fällt der eine oder andere Raum im mittleren Segment weg, es werden aber auch wesentlich größere Stückzahlen an standardisierten Räumen gebaut, die durchaus professionelle Medientechnik benötigen. Auch im Bereich der Signalverteilung führt mittelfristig kein Weg am Netzwerk vorbei. Wurden vor einigen Jahren noch Cat-Kabel als reine Übertragungswege mit proprietärem Equipment verwendet, so sieht man heute deutlich mehr Hersteller, die verstärkt mit „richtigen“ IT-Netzwerken arbeiten. Zwar sind es meist noch physikalisch separate Netzwerke, aber auch die Abtrennung per VPN in einem Netzwerk ist bereits in vielen Projekten Stand der Technik, und es existieren auch die ersten (wenigen) Installationen, in denen Medientechnik Teil eines Gesamtnetzwerkes ist.“

Tobias Lang, CEO Lang AG
Tobias Lang, CEO Lang AG (Bild: Lang AG)

Parallelen in der Entwicklung des IT-Marktes sind für Tobias Enders ein Indikator für das, was auf den AV-Markt zukommt: „Günstigere Hardware-Preise und das Verständnis der Kunden, dass für produktive Zusammenarbeit eine adäquate, möglichst standardisierte AV-Ausstattung benötigt wird, führen zur Ausstattung von mehr Konferenzräumen bzw. Plätzen der gemeinsamen Zusammenarbeit. Das Thema ist nicht mehr nur auf klassische Konferenzräume beschränkt. Ein weiterer Trend wird ,AV as a service‘ sein. Diese ‚as a service‘-Modelle‘ sind heute bereits im IT-Bereich gängiger Standard, etablieren sich im täglichen Leben (siehe Uber, Netflix, Spotify) und werden auch den AV-Markt erreichen. Es geht zukünftig um die Nutzung und nicht mehr zwangsläufig um tatsächlichen Besitz.“

Fachplaner Wolfgang A. Enigk
Fachplaner Wolfgang A. Enigk (Bild: Wolfgang A. Enigk)

Fachkräfte

„In den kontinuierlichen Veränderungen unseres Marktes sehe ich enormes Wachstumspotential“, sagt Christian Carrero, um zur damit verbundenen Herausforderung zu kommen: „…die richtigen Mitarbeiter zu finden und die vorhandenen Mitarbeiter permanent zu schulen, um sie up to date zu halten.“ Besonders prägnant bewertet Carsten Steinecker die Fachkräftesituation: „Der Fachkräftemangel wird sich im Jahr 2018 verschärfen. Schon jetzt sind gibt es keine freien Fachkräfte am Markt. Abwerbungen und Quereinsteiger sind an der Tagesordnung. Das könnte verhindern, dass in 2018 die Bäume in den Himmel wachsen.“

Trendprodukt intuitive Touch-Displays
Einsatz in kleinen Konferenzräumen oder Huddle Spaces: Trendprodukt intuitive Touch-Displays. (Bild: Sharp)

„Wir spüren merklich, dass es immer wichtiger wird, gerade junge Fachkräfte ausreichend zu schulen und an das eigene Unternehmen zu binden (Schulungen, Vergünstigungen, Mitarbeiter-Events etc.). Denn der Fachkräftemangel in unserer Branche spitzt sich merklich zu und die Auswahl an qualifizierten Bewerbern nimmt rapide ab. Zudem hält die IT immer noch starken Einzug in unsere Branche. Das dafür notwendige Fachwissen wird eine noch wichtigere Ressource sein, als sie ohnehin schon ist“, unterstreicht Kristina Kuchem mit klaren Worten die Brisanz des Themas Fachkräftemangel in der AV-Branche. Den Mangel an qualifizierten Mitarbeitern in der professionellen Medientechnik sieht auch Wolfgang Enigk, sowohl auf der Planungs- als auch auf der Ausführungsseite.

Fazit

Mit ausgeprägtem Optimismus startet die Branche ins Jahr 2018. Der wird von Schlagworten getrieben wie weiter zunehmender Vernetzung, OLED, Laser-Projektion und natürlich Digitalisierung. Die fortschreitende Annäherung zwischen AV und IT wird dabei kritisch beobachtet und als Herausforderung für die AV-Branche betrachtet. Über allem schwebt aber die Bedrohung durch den bereits jetzt deutlich spürbaren Fachkräftemangel.

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