Interview

Mission to Moon: Jochen Schwarz, Uli Haug und Nico Schwarz über 30 Jahre Fohhn

Seit nunmehr drei Dekaden beliefert der mittelständische Audio-Lösungsanbieter Fohhn weltweit Projekte, bei denen Ästhetik und Klangqualität höchste Priorität haben, mit technisch komplexen Schallzeilen und Digital-Endstufen „Made in Germany“. Zeit für einen kurzen Rück- aber vor allem einen spannenden Ausblick in die Zukunft des Unternehmens.

Uli Haug, Nico Schwarz und Jochen Schwarz präsentieren das neue Fohhn-Logo.
Uli Haug, Nico Schwarz und Jochen Schwarz präsentieren das neue Fohhn-Logo. (Bild: Fohhn)

Zum 30-jährigen Fohhn Jubiläum hat sich die Audio-Firma aus dem baden-württembergischen Nürtingen nahe Stuttgart eine neue Markenidentität gegeben. Neben dem neuen Logo, das nun klar, offen und transparent gestaltet ist, hat man sich auch mit „Colors of Sound“ einen neuen Claim gegeben, der die bunten und diversen Strukturen des Unternehmens unterstreichen möchte.

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Fohhn Produkte sollen ein Werkzeug für alle sein, egal ob Latino, Amerikaner, Europäer, ob für Schlager, Klassik oder Rock. Und auch in der Kommunikation geht Fohhn neue Wege und fliegt im Werbevideo zum gerade vorge­stellten Focus Slim Beamsteering-Lautsprecher direkt mal zum Mond. Doch überhaupt nicht abgehoben klingen dagegen die Ziele, die Firmengründer Jochen Schwarz und Uli Haug sowie der potenzielle Nachwuchsmanager Nico Schwarz für die nächsten Jahre haben. Bei unserem Besuch des Partner-AVents am Fohhn-Firmenstandort in Nürtingen haben wir die Gelegenheit genutzt und uns intensiv mit allen dreien unterhalten.

Sven: Was, würdet ihr sagen, waren die größten Herausforderungen der letzten 30 Jahre?

Jochen Schwarz: Wir sind die jüngste unter den größten Marken. Als wir anfingen, feierten etablierte Marken bereits ihr zehnjähriges Jubiläum, einige existierten schon seit über 20 Jahren. Trotz Hindernissen, die uns vom Markt in den Weg gelegt wurden, mussten wir unsere eigene Nische finden und wollten nicht einfach nur folgen, sondern eigene Spuren hinterlassen. Dies begann mit kabellosen Lautsprechersystemen und führte zu digitalen, musiktauglichen Systemen. Als wir die ersten Verstärker mit Display vorstellten, wurden wir auf Messen belächelt.

Uli Haug: Über Software fernsteuerbare Verstärker.

Jochen: Es war zu der Zeit ein Novum, eine Software zur Steuerung des Systems zu haben. Mit dem aufkommenden Trend von Säulen-Systemen fanden wir erneut unsere Nische, da wir im Gegensatz zu anderen Herstellern keine riesigen Line-Arrays bauen konnten. Uli betonte immer, dass wir Spezialisten für Arrays in schlanken Gehäusen sind.

Uli: Und eine gute Audioqualität haben. Unser Ziel bei Beamsteering ist stets die ProAudio-Qualität. Der Markt hat uns bestätigt, dass Linienstrahler als Line Arrays, wie sie bei Fohhn eingesetzt werden, gut funktionieren und einen guten Klang haben, im Gegensatz zu den mager klingenden Säulenlautsprechern, die in den vorherigen Jahren auf dem Markt waren.

Unser Anspruch ist es, überall dieselbe DNA zu haben, die aus der Musik- und Live-Beschallung stammt. Diese hohe Klangqualität, Dynamik, Systembelastbarkeit und Robustheit überträgt sich auf die Marktsegmente und Nischen, in denen wir uns mit speziell gestalteten und ästhetisch ansprechenden Produkten etabliert haben. So positionieren wir uns als ProAV oder ProAudio im AV-Bereich.

Jochen: Andere haben gesagt, sie seien „Rock‘n‘Roll“ und hatten wenig Interesse an der AV-Branche. Wir hingegen haben unsere Nische in der AV-Branche mit integrierbaren Systemen gefunden. Der ursprüngliche Slogan der ISE war „Integrate your Systems“, den wir für uns genutzt haben. Bereits 2005 sprachen wir mit AMX und Crestron über die Steuerung unserer DSP-Endstufen und Bässe. Wir haben die Integration in Netzwerke sehr früh adaptiert, da wir erkannt oder gefühlt haben, dass der AV-Markt der Ort ist, an dem unsere Marke sich positionieren kann.

Heute haben wir die digitale Plattform, das digitale Netzwerk. Wir bieten alle Werkzeuge für Planer und Architekten, auch jetzt das BIM-Format. Beim Thema Digitalisierung geht es darum, wie sich das Unternehmen digitalisiert und Produkte als digitale Zwillinge online anbietet. Wir möchten dabei unterstützen und alle notwendigen Ressourcen bereitstellen, die ein Architekt oder Planer benötigt.

Uli: Unsere Fähigkeit zur Integration zeigt sich bis heute, wie zum Beispiel in unserer Lackiererei. Wir haben ausgezeichnete Lackierer, die alle möglichen Oberflächenformen bis hin zum Texturdesign realisieren können. Es ist wichtig, dass sowohl der Architekt als auch der Endkunde ihrem Kommunikationskonzept folgen können. Ausrüstungen wie Lautsprecher, Beamer, Mikrofone, Videowand usw. gehören dazu, um die Botschaft zu übermitteln, dürfen aber nicht im Mittelpunkt stehen. Es geht nicht um unsere Technik, sondern darum, dass unsere Technik den vom Kunden gewünschten Zweck unterstützt und erfüllt. Daher arbeiten wir viel an Oberflächen und neuen Formen, um unsere Produkte noch besser integrierbar zu machen, wie zum Beispiel unsere neue Focus Slim.

Fußabdruck mit Fohhn-Logo und Schriftzug "A slim step for mankind"
A slim step for mankind: Mit diesem Slogan macht Fohhn Werbung für das neue Beamsteering-Lautsprechersystem Focus Slim, um das eine ganze Kampagne inklusive aufwendig produziertem Video mit Mondlandung entwickelt wurde. (Bild: Nico Schwarz)

Sven: Inwieweit waren eure Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maßgeblich am bisherigen Erfolg des Unternehmens beteiligt?

Jochen: Ja, zu 100 Prozent. Wenn man die Mitarbeiter hier rausnimmt, dann stehen nur noch Tische und Computer rum.

Uli: Und wir zwei laufen durch die Hallen.

Jochen: Die leer sind.

Wir konzentrieren uns auf das Engineering, die Montage, den Vertrieb und die Qualitätskontrolle. Das sind die zent­ralen Elemente unseres Unternehmens, das „The Brain“ und die Ideen dahinter. Und an diesem Prozess sind unse­re Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu 100 Prozent betei­ligt. Das sind ja nicht die Ideen von Uli und mir.

Uli: Viele unserer Entwickler sind seit 28, 25, 20 oder 15 Jahren bei uns, genauso wie unsere Mitarbeiter im Ein­kauf und in der Fertigung. Die Fluktuation ist sehr gering und die Identifikation mit dem Unternehmen sehr hoch. Dieses starke Zugehörigkeitsgefühl und die Identifikation mit unseren Werten und Strukturen sind, glaube ich, heute sehr wichtig. Man spürt dies, egal wo man in unserem Unternehmen hinkommt, alle sind freundlich, haben Spaß an ihrer Arbeit und sind offen. Ich sage immer, ich gehe jeden Tag absolut gerne hierher, denn es sind immer nette Leute, es sind wirklich gute Leute, und man kann jeden Tag was Neues lernen.


Company of the Year 2023

Schon gewusst? Fohhn ist per Voting von der ProAV Community mit The AVard 2023 als Company of the Year ausgezeichnet worden – wir gratulieren herzlich zu diesem Erfolg! 🎉

Gruppenfoto von Mike Goehler, Jochen Schwarz, Uli Haug, Markus (Mac) Hermann und Oliver Merz mit The AVard-Auszeichnung zur Company of the year 2023
v.l.n.r.: Mike Goehler (Projektsupport & Vertrieb/ Fohhn), Jochen Schwarz (CEO/ Fohhn), Uli Haug (Director Marketing & Sales/ Fohhn), Markus (Mac) Hermann (Key-Account-Manager/ Fohhn) und Oliver Merz (Projektmanager Vertrieb/ Fohhn) (Bild: Manfred H. Vogel)

Sven: Inwieweit waren dieser Spirit und die Identifikation mit dem Unternehmen von Anfang an da, oder hat sich das im Laufe der Jahre auch angepasst oder verändert?

Jochen: Der Spirit war von Anfang an vorhanden, da Uli und ich beide eine Berufsausbildung absolviert haben – ich als Mechaniker, Uli als Drucker – und uns dann mit 18 in einer Band kennengelernt haben. Die Diskrepanz zwi­schen dem Musikleben und dem Aufstehen am Morgen für den Maschinenbau, besonders wenn man Noten kopiert hat und komische Blicke erntet, war für mich ein Zeichen, dass es so nicht sein sollte. Daher war es mein Traum, Technik und Musik durch Engineering zu verbin­den, da wir Technik lieben, gerne forschen und tüfteln. Nico tüftelt Tag und Nacht mit dem Spirit der Kunst. Die­ser Antrieb war von Anfang an in uns und ist nicht aufgesetzt, sondern entstammt der anfänglichen Spannung, die ich als Maschinenbaustudent erlebt habe. Es ist nicht möglich, den Ruf der Musik im technischen oder industriellen Bereich zu leben.

Viele Unternehmen aus der Region nutzen unsere Räumlichkeiten für Veranstaltungen, Präsentationen oder Schulungen. Sie können unseren Spirit zunächst kaum fas­sen, da sie in ihren eigenen Strukturen gefangen sind. Mu­sik in der Arbeitsumgebung war undenkbar. Dieser Wider­spruch, Musik in der Freizeit zu genießen, aber nicht im Maschinenbauunternehmen, war unser Antrieb, beides zu verbinden: ausgezeichnete Technik ohne Kompromisse und den Spirit aus Kunst und Musik. Deshalb zieht es Menschen zu uns, die diese Emotion teilen, die DJs sind, Musik machen, gerne tanzen und Musik lieben. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Künstler am Wochenende in unserem Sound Lab sind und fragen, ob sie ihr neues Setup hier üben können. Wir bieten also auch dafür eine Plattform.

Uli: Oder während Corona die DJs auf dem Dach, die dann ihre Sets überall hin gestreamt haben. Die haben uns gefragt, ob sie die gute Atmosphäre mit der Sonnen­untergangsstimmung nutzen können.

Sven: Jochen, diese Vision, die du mit 18 hattest, diese Diskrepanz zwischen dem Berufsleben und dem Freizeit­leben als Musiker aufzubrechen – hast du das Gefühl, dass du sie in dieser Form umsetzen konntest?

Jochen: Absolut, und ich nehme mir auch weiterhin die Zeit, Klavier zu spielen. Selbst wenn ich dadurch zu spät zur Arbeit komme, denn es ist ein Teil meiner Vision. Des­halb steht im Foyer ein Flügel. Er symbolisiert diese Verei­nigung, diese Verbindung.

Als die Berufsgenossenschaft neulich zum ersten Mal in unserem Neubau war, war ich zufällig unten, als der Ver­treter eintrat. Er öffnete die Tür und fragte barsch nach unserem Sicherheitsingenieur. Er betrat das Gebäude und fragte, warum hier ein Flügel steht. Ich antwortete, dass es doch cool sei. Er war verwirrt, warum es eine Bar in der Firma gibt, und war offensichtlich verärgert. Ich bot ihm einen Kaffee an, was ihn vollkommen verblüffte. In diesem Moment wusste ich, dass wir etwas Einzigartiges geschaffen haben. Und das war unser Ziel.

Daher können wir unsere Kreativität auch in unserem Neubau und seiner Architektur ausleben. Das Spannende daran ist, dass auch die jüngere Generation ihre Kreativi­tät und eigene Ideen einbringen darf. Wir kommen aus der Livemusik-Branche, in der die Technik immer eine un­terstützende Rolle spielte. Mit dieser Technik sind kreative Möglichkeiten gewachsen. Ich habe kürzlich darüber nachgedacht, wie privilegiert wir sind, Werkzeuge für die heutige Musik- und Audioszene zu schaffen – eine Szene, die sich durch reichlich Bass, stark komprimierte Sounds und neue Musikrichtungen auszeichnet. Und 30 Jahre später hat sich die Art, wie wir mit Menschen kommuni­zieren, verändert. Heute sprechen wir über Filme, Social Media und digitales Marketing. Und wir haben uns die­sen Veränderungen angepasst.

Sven: Gebt mir einen Ausblick, was wir in den nächsten Jahren von Fohhn erwarten können. Was sind eure Visio­nen? Welche Ziele wollt ihr erreichen?

Jochen: Ein wesentliches Ziel ist es, unsere Marke be­kannter zu machen und uns global weiter zu verbreiten, da es noch viele Regionen gibt, in denen wir nicht prä­sent sind. Dies hat zur Gründung einer Niederlassung in Miami letzte Woche geführt, um auch auf dem US-Markt Fuß zu fassen. Das erinnert uns an die Gefühle von vor 30 Jahren, als wir anfingen – es ist, als ob wir auf einem klei­nen 9m² Stand beginnen, ähnlich wie ein Tel­lerwäscher in Amerika, der ganz unten startet.

Sven: Das heißt, ihr geht nicht über den Distributionsweg in die USA, sondern ihr habt …

Uli: … ein eigenes Unternehmen gegründet.

Jochen: Wir haben einen zentralen Standort eingerichtet, der als Hub für Materiallieferungen für Südamerika und Kanada dient, und von dort aus expandieren wir. In den USA gibt es aufgrund der Größe des Landes keine Ein­heitslösung, aber so haben wir immerhin eine Grundlage. Die Frage für uns ist, wohin wir in den nächsten fünf Jah­ren expandieren werden. Aktuell arbeiten wir jetzt in Frankreich mit der großen Vertriebsgesellschaft CSI zu­sammen, haben neue Mitarbeiter in Spanien und Mitarbeiter in Indien und China.

Uli: Wir haben die Fohhn Audio AG Schweiz gegründet und neue Mitarbeiter in Österreich eingestellt. Unser wei­terer Fokus liegt auf technologischer Weiterentwicklung, besonders im Hinblick auf die Anforderungen der IT-Branche im AV-Bereich. Wir streben nach beständiger Kompatibili­tät und Nachhaltigkeit. In diesem Jahr haben wir mit dem Steinbeis Zentrum begonnen, eine CO2-Bilanz gemäß dem Greenhouse Gas Protocol Scope 1 und Scope 2 zu erstellen, wobei demnächst auch Scope 3 folgen wird. Dieses Ziel zur Nachhaltigkeit wird nicht nur von der Ge­schäftsleitung, sondern von allen Mitarbeitern verfolgt. Viele Mitarbeiter des Nachhaltigkeitsrats arbeiten jede Woche in Gruppen an Projekten, um unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren und unser Unternehmen zukunftsfähig zu gestalten.

Jochen: IT-Friendly bedeutet für uns die Integration von Aspekten wie Power over Ethernet (PoE), Managed Services, Fernwartung und Cloud-Lösungen. Wir arbeiten aktuell an der nächsten Generation von Steuerungs- und Überwachungssystemen und planen, diese Dienste weiter auszubauen. Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren in diesen IT-basierten Bereichen führend zu sein. Dies zeigt sich auch daran, wie viele renommierte IT-Unternehmen wir als Gäste haben.

Neues Fohhn-Logo
Neues Logo: Zum 30-jährigen Jubiläum gibt sich Fohhn eine ganz neue Markenidentität mit einem transparenteren und leichteren Logo, einer neuen Typo sowie dem neuen Claim „Colors of Sound“, mit dem das Unternehmen seinen offenen, diversen und inklusiven Spirit stärker transportieren möchte. (Bild: Fohhn)

Sven: In dem von dir angesprochenen Konzept betonst du, dass Mitarbeiter nicht nur Aufgaben erfüllen, sondern auch Verantwortung tragen und sich aktiv einbringen. Das erfordert eine starke Identifikation mit ihren Aufgaben. Wie würdet ihr in diesem Kontext euren Führungsstil be­schreiben?

Jochen: Ermöglicher!

Wir haben unsere Firma aufgebaut, um ein störungs­freies Arbeitsumfeld zu ermöglichen. Auch wenn wir das Unternehmen leiten, sind wir nicht das gesamte Unter­nehmen – unsere Rolle besteht darin, Möglichkeiten für andere zu schaffen.

Uli: Die Identifikation mit einem Unternehmen entsteht, wenn den Mitarbeitern Freiraum zur Selbstverwirklichung und Kreativität gewährt wird. Die Firma sollte ein Ort sein, an dem neue Ideen entstehen können und Mitarbei­ter nicht nur als Nummern, sondern als Individuen wahr­genommen werden. Dies erfordert Vertrauen und den Verzicht auf ständige Überwachung. Die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen und ernst genommen zu werden, stärkt die Identifikation und ist ein wesentlicher Bestand­teil der Nachhaltigkeitsbemühungen des Unternehmens.

Jochen: Die nachhaltige Unternehmensphilosophie bein­haltet auch einen sozialen Umgang, der Kreativität för­dert und neue Talente anzieht. Angesichts der Knappheit an talentierten und musikaffinen Mitarbeitern ist es wich­tig, vorhandenes Personal zu halten und neue Leute zu gewinnen. Durch Jugendarbeit und die Schaffung eines attraktiven Arbeitsumfelds gelingt es uns, Bewerbungen zu erhalten und neue Mitarbeiter zu rekrutieren.

Sven: Noch einmal zurück zum Thema Produkt bzw. Au­diotechnik. Ihr habt gerade angesprochen, dass das The­ma IT in Zukunft noch mehr in den Fokus rücken wird. Immer mehr Lautsprecher bekommen POE-Schnittstellen, werden also mit IT verbunden. Aber gibt es noch andere Trends, die ihr im Audiomarkt beobachtet, auf die ihr re­agieren werdet, die euch beeinflussen werden?

Jochen: Die Zukunft der Branche liegt weniger in der Entwicklung neuer Geräte wie „Boxen“ und mehr in IT-Lösungen, insbesondere in den Bereichen Predictive Maintenance und Strukturveränderungen. Diese techno­logischen Entwicklungen werden die Branche erheblich verändern.

Nico: Die bedeutendste Veränderung in der Branche ist nicht ein spezifischer Produkttrend, sondern eine Ände­rung der Denkweise. Obwohl technische Verbesserungen wie schlankere, kleinere oder leistungsstärkere Produkte weiterhin wichtig sind, ist der größere Wandel die Ver­schmelzung von AV und IT. Dieser Wandel hat weitrei­chendere Auswirkungen als die Nachfrage nach einem spezifischen Produkt, wie einem kleineren Subwoofer.

Am Ende will es der Kunde einfach haben, benutzer­freundlich, Plug & Play. Komplizierte Dinge lehnt er ab. Die Reise geht also klar in diese Richtung. Ist die User Experience gut, ist ein Produkt oder System geil, ist die Erfahrung schlecht, dann ist das blöd.

Sven: Wie geht ihr mit der Entwicklung der Planer und Systemintegratoren um, die die Produkte bei den Kunden einbauen und installieren? Angesichts der Anforderungen der Endkunden, die eine einfache Lösung bevorzugen, und der Tatsache, dass euer Produkt nur ein Teil eines ge­samten Systems ist, muss sicherlich auch eine Veränderung bei euren Partnern stattfinden. Wie unterstützt ihr also eure eigene Vision in Bezug auf eure direkten Partner?

Jochen: Planer und Systemintegratoren profitieren von der Vereinfachung unserer Produkte und Systeme. Die Planer schätzen die Vereinfachung in der Darstellung und Implementierung von Netzwerk-Hubs und Endpunkten, während die Systemintegratoren, die sich mit vielen ver­schiedenen Technologien beschäftigen müssen, eine Ent­lastung erleben. Darüber hinaus beeinflussen die Erfah­rungen der Anwender mit unseren Produkten zuneh­mend die Kaufentscheidungen innerhalb der Unterneh­men. Diese Vereinfachung wird von allen Beteiligten der Lieferkette begrüßt.

Nico: Stichwort Services, Fohhn Designer, Fohhn Optimizer, Gateways; unterstützend zum Projekt-Support, den es ja seit vielen Jahren gibt, unter die Arme zu greifen.

Jochen: Wir arbeiten aktuell an einem Projekt mit Wolfvision, das deren IT-Aspekt und unseren Audio-Aspekt in­tegriert, um neue Möglichkeiten zu schaffen. Durch den Einsatz von umfangreicher Sensorik, wie Lautsprechern, Mikrofonen und Kameras, kann das System Informatio­nen über den Raum erfassen und darauf basierend intelli­gente Entscheidungen treffen. Zukünftig wird die Senso­rik wahrscheinlich noch weiter ausgebaut, um zusätzliche unterstützende Technik anbieten zu können und die Be­dienung zu erleichtern.

Wir sehen die Zukunft in der Vereinfachung und Integ­ration von Dienstleistungen, ähnlich wie ein „3-in-1“-Tab für Geschirrspüler geht der Trend in Richtung All-in-One. Wir arbeiten mit Wolfvision zusammen, um eine Videobar zu entwickeln, die mehrere Funktionen in einem Gerät vereint, um den Benutzern die Arbeit zu erleichtern. Wir verstehen, dass komplexere Projekte weiterhin Planung und Integration erfordern, während einfachere Lösungen in den IT-Bereich fallen. Daher zielen wir darauf ab, Pro­dukte zu entwickeln, die sowohl von der IT-Abteilung als auch von Audiophilen geschätzt werden.

Unsere Aufgabe ist es, die Intelligenz in das System zu bringen, und da hilft drei-in-eins, da hilft KI, da hilft Pre­dictive Maintenance und so weiter. Und da, glaube ich, reden wir in Zukunft nicht nur über fünf Jahre, das wird der Weg in unserer AV-Branche sein. Das ist spannend.

Sven: Zusammenfassend kann man also an dieser Stelle sagen, dass ihr euch in den letzten 30 Jahren vor allem erstmal im nationalen Markt behaupten musstet, hier aber nun gesetzt und gefestigt seid. Mit dem neuen Logo, dem neuen Claim und euren neuen internationalen Stand­orten habt ihr nun die Botschaft, weiter zu wachsen, auch International. Hierbei wünsche ich euch ganz viel Erfolg, sage herzlichen Glückwunsch zu 30 Jahren Fohhn und bedanke mich für das Interview und eure Zeit.

v.l.n.r.: Heike Pietsch, Uli Haug, Sven Schuhen und Jochen Schwarz
Den Start unseres Interviews hatten wir im beeindruckenden Fohhn Soundlab, in dem das Produktportfolio ausgestellt ist und auch angehört werden kann. Da wegen des Partner-AVents aber viel Betrieb im Soundlab war, zogen wir später in einen Besprechungsraum um – v.l.n.r.: Heike Pietsch (Media Sales Professional System), Uli Haug (Director Marketing & Sales Fohhn Audio AG), Sven Schuhen (Redakteur Professional System), Jochen Schwarz (CEO Fohhn Audio AG) und hinter der Kamera Nico Schwarz :-). (Bild: Nico Schwarz)

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