Praxistest beim Junggesellinnen-Abschied

Praxistest Sennheiser evolution wireless G4

Mit unterschiedlichen Baureihen versprechen die Mikrofone der neuen evolution wireless G4-Serie nicht nur verlässliche Funkübertragung ihrer Audiosignale, sondern auch als Profiserie ew 500-p Modelle für den harten Profi-Alltag. PROFESSIONAL SYSTEM Autor Uwe Agnes hat das Mikrofon vor Ort getestet – bei einem Unterrichts-Event mit Junggesellinnen-Abschied …

Sennheiser evolution wireless G4(Bild: Uwe Agnes)

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Folgende Themen behandelt dieser Praxistest:


Der Begriff „Evolution“ beschreibt eine bruchlose Fortentwicklung im Laufe der Zeit – und es ist exakt das, was Sennheiser mit seiner Wireless-Serie im letzten Frühjahr auf den Weg gebracht hat. Die mittlerweile vierte Generation von evolution wireless, die G4-Serie, wurde im vergangenen April auf der NAB 2018 vorstellt. Sie bietet nicht nur die gewohnte Baureihe ew 100-p, welche sich eher an Einsteiger richtet, die auf eine verlässliche Funkübertragung ihrer Audiosignale nicht verzichten wollen. Obendrein gibt es aber die neue Profiserie ew 500-p, die mit einer robusteren Ausführung für den harten professionellen Alltag aufwartet.

Wir hatten die Gelegenheit, die ew-500-p- G4-Serie mit ihren unterschiedlichen Komponenten im praktischen Einsatz zu erproben und bei der Cambridge Cookery School bei einem der Unterrichts-Events Erfahrungen zu sammeln. Üblicherweise würde man erwarten, dass bei einer Teilnehmerzahl in der Größenordnung von zwei bis drei Dutzend die Übertragung und Verstärkung dessen, was die Kursleiterin zu sagen hat, nicht unbedingt nötig sei. Allerdings geht es bei solchen Events mitunter ein wenig lebhaft zu, besonders wenn ein solcher Kurs von einer sogenannten „Hen Party“, also einem Junggesellinnen-Abschied, belegt wird. Da kann ein wenig technische Unterstützung sicher nicht schaden, wenn die Stimme bei Laune bleiben soll.

Evolution wireless G4

Wie es sich bei einer ordentlichen Evolution gehört, sind alle Komponenten der ew 100-pund ew-500-p-Serie kompatibel mit der vorherigen Generation von evolution wireless. Somit lassen sich vorhandene Sender, Empfänger, Handhelds und sonstiges Zubehör problemlos weiterverwenden. Das letzte Update der Serie, seinerzeit von G2 auf G3, erfolgte 2010. Nun, acht Jahre später, gibt es also evolution G4.

Dabei bleiben bei der Serie ew 100-p im Vergleich zu G3 die technischen Daten weitgehend gleich. Beide arbeiten mit Breitband-FM-Modulation auf 1.680 Frequenzen im UHF-Spektrum. Die Werte für Signal-Rausch- Verhältnis, Squelch, Audio-Ausgangspegel und Betriebsdauer bei Batterie-Speisung sind ebenfalls identisch.

Beim Design der G4-Serie bemerkt man, dass Sennheiser zwar bei den Taschensendern die Gehäusefarbe der G3-Serie beibehalten, jedoch deren orange LCD-Anzeige auf ein kontrastreicheres Schwarzweiß-LCD umgestellt hat. Bei den G4-Empfängern fällt das Facelift hingegen markanter aus. Hier gibt es nun eine silberfarbene Frontplatte und eine vergrößerte Anzeige, ebenfalls in Schwarz- Weiß-Ausführung. Auch die Bedienelemente finden sich an geringfügig geänderter Position und wurden um eine Taste ergänzt. Während sich also bei den ew-100-p- Geräten die Evolution mit neu gestalteten Gehäusen eher auf Äußerlichkeiten konzentriert, hat sich Sennheiser die technologische Innovation für die robustere ew-500-p-Serie aufgespart.

EM 300-500 G4
Rückseite des Empfängers EM 300-500 G4 mit 12-Volt-Gleichstromeingang, zwei BNC-Anschlüssen für die Diversity-Antennen, Audioausgängen in 6,5-mm-Klinken- und XLR-Ausführung sowie einer RJ-45-Ethernet-Buchse für die Netzwerkverbindung (Bild: Uwe Agnes)

Hier gibt es einen neuen Chipsatz für insgesamt 2.880 Frequenzen mit einer Schaltbandbreite von bis zu 88 MHz, wobei 32 Kanäle parallel verwendet werden können – in überlasteten HF-Umgebungen ganz sicher ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Zusätzlich verfügen die ew 500-p-Systeme über eine höhere Leistung von maximal 50 mW und dementsprechend über eine potenziell höhere Reichweite. Nicht überall auf der Welt darf man jedoch Sender und Empfänger mit einem solchen Maximalwert betreiben. Deshalb ist die Sendeleistung der evolution wireless 500-p G4 in drei Stufen von 10, 30 oder 50 mW schaltbar. Im Vergleich dazu senden die 100-p-Systeme mit konstant 30 mW Ausgangsleistung.

Systemkomponenten

Insgesamt umfasst die Serie ew-500 p G4 den True-Diversity-Empfänger EM 300-500 G4, das Handmikrofon SKM 500 G4 sowie den Taschensender SK 500 G4. Für mobile Video- oder Broadcast-Anwendungen stehen zusätzlich der Kameraempfänger EK 500 G4 und der Aufstecksender SKP 500 G4 zur Verfügung, mit dem jedes drahtgebundene Mikrofon mit XLR-Anschluss für den drahtlosen Betrieb eingesetzt werden kann.

Kernstück der Serie ist der Empfänger EM 300-500 G4, dessen Baugröße eine halbe Rackbreite beträgt. An der Vorderseite befinden sich die Bedienelemente und die LED-Anzeige, mit der die Menüfunktionen des Empfängers gesteuert und die üblichen Einstellungen vorgenommen werden können. Auf der Rückseite liegen der 12-Volt-Gleichstromeingang, zwei BNC-Anschlüsse für die Diversity-Antennen, je ein symmetrischer und unsymmetrischer Audio-Ausgang in 6,5-mm-Klinken- und XLR-Ausführung sowie eine RJ-45-Ethernet-Buchse für die Netzwerkverbindung des Geräts. Zur Steuerung im Netzwerk kann die Software Sennheiser Wireless Systems Manager verwendet werden. Das Frequenz-Setup für mehrere verbundene Empfänger kann aber auch ohne zusätzliche Software über den Menüpunkt „Easy Setup“ vorgenommen werden.

Der Taschensender SK 500 G4 im Einsatz
Der Taschensender SK 500
G4 im Einsatz
(Bild: Uwe Agnes)

Beim SKM 500 G4 handelt es sich um einen Handsender mit schwarzem Aluminium- Gehäuse, dessen erweiterte Bandbreite und Sendeleistung den Kennzahlen des ew- 500-Systems entspricht. Der Sender kann mit unterschiedlichen Sennheiser-Mikrofonkapseln wie beispielsweise den dynamischen e935 und e945 eingesetzt werden und liefert dann die entsprechenden Richtcharakteristiken. Das Gewicht mit Batterien beträgt etwa 450 Gramm, die typische Betriebszeit mit zwei frischen AA-Batterien beläuft sich typischerweise auf acht Stunden.

Der Taschensender SK 500 G4 schafft es, mit derselben Stromquelle genauso lange wie der Handsender in Betrieb zu bleiben. Er lässt sich mit seiner Größe von ca. 82 x 64 x 24 mm bei einem Gewicht von nur 160 Gramm, Batterien eingeschlossen, problemlos und weitgehend unsichtbar an jeder Kleidung anbringen. Als Mikrofone kommen alle Sennheiser-Kapseln mit 3,5-mm-Klinkenanschluss infrage, so dass der Taschensender sich je nach Einsatzzweck jedem Lavalier- oder Nackenbügel- Mikrofon wie beispielsweise dem ME-2 oder dem SL-Headmic 1 einsetzen lässt.

Die insgesamt fünf Grundkomponenten der Serien ew 500-p werden in unterschiedlichen Zusammenstellungen als Sets je nach Anwendungsbereich angeboten. Alle Bestandteile dieser Sets sind jedoch auch einzeln erhältlich und können so bereits vorhandenes Equipment der evolution-wireless-Serien ergänzen.

Setup

Schon der erste Eindruck beim Auspacken der Komponenten ist erfreulich. Alle Geräte machen einen soliden und gut verarbeiteten Eindruck, der sich bei näherer Beschäftigung eher noch verstärkt. In erster Linie liegt das an durchdachten Details, die in der Summe noch an Bedeutung gewinnen und zeigen, dass Überlegungen aus dem Betrieb in der Praxis wichtig bei der Gestaltung waren.

Kopfbügel-Mikrofon SLHeadmic 1
Im Praxistest verwendet
die Kursleiterin in der Cambridge Cookery School das Kopfbügel-Mikrofon SLHeadmic 1.
(Bild: Uwe Agnes)

Das sind im Grunde Kleinigkeiten wie der verschraubbare Klinkenstecker am SK 500 G4, der verhindert, dass sich das Mikrofonkabel durch eine unbedachte Bewegung ungewollt aus der Buchse verabschiedet. Aber auch die Tatsache zählt dazu, dass am Taschensender bestimmte Bedienelemente, die wie etwa die Mute-Taste auf keinen Fall versehentlich betätigt werden sollten, verborgen und somit geschützt hinter der Batterie-Klappe angeordnet sind. Einziger Wermutstropfen: Die Betriebsanzeige dient gleichzeitig als Low-Battery- Warnung. Dann leuchtet sie nicht, sondern blinkt. Wer die Betriebsanleitung nicht komplett auswendig im Kopf hat, könnte bei normalem Betriebszustand und konstant leuchtender Lampe denken, die Kapazität der Stromquelle neige sich dem Ende zu – obwohl die Anzeige im LED-Display etwas ganz anderes anzeigt. Solche vermeintlich im Konflikt stehende Anzeigen führen in anderen Umgebungen dazu, dass Flugzeuge vom Himmel fallen. Bei einer „Hen Party“ ist so etwas natürlich weniger kritisch.

Ansonsten sind Setup und Inbetriebnahme auch ohne ausführliches Studium des Manuals völlig unproblematisch. Da nur eine Sendestrecke in Betrieb sein soll und auch in der näheren Umgebung niemand zu senden scheint, kann die ab Werk voreingestellte Frequenz beibehalten werden. Hätte sie geändert werden müssen, wäre das dank der Easy- Setup-Funktion leicht von der Hand gegangen.

Handmikrofon SKM 500 G4
Das Handmikrofon SKM
500 G4 kann mit unterschiedlichen Sennheiser-Mikrofonkapseln eingesetzt werden.
(Bild: Uwe Agnes)

Es lohnt sich aber in jedem Fall, einen Probedurchlauf im Soundcheck-Modus durchzuführen, bei dem das System konstant den AF- und RF-Pegel des Systems überwacht und aufzeichnet. So erhält man auch ohne eine zweite Person am Set genaue Auskunft darüber, ob die Übertragung auf der gesamten bespielten Fläche in Ordnung ist. Falls nicht, muss man die Antennengeometrie oder die Position des Empfängers variieren.

Mehl statt Wasser

Zwar gibt es für Eltern mit kleinen Kindern, die gern auf dem Arm getragen werden möchten, spezielle Kochbücher für das „einhändige Kochen“. Weil solch ein Kochen allerdings eher ein Spezialfall ist, hätte man als Kursleiterin in der Cambridge Cookery School doch gerne beide Hände frei. Das Handmikrofon SKM 500 G4 scheidet daher zugunsten des Taschensenders SK 500 G4 aus. Da andererseits die Instruktorin ständig in Bewegung sein und dabei auch häufig die Sprechrichtung ändern wird, kommt nicht das Lavalier-Ansteckmikrofon ME-2, sondern das Kopfbügel-Mikrofon SL-Headmic 1 zum Einsatz. In der Unterrichtsküche kann die maximale Reichweite des Systems von 100 Metern zwar nicht zur Geltung kommen, die Audioqualität der Übertragung lässt jedoch keine Wünsche offen.

Einer der Unterschiede der ew-500-p-G4- Serie im Vergleich zur den ew-100-p-G4- Geräten ist die erhöhte Robustheit insbesondere durch einen besseren Schutz gegen das Einwirken von Flüssigkeiten. Gedacht hat man dabei wohl an Regen beim Broadcasteinsatz im Freien. Aber was vor Flüssigkeiten geschützt ist, kann auch mit Staub besser umgehen – und das erweist sich in der Lehrküche als durchaus wichtige Eigenschaft. Denn bei der Herstellung von Pastateig gerät zeitweise eine bedeutende Menge an Mehlstaub in der Luft, der sich im Lauf der Zeit sowohl auf den Teilnehmerinnen als auch auf der Drahtlos- Strecke niederschlägt – aber eben nicht in deren Technik vordringen kann. Im Handumdrehen sind die Spuren des Einsatzes entfernt. Leichter, unkomplizierter und zuverlässiger kann man drahtlose Audioübertragung kaum gestalten.

Verfügbare Frequenzbereiche der Sennheiser ew-500-p-Serie

  • Aw+ 470 – 558 MHz
  • AS 520 – 558 MHz
  • Gw1 558 – 608 MHz
  • Gw 558 – 626 MHz
  • Gbw 606 – 678 MHz
  • Bw 626 – 698 MHz
  • Cw 718 – 790 MHz
  • Dw 790 – 865 MHz
  • JB 806 – 810 MHz
  • K+ 925 – 937,5 MHz

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