AV und IT: AV over IP Systeme

Crestron NVX ist jetzt „Pixel Perfect“

Crestrons neuer Slogan für das NVX AV over IP System ist „Pixel Perfect“. Hiermit meint der Hersteller ein zusätzliches Processing, das vor allem Standbilder in besserer Qualität als zuvor darstellt. Das Update für das Pixel Perfect Processing wird auch den bisherigen NVX-Endgeräten zu Verfügung gestellt.

Creston(Bild: Sven Schuhen)

Die Themen dieses Features:

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2017 stellte Crestron sein AV over IP System erstmals vor. Seitdem wurden nach Angaben des Herstellers bereits 120.000 Einheiten weltweit verkauft. 2019 wurde das System noch einmal mit „Pixel Perfect Processing“ aufpoliert, um auch bei Standbildern ein „makelloses Bild“ liefern zu können. Hinzu kommen weitere Geräte im Portfolio. Neben kostengünstigeren Einsteigergeräten, die Crestron nun als separate Transmitter und Receiver ausführt und eine Stromversorgung über PoE+ zulässt, gibt es einen neuen Transceiver, der zwei Dante- oder AES67 Audio-Kanäle lokal analog oder über HDMI ausgeben, sowie auch umgekehrt ins Dante Netzwerk einspeisen kann.

Schon auf der ISE 2018 pries der amerikanische Hersteller sein AV over IP Transceiver System NVX als „Die einzige komplette AV-Netzwerk-Lösung an“. Und 2019 sagt Crestron auf seinem Stand im Amsterdamer RAI einfach nur noch „YES“ zu allen Fragen, die in Bezug auf Einsatzort, Zuverlässigkeit, Bildqualität, Flexibilität, Skalierbarkeit und Sicherheit gestellt werden könnten. PROFESSIONAL SYSTEM konnte sowohl in der Duisburger Niederlassung von Crestron, als auch auf dem diesjährigen ISE Messestand Hand an das System legen und sich Eindrücke der Geräte im Betrieb verschaffen.

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AV over IP mit Crestron NVX

Die Netzwerk-AV-Lösung der DM NVX-Serie überträgt und verteilt Audio und Video über IP in Standard-1-Gigabit-Ethernet-Netzwerken mit Cat.5e Spezifikation. Es kann somit flexibel in bestehende Netzwerk-Systeme integriert oder aber über verbreitete Peripherie autark aufgebaut werden. Dies erlaubt eine große Flexibilität beim Hinzufügen von Quellen und Senken gegenüber festen AV-Matrix-Umschaltern, Extender-Systemen und Kabeln. In der Theorie erlaubt ein AV-over-IP-System eine unbegrenzte Skalierbarkeit.

Crestron NVX-Serie
Die gesamte NVX-Serie wurde auf dem diesjährigen ISE Stand von Crestron übersichtlich dargestellt. Neben günstigeren dedizier-ten Transmittern und Receivern gibt es nun einen neuen Transceiver, der über eine Dante-Audio-Netzwerkschnittstelle verfügt und somit den Audiostream aus dem NVX-System in Dante zu Verfügung stellen oder aber Dante-Audiokanäle ins NVX-System ein-speisen kann. (Bild: Sven Schuhen)

Auch wenn Standard-Ethernet-Komponenten verwendet werden können, sind einige Mindestanforderungen zu erfüllen, um NVX zu installieren. Hierbei wird jeder NVX-Endpunkt sternförmig an jeweils einen Port eines Layer zwei oder drei Ethernet-Switches angeschlossen. Ein geeigneter Switch muss über IGMPv2 verfügen. Falls mehr NVX-Geräte im Netzwerk kommunizieren sollen als der Switch Ports zu Verfügung stellt, müssen mehrere Switche miteinander verbunden werden. Damit genügend Bandbreite für die Kommunikation der Geräte über einen Switch hinaus zu Verfügung steht, müssen die Switche einen Uplink mit mindestens der Bandbreite aller Ports zusammen besitzen oder dürfen nur mit Geräten bis zur maximalen Uplink-Bandbreite bestückt werden (Switch mit 48 Ports und 40 Gb/s Uplink max. 40 NVX-Endpunkte). Mit speziellen Switchen, die mit dem PIM-Verfahren (Protocol Independent Multicast) arbeiten, ist es jedoch möglich Netzwerkdaten dynamisch zu routen. In diesem Fall ist es auch möglich diese Switche über ihre Uplink-Bandbreite hinaus zu bestücken. Für ein sicheres Netzwerk sollten Switche generell 802.1x-Authentifizierung unterstützen.

Ein NVX-AV-Link besteht aus einem primären Audio- und Video-Stream, der entweder das in HDMI eingebettete oder ein analoges Audiosignal führt sowie das über HDMI zugespielte Videosignal. Hinzu kommt ein sekundärer Audio-Stream, der unabhängig vom primären AV-Stream übertragen wird. Darüber hinaus ist im NVX-Link der USB Traffic als weiterer Stream enthalten, der seine Daten über die Device- oder Host-Buchse am Transmitter erhält und auch unabhängig vom A/V-Stream geroutet werden kann. Es ist aber nur jeweils eine der beiden Buchsen nutzbar. Und schließlich kommt noch Ethernet-Traffic hinzu, welcher alle Steuerungsdaten enthält und über die Ethernet-Buchse am NVX-Gerät angeschlossene, weitere Ethernet-fähige Geräte ans Netz anbinden kann. Da eine Ethernet-Verbindung bidirektional aufgebaut ist, kann ein NVX-Stream mit beispielsweise 850 Mbit/s in die eine Richtung gesendet werden und darüber hinaus in die andere Richtung ein USB-Stream mit vollen 480Mbit/s Bandbreite erfolgen, ohne dass dies zu Problemen führt. In die gleiche Richtung würde das nicht funktionieren, daher stünden dem USB-Stream und weiteren Netzwerk-Daten hier max. 150 Mbit/s an zusätzlicher Datenrate zu Verfügung, den das NVX-System entsprechend einschränken würde.

„Standardmäßig hat der primäre A/V-Stream 750 Mbit/s, hinzu kommen 6Mbit/s für den sekundären Audio-Stream. Somit stehen für USB-Anwendungen und Ethernet-Datenverkehr bei Nutzung der Standardeinstellung in gleicher Richtung wie der A/V-Stream rund 240Mbit/s zu Verfügung“ erklärt uns Frank Boshoven, Senior Business Development Manager für den Bereich Education Market bei Crestron in der Duisburger Filiale des Herstellers.

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Das NVX Portfolio im Detail

DM-NVX-350 ist das erste Modell des NVX-Systems und kann über die Software sowohl als Transmitter, als auch als Receiver konfiguriert werden. Das Gerät bietet zwei umschaltbare HDMI-Eingänge sowie einen HDMI-Ausgang, welche neben 4K Bildübertragung mit 60Hz Bildwiederholrate und 4:4:4 Farbuntertastung sowie das Verarbeiten von HDR-Kontrastumfängen und Up/Down-Scaling auch die Übertragung von 5.1- und 7.1-Multichannel- sowie 3D-Audio unterstützen. Dazu befindet sich am Gerät ein symmetrischer analoger Stereo In-/Output. Zwei Gigabit-Netzwerk-Ports dienen der Übertragung des AV over IP Signals bis zu 100m und ersterer unterstützt zudem UPoE (Universal Power over Ethernet). Dazu gibt es einen Gigabit SFP-Port für optische Übertragung. Die drei Ports sind über einen internen Switch verbunden und erlauben dadurch eine Daisy-Chain Verkabelung oder auch die Integration weiterer Ethernet-Peripherie. Ein USB 2.0 Host-Port dient zum Anschluss von USB-Geräten und ein USB 2.0 Device Port zum Anschluss des NVX-Transceivers an einem PC. Der integrierte Video-Wall-Controller erlaubt das Ansteuern von bis zu 64 Displays mit jeweils einer NVX-Einheit im Daisy-Chain-Betrieb.

 NVX-Encoder E30 und -Decoder D30 mit POE+-
Die neuen NVX-Encoder E30 und -Decoder D30 mit POE+-Unterstützung bieten zusätzliche Flexibilität und Funktionalität für das Systemdesign und richten sich an Einsteiger in das NVX-System. (Bild: Crestron)
NVX-Transceiver
Der neue NVX-Transceiver mit Dante-Audio-Support führt nun die digitalen Audio- und Videowelten zusammen und liefert die gleichen Features wie der DM-NVX-350 Transceiver. 2-Kanal-Dante-Audio kann in den NVX-Stream integriert oder aber über HDMI sowie den analogen Audio-Port ausgegeben werden. (Bild: Crestron)

DM-NVX-351 entspricht im Grunde dem DM-NVX-350, erlaubt aber zusätzlich das Downmixing des embedded HDMI-Audio-Streams auf den analogen Stereo-I/O des Geräts.

DM-NVX-352 entspricht ebenfalls dem DM-NVX-350 mit dem zusätzlichen, schon eingangs erwähnten Feature zwei Dante- oder AES67 Audio-Kanäle lokal analog oder über HDMI ausgeben, sowie auch umgekehrt ins Dante Netzwerk einspeisen zu können.

DM-NVX-E30 und DM-NVX-D30 sind jeweils einzelne Encoder und Decoder mit weniger Funktionsumfang als der DM-NVX-350 Transceiver. Auf einen zweiten Ethernet-Port wurde ebenso verzichtet wie auf einen SFP-Port. Der analoge Audio-Ausgang steht nur zur Verfügung, wenn E30 oder D30 einen sekundären Audio-Stream aus dem NVX-System erhalten. Ohne Scaler-Funktion sowie mit nur jeweils einem HDMI-Anschluss für den Signal-Input am Encoder bzw. -Output am Decoder bieten diese beiden Einheiten einen deutlich günstigeren Einstieg in das NVX-System. Darüber hinaus lässt der reduzierte Funktionsumfang eine Stromversorgung über den PoE+-Standard über die Netzwerkschnittstelle zu.

Alle zuvor genannten Modelle stehen mit dem Kürzel -C auch als Einschub-Kartenversion für den DMF-CI-8 19“-Kartenträger zu Verfügung. Der Kartenträger versorgt bis zu 8 Einschub-Karten der DM-NVX-C-Serie mit Strom. Bei Problemen oder anderen Nutzungsanforderungen ist ein Tausch der Karten im Betrieb möglich. Über ein Farb-Display an der Front können für jede Karte Netzwerk-Einstellungen vorgenommen und Statusinformationen ausgelesen werden.

DM NVX Director dient zur zentralen Überwachung, Verwaltung und Steuerung des gesamten DM NVX-Netzwerks. Darüber emuliert der NVX Director die Funktionalität eines klassischen Hardware-Matrix-Switchers und erlaubt somit das Routen von Signalen. Die NVX-Endpunkte werden im Netzwerk automatisch gefunden und aufgelistet. Den Director gibt es in mehreren Varianten. Als DM-NVX-DIR-80 mit vier Ethernet-Ports am besten geeignet für einzelne große Räume für die Verwaltung von bis zu 80 Geräten innerhalb einer Domain. Als DM-NVX-DIR-160 ebenfalls mit vier Ethernet-Ports am besten geeignet für mehrere Gruppen kleinerer Räume für die Verwaltung von bis zu 160 Geräten in 20 Domains. Für alle größeren Projekte steht die Variante DM-NVX-DIR-ENT mit sechs 1Gb/s Ethernet-Ports und sechs 10Gb/s SFP+-Ports zu Verfügung, der bis zu 1.000 Geräte in 240 Domains verwalten kann.

Darüber hinaus können die Module aus der DM-USB-EXT Serie ebenfalls für die Einbindung von USB-Daten ins NVX Netz und das freie Routing zwischen allen Geräten genutzt werden.

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Die Features von NVX

NVX ermöglicht die Übertragung von Video-Inhalten in 4K Auflösung bis zu 60Hz mit 4:4:4 Farbuntertastung sowie HDR und verwendet hierzu einen JPEG2000-Wavelet-basierten Codec für die Komprimierung. Crestron wirbt dabei mit „No Latency“, jedoch ist damit die Systemlatenz gegenüber festen Matrix-Systemen, z. B. bei HDBaseT, gemeint. Eine Latenz von etwa 9,4 ms ist zwar vorhanden, befindet sich bei 60Hz Bildwiederholfrequenz jedoch unterhalb der Zeit eines Bildwechsels und ist damit nicht wahrnehmbar.

Crestron
Die Lüfter der NVX-Endgeräte haben eine sehr geringe Betriebslautsstärke und schalten sich ohne anliegenden Stream bzw. ohne anliegendes Videosignal ab. Für laustärkekritische Umgebungen können die Lüfter auch gänzlich abgeschaltet werden. (Bild: Crestron)

NVX bietet zudem weitreichende Sicherheits-Features, die bereits in großen IT-Umgebungen Standard sind. Für die Wiedergabe auf nicht 4K-auflösenden Geräten kann das System ein geeignetes Down-Scaling und für die Wiedergabe von Inhalten auf Video-Walls entsprechende Zooms sowie Bezel-Kompensation vornehmen. Eine „Forward Error Correction“ schützt die Videoübertragung vor Umgebungseinstreuung. Ein integrierter Audio-Processor ermöglicht das Heruntermischen des Audio-Streams auf Stereo und die Ausgabe an den am Gerät vorhandenen 2-Kanal-Anschluss. NVX verfügt darüber hinaus über ein bi-direktionales USB 2.0 Routing, um das System zum Beispiel für KVM-Anwendungen oder Videokonferenzen nutzen zu können. Standardmäßig verwendet Crestron eine Komprimierung für die maximale Bandbreite von 750 Mb/s, welche manuell angepasst werden kann, um zum Beispiel bei weniger zu Verfügung stehender Bandbreite NVX dennoch in bestehende Infrastrukturen integrieren zu können. Dies bedeutet dann jedoch eine höhere Komprimierung, die sich wiederum negativ auf die Bildqualität und auch die Latenz auswirkt.

Im Vorfeld der diesjährigen ISE hat Crestron neben der Erweiterung des Produktportfolios ebenfalls ein großes Update angekündigt. Das sogenannte „Pixel Perfect Processing“ gibt das Video automatisch korrigiert so wieder „als wenn die Quelle direkt am Bildschirm angeschlossen wäre“, wie Nic Melani, Direktor des Commercial Product Marketings, während der Präsentation am Crestron Stand erklärt. Das Pixel Perfect Processing, ein speziell von Crestron entwickeltes Image Processing, soll nun selbst feinste Details im dichtesten Bild erhalten.

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Wie sicher ist Crestrons NVX?

Crestron sagt in seinem Datenblatt der NVX-Sicherheitsfeatures: „Wenn etwas im Netzwerk ist, hat es sicher zu sein.“ Hierzu bedient sich der Hersteller den aktuellen Standards an Technologien für die Sicherheit seiner Produkte.

  • AES-Verschlüsselung gewährt eine sichere Audio- und Videoübertragung und wird auch von Banken für den Schutz von Transaktionen im Internet genutzt.
  • 802.1x-Authentifizierung stellt sicher, dass jedes Gerät im Netzwerk ausdrücklich durch die IT-Abteilung autorisiert wurde.
  • Active Directory ist ein zentrales Berechtigungsmanagement und stellt die zuvor genannte Authentifizierung sicher.
  • PKI-Authentifizierung erlaubt die kryptografische Authentifizierung bestimmter Geräte und ermöglicht einen sicheren Schlüsselaustausch, der für eine effektive AES-Verschlüsselung nötig ist.
  • SSH-Netzwerkprotokoll verschlüsselt und schützt die Befehlszeilenkommunikation, wenn ein Zugriff per Terminal notwendig ist.
  • HTTPS ist die sichere Version von http und verschlüsselt die gesendeten Daten zwischen Webbrowser und der DM NVX-Webkonfigurationsschnittstelle und gewährleistet so die Vertraulichkeit und Integrität der ausgetauschten Daten.
  • Secure CIP sichert die Kommunikation zwischen Steuerungsprozessoren und NVX-Geräten.
Crestron
Alle NVX-Einheiten sind auch als Kartenversion erhältlich und bis zu acht Stück lassen sich in einem 19“ Kartenträger betreiben. Somit lassen sich viele Geräte auf kleinstem Raum unterbringen oder in vorhandene Medienracks für die Zuspielung vieler Dis-plays oder Projektoren oder Videowände integrieren. (Bild: Crestron)

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Ausblick

Für ein Update voraussichtlich im Sommer dieses Jahres hat Crestron bereits die Unterstützung von Dolby Vision und HDR10+ angekündigt. Des Weiteren sollen in einem zukünftigen Update auch die Generierung von Test-Patterns zur Einrichtung und Fehlerdiagnose sowie das Einspielen von eigenen Hintergrundbildern/-Videos, wenn das Gerät gerade keinen Stream erhält, möglich sein. Relativ zeitnah möchte Crestron ein Update bereitstellen, dass einen Virtual USB Host liefert, mit dem mehrere Keyboard-Mouse-Sets, angeschlossen an respektive mehreren Receivern, einen Rechner an einem Transmitter bedient werden können.

Aber auch das Thema 8K hat der Hersteller bei NVX bereits im Blick. Bei einer 20:1-Kompression, die Crestron bei Vergleichen mit anderen Codecs angibt, hätte 8K mit 60Hz Bildfrequenz und 4:2:0 Farbuntertastung, wie es nach HDMI 2.1 Spezifikation festgelegt ist, eine Bandbreite von 1,79 Gbit/s. Das ist mit Standard 1 Gbit/s Ethernet-Netzwerkarchitektur nicht mehr realisierbar. Allerdings wird innerhalb der Normungsgesellschaft IEEE bereits an Möglichkeiten gearbeitet um 2,5 und 5 Gbit/s Bandbreite über vorhandene Cat.5e bzw. Cat.6 Infrastrukturen übertragen zu können. Einige Anbieter von IT-Systemen haben bereits auch schon Produkte hierzu auf dem Markt. Eine entsprechende technische Umsetzung der Übertragung der höheren Bandbreite ließe sich laut Crestron über ein Firmware-Update der NVX-Hardware realisieren, was aber frühestens Anfang kommenden Jahres auf dem Fahrplan stehen soll.

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